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Philharmonisches Orchester Rotterdam, Sol Gabetta (Violoncello) Tonhalle Zürich, 25. April 2016, besucht von Léonard Wüst

Philharmonisches Orchester Rotterdam

Interpreten und Konzertprogramm

  • Yannick Nézet-Séguin (Leitung)
  • Sol Gabetta (Violoncello)

Peter Tschaikowski
„Francesca da Rimini“ Sinfonische Fantasie e-Moll op. 32
Dimitri Schostakowitsch
Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll op. 126
Sergei Prokofjew
Sinfonie Nr. 7 cis-Moll op. 131

Rezension:

Dirigent Yannick Nézet-SéguinDas Philharmonische Orchester Rotterdam erwies sich als wahre Trouvaille, relativ unbekannt, hat es in sich den letzten zwei Jahrzehnten unter der Leitung von Valery Gergiev, amtierte von 1995 bis 2008 und dessen Nachfolger, dem jetzigen Leiter Yannick Nézet – Séguin, kontinuierlich weiterentwickelt und sein internationales Renommee enorm gesteigert und ist inzwischen, seit 2010, ständiges Residenzorchester am Pariser Théâtre des Champs-Elysées. Äusserst  motiviert, kraftvoll und spielfreudig begaben sie sich in Dantes zweiten Kreis der Hölle im „Inferno“ der „Göttlichen Komödie“, das Tschaikowski musikalisch umgesetzt hatte mit seiner sinfonischen Fantasie in E-Moll „Francesca da Rimini“.  Nach dem Zerwürfnis mit seinem Librettisten, hielt sich der Komponist an Dantes Originaltext und an Zeichnungen von Gustave Doré. Die Höllensturm Passagen im ersten Satz umrahmen die Liebeserzählung Francescas und steigern sich kontinuierlich, besonders bedrohlich instrumentiert  durch den drohenden Bassgang, die sich dazugesellenden übrigen Streicher und Holzbläser, komplettiert durch das Holz und die Schlagwerke. Durch die manisch beschworene Tonfolge c – h im Bass rollt erneut eine Steigerungswelle näher, die allmählich abebbt und übergeht in den langsamen Mittelteil. Hier steht die hervorragende Soloklarinette für die Stimme Francescas, deren wehmütiger Gesang zuerst von den Geigen, dann von Flöten und Celli übernommen wird, dies alles ohne eigentliche thematische Entwicklung. Tschaikowski intensiviert die Klarinettenmelodie in gut russischer Tradition durch fabulöse Klangeffekte und melodische Metamorphosen, die aber wieder dem Wirbelwind weichen müssen. Trotzdem gelingt es Tschaikowski die Überlegenheit der Musik über die bildenden Künste deutlich zu machen, indem er auch die Gefühle Francescas zu vermitteln mag. Das sachkundige Publikum würdigte diesen musikalischen Leckerbissen entsprechend mit stürmischem, langanhaltenden Applaus.

Sol Gabetta, Solistin am VioloncelloDann erwartete uns nicht nur ein akustischer, sondern auch optischer Genuss, als die attraktive argentinisch – schweizerische Doppelbürgerin Sol Gabetta mit ihrem Violoncello die Szene betrat. Sie spielt u. a. ein Guadagnini-Cello von 1759, das ihr vom Rahn Kulturfonds als Leihgabe zur Verfügung gestellt wird. Beim Konzert von Schostakowitsch, das eher kammermusikartig gehalten ist, also reduzierte Tonsprache, Verzicht auf üppige Klangmalerei zugunsten transparenter Durchhörbarkeit, konnte Gabetta ihr ausgeprägtes Flair für Tremolo, feinziselierte Tonmodulation und Wandelbarkeit ausspielen. Dies zeigte sich schon 2004, als sie internationales Aufsehen erregte bei ihrem Debüt  am Lucerne Festival, als Gewinnerin des „Crédit Suisse Young Artist Award“, mit den Wiener Philharmonikern unter Valery Gergiev. Sol Gabetta zog das Publikum in ihren Bann. Angespannt und fasziniert folgte das Auditorium der Künstlerin durch das anspruchsvolle, aufwühlende Werk des russischen Komponisten. Nach dem furiosen Finale wogte eine tosende, nichtendenwollende Applauswelle durch den Tonhalle Saal, die die Solistin dann noch zu einer Zugabe bewog. Gutgelaunt begab man sich darauf während der folgenden Pause in die Foyers, wo angeregt diskutiert wurde. Die für das Kinderradio Moskau als Kompositionsauftrag geschriebene Sinfonie Nr. 7 von Sergej Prokofjew war nach der Pause programmiert. Da Prokofjew spätestens seit „Peter und der Wolf“ aus dem Jahre 1936 als Spezialist für anspruchsvolle Kinderkompositionen galt und sich auch gerne in Kindheitserinnerungen schwelgte, waren die idealen Voraussetzungen gegeben, obschon er selbst später hinterfragte, ob diese Musik nicht zu einfach sei, was aber durch die breite Anerkennung des Werkes, auch von Komponistenkollegen, zum Beispiel Schostakowitsch, negiert wurde. Prokofjew wob Motive seiner Ballettkomposition „Die Sage von der steinernen Blume“ ebenso in das Werk ein wie Fragmente der Musik sowjetischer Pioniere. Mal orchestriert er grimmige, brummende Basssequenzen von Celli und Kontrabass, dann wieder in dünner Höhenlage durch die Bläser, manchmal hektisch und aggressiver werdend, mündet das Finale mit der farbenprächtigen Wiederaufnahme des Hauptthemas zu einem versöhnlichen Ende. Hier entlockte der kanadische Dirigent Yannick Nézet – Séguin seinem Orchester mit prägnanten Gesten und vollem Körpereinsatz eine grandiose Virtuosität, die das Publikum mehr als zu überzeugen vermochte. Ein, wahrscheinlich den wenigsten Anwesenden bekanntes Orchester hat seine Visitenkarte abgegeben und wird bleibenden Eindruck hinterlassen. Dies demonstrierte auch der langanhaltende Schlussapplaus. Nach langer, fast zu langer Zeit gönnten uns die Holländer dann doch noch eine Zugabe.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

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Luzerner Sinfonieorchester, Solisten: Vilde Frang und Truls Mørk, KKL Luzern, 20. April 2016, besucht von Léonard Wüst

LSO Luzerner Sinfonieorchester (c)Christian FlierlBesetzung und Programm:

Luzerner Sinfonieorchester LSO James Gaffigan, Chefdirigent

Solisten: Vilde Frang, Violine  und Truls Mørk, Violoncello

 

Johannes Brahms (1833 – 1897)
Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102
Antonín Dvorák (1841 – 1904)
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88

Rezension:

Das Doppelkonzert von Brahms erwies sich als das ideale Terrain für die zwei norwegischen Saitenvirtuosen, ein Werk, geschrieben 1887 in der Sommerfrische am Thunersee, das eigentlich nicht mehr dem damaligen Zeitgeist der Romantik entsprach, eher in barocke, vorklassische Zeit gehören würde. Brahms schrieb die Komposition für seinen ehemaligen Freund und Vertrauten, den Meistergeiger Joseph Joachim, mit dem er sich zerstritten hatte, (in einer Ehekrise der Joachims stellte sich Brahms auf die Seite von Amalie Joachim), quasi als Versöhnungsangebot. Wie Clara Schumann in ihrem Tagebuch vermerkte, durchaus mit Erfolg, sprachen doch die beiden nach Jahren wieder miteinander, ja waren fast wieder ein Herz und eine Seele. Sie vertrugen sich wieder so gut, dass sie das Konzert am 18. Oktober desselben Jahres zusammen in Köln zur Uraufführung brachten, mit dem Cellisten Robert Hausmann als Drittem im Bunde. Der Einstieg in die Partitur fordert dem, Cellisten unmittelbar Höchstschwierigkeiten ab, also nichts mit gemütlichem  Einspielen, bevor er dann von schönen feinen Bläsern unterstützt wird und sich  dann nach etwa anderthalb Minuten auch die Solovioline dazugesellt. Es folgten die Läufe in perfekter Synchronität, gar nicht nordisch kühl, sondern lyrisch warm und zart. Dies unterstützt vom grossartigen Luzerner Sinfonieorchester, engagiert geführt von James Gaffigan.

James Gaffigan, ChefdirigentDas begeisterte Publikum spendete langanhaltenden kräftigen Applaus, erntete dafür aber keine Zugabe der Weltklassesolisten aus Norwegen.

 Vilde Frang, Solistin Violine

Vilde Frang ist Inhaberin einer Professur an der Norwegischen Musikhochschule. Sie spielt eine Violine von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahr 1864.

Truls Mørk, Solist Violoncello

 

Truls Mørks Instrument ist ein von Domenico Montagnana im Jahre 1723 in Venedig gebautes Cello, welches ihm von der norwegischen königlichen Bank zur Verfügung gestellt wird.

Die zweite Konzerthälfte nutzten die Luzerner um zu demonstrieren, dass sie auch ohne Solisten ein aussergewöhnlicher Klangkörper sind, da bot sich Antonín Dvořáks 8. Sinfonie geradezu an. Diese böhmische, noch stark von der K. und K. Monarchie geprägte Musik, fordert alle Register eines grossen Orchesters, vom Kontrabass über das Piccolo bis zur Pauke, Gelegenheit also für die Orchestermusiker, ihr ganzes Können zu demonstrieren, was sie denn auch in grossartiger Art und Weise taten. Da wurde das Solo der Oboe nahtlos vom Hornisten übernommen und von den Streichern weiterentwickelt. Beim furiosen Finale brandeten die Klänge nur so durch den Konzertsaal. Seit Jahren entwickelt sich das Orchester, vor allem auch durch die magistrale Führung seines musikalischen Leiters James Gaffigan, vorwärts und hat sich längst in der Orchesterelite Europas eingereiht, bestätigt durch die diversen Tourneen und Gastspiele weltweit. Die sachkundigen Zuhörer waren emotional aufgewühlt, hingerissen und feierten die Protagonisten dementsprechend.

 

Brahms – Double Concerto in A minor, Op 102

Julia Fischer, Violine
Daniel Müller-Schott, Cello

youtu.be/dco3ms8DNVk?t=17

Kurzer Trailer des Luzerner Sinfonieorchesters LSO

youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home

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Luzerner Theater: Lehman Brothers, Première 15. April 2016, besucht von Léonard Wüst

Luzerner Theater: Lehman BrothersAufstieg und Fall einer Dynastie

Schauspiel von Stefano Massini
Schweizer Erstaufführung


Produktionsteam

Matthias Kaschig Inszenierung
Michael Böhler Bühne
Stefani Klie Kostüme
Michael Frei Musik
Roman Kuskowski Video
Sebastian Pircher Video
Carolin Losch Dramaturgie

Besetzung

Jörg Dathe Emanuel Lehman, Hans-Caspar Gattiker Herbert Lehman, Felix Knopp Henry Lehman, Bettina Riebesel Mayer Lehman, Marcus Signer Robert Lehman

Rezension:

Eine über 160-jährige Familiengeschichte, Dynastien Chronik, die sich über den amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865), zwei Weltkriege und zumindest drei industrielle, digitale und gesellschaftliche Revolutionen erstreckt, in eine dreistündige Handlung zu verpacken und den Zuschauern zu vermitteln, erscheint ein fast aussichtsloses Unterfangen. Trotzdem stellte sich das Schauspielteam des Luzerner Theaters dieser Herausforderung und brachte das Schauspiel von Stefano Massini als Schweizer Erstaufführung auf die Bühne. Der Eindruck ist zwiespältig, das Ensemble, die Inszenierung und das Bühnenbild (inklusive Diaprojektionen) wie immer mehr als auf der Höhe der Aufgabe, die Handlung halt doch zu plakativ, reduziert auf das Feindbild des geldgierigen Bankers und den Lockruf des schnellen Profits und des gesellschaftlichen Anerkennung, verbunden mit dem Aufstieg in das Establishment. Symbolisch die drei, in den 1840er Jahren von Rimpar in Bayern, beschnittene Söhne eines jüdischen Viehhändlers, in die Vereinigten Staaten eingewanderten Brüder Lehmann. Heyum, hier Henry genannt, der Kopf (Stratege), Emanuel, der Arm (Macher) und Mayer, das Gemüse (der Unauffällige, Verbindende). Zusammen bauten sie nach und nach ein Imperium auf, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, dem untrüglichen Riecher für das Machbare, dem Instinkt für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, der nötigen Risikobereitschaft bei Investitionen in noch unbekannte Geschäftszweige, der erforderlichen Zurückhaltung bei allzu unsicheren Erfolgsaussichten, manchmal auch einfach auf den schon rollenden Zug aufspringend. Sie waren auch der ersten, die erkannten: Ich kann jemandem Kampfflugzeuge und die dazu passende Munition verkaufen, dem jeweiligen Gegner Fliegerabwehrkanonen mit entsprechender Munition. Mit dem Erfolg wuchs auch die Gier nach noch mehr Geld, damit auch grössere Macht und mehr Einfluss. Die Welle der ungebremsten Euphorie und der allgemeinen Hysterie und der Hype über den weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung, spülte die Lehman- Dynastie nach ganz oben, Generationen übergreifend. Als Mitbegründer der Wall Street waren sie auch Strippenzieher sowie Pioniere der Devise: Geld macht Geld, alles lässt sich vergolden. Zitat: Wir benutzen Geld, um Geld zu kaufen, um Geld zu verkaufen, um Geld zu verleihen, um Geld zu wechseln.  Nicht die Arbeit bringt die grosse Rendite, sondern der Handel und die Einflussnahme auf denselben. Die Lehmans, noch in der Zeit der Sklaverei in die neue Welt gekommen, nutzten alle Ressourcen, manipulierten Menschen und Märkte, immer mit dem Ziel der Gewinnmaximierung, erschufen so eine Art Baal, dem Gott, dem man alles opfert, ob Privatleben, Familie, Ideale und als Quintessenz schlussendlich jegliche Moral und gesellschaftliche Verantwortung. Da wurden imaginäre Werte, ein monumentales, verschachteltes Konstrukt geschaffen, ein zeitgenössischer Turmbau zu Babel auf einem absolut instabilen Fundament. Obschon allen klar ist, dass das Ganze in sich zusammenstürzt, falls jemand den realen Gegenwert in Form von Geld einfordern würde, drehte sich das Karussell unaufhörlich weiter und entwickelte eine Eigendynamik, die nicht mehr zu stoppen ist und auch durch die Verursacher nicht gestoppt werden wollte. Zu sehr war man trunken von der vermeintlichen Geldmaschine, vom goldenen Kalb, von der eierlegenden Wollmilchsau. Da erste Mal, bei der Weltwirtschaftskrise, die im Oktober 1929 begann, ging alles nochmal gut, da alle das Spiel trotzdem weiter spielen wollten, nachdem sich einige Trader das Leben genommen hatten und einige Posten bereinigt waren. Im September 2008 hingegen war das grosse Spiel der Leman Brothers definitiv zu Ende, der instabile Turm stürzte in sich zusammen, wie sieben Jahre zuvor die Twin Towers und riss auch viele Kleinanleger, vor allem Immobilienbesitzer, mit ins globale Elend. Die Hinterlassenschaft sind unglaubliche 613 Milliarden Dollar Schulden. Zum Vergleich:16.77 Billionen USD beträgt das *Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im Jahre 2013. Über 70% der involvierten Banker sind heute noch in ähnlichen, führenden Positionen in andern Geldinstituten tätig, weshalb sich auch kaum signifikant etwas geändert hat, ausser, dass vielleicht nicht mehr so geprotzt wird wie vorher. Bei Boni und sonstigen Vergütungen machen aber die Arroganten keinerlei Abstriche, während ein Grossteil der Anleger sich mit grad mal 17 Prozent ihrer Forderungen abspeisen lassen mussten. Pikant und Ironie des Schicksals: zum eigentlichen Zeitpunkt des Crashs, war kein Mitglied der Familie Lehman mehr an führenden Positionen der Bank beschäftigt. Auf der Bühne des Luzerner Theater wurde das Werk brillant interpretiert von den hervorragenden Schauspielern, die alle mindestens drei verschiedene Rollen spielten und verblüffend mühelos zum Beispiel die Metamorphose vom Banker zur umworbenen Braut schafften. Marcus Signer glänzte mit hinreissender Mimik bei der Verkörperung von Pauline Sondheim. Die Inszenierung schaffte eine Dichte, ohne überladen zu sein, die Story wurde real übermittelt und schaffte Spannung, obwohl der Ausgang der Geschichte ja allen schon vorher bekannt war. Das Bühnenbild und die Requisiten dem Lauf der Geschichte angepasst, zu Beginn ( bei der Einwanderung der Lehmans) agierten die Protagonisten in weissem Outfit, Boxershorts und Unterleibchen, später ( nach dem Aufstieg) in entsprechender Bankerkleidung, zuerst die Fassade eines einfachen Kurzwaren/Handelsladens in Montgomery (Alabama) zum Schluss die angedeutete Skyline Manhattans, in deren Zentrum die Wall Street, also auch die  New York Stock Exchange (NYSE),die größte Wertpapierbörse der Welt, beheimatet ist. Auch die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere war sehr eindrücklich und überzeugend, teilweise mit minimalen Mitteln, einem Bart oder einem Hut, schufen sie eine glaubwürdige Verwandlung in eine völlig neue Person. Das war fast schon genial. Auch die überraschende Szene mit dem Hochzeitskleid ist sehr gelungen und originell. Eigentliche Bilanz wurde nicht gezogen, das Ende offen gelassen und der Zuschauer wird genötigt, seine persönliche Konsequenz aus diesem „Monopoly“ der abgehobenen, weltweit tätigen Finanzhaien zu ziehen. Einem Spiel, bei dem die Gewinne von den Spielern vereinnahmt, die Verluste aber verallgemeinert werden.

Heute ist es ja noch einfacher, jegliche Verantwortung zu negieren, wird doch der Börsenhandel grossmehrheitlich von Grossrechnern aufgrund von Algorithmen erledigt, des sogenannte das „Algo-Trading“. Computer, Server und Netzwerke sind aus dem heutigen Wertpapiergeschäft nicht mehr wegzudenken. Während sich die Marktakteure in den Anfangsjahren der Aktienbörse noch persönlich gegenüberstanden, werden Wertpapiergeschäfte heute elektronisch und anonym abgewickelt. Es ist also so, dass Transaktionen innerhalb von 250 Mikrosekunden abgewickelt werden. Zum Verständnis: Das ist ein Viertausendstel einer Sekunde.

Fazit: Eine vollumfänglich gelungene Adaption einer eigentlich einfachen Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Dynastie, wie sie auch bei Monarchien, Diktaturen usw. vorher und nachher vorkamen. Wie ein Blick in den Wirtschaftsteil einer Zeitung zeigt, wird nach wie vor unverantwortlich spekuliert, ob mit Gütern des täglichen Gebrauchs, Waffen etc.. Warentermingeschäfte mit Lebensmitteln verstärken die Not grosser Bevölkerungsteile, die sonst schon unter Hunger zu leiden haben Absehbar, dass es auch bei einem allfälligen weiteren Börsenabsturz wieder die kleinen Leute besonders hart trifft und die Verursacher einmal mehr ungeschoren und noch vermögender davonkommen.

Vielleicht wäre die zustande gekommene http://www.vollgeld-initiative.ch/ ein taugliches Mittel (zumindest in der Schweiz), um dieses Roulette mit dem Eigentum Unbeteiligter auszubremsen, oder zumindest einzudämmen.

*http://de.statista.com/statistik/daten/studie/14418/umfrage/bruttoinlandsprodukt-in-den-usa/

 

Kleine Fotodiashow der Produktion von Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

fotogalerien.wordpress.com/2016/04/15/luzerner-theater-lehman-brothers-aufstieg-und-fall-einer-dynastie-schauspiel-von-stefano-massini-deutsch-von-gerda-poschmann-reichenau/

Text: leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

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Hommage à Yehudi Menuhin: Daniel Hope gratuliert zum 100. Geburtstag, Tonhalle Zürich, 14. April 2016, besucht von Irène Hubschmid

Zürcher KammerorchesterProgramm
Edward Elgar Introduction und Allegro op. 47
Bechara El-Khoury «Unfinished Journey»
Felix Mendelssohn Violinkonzert d-Moll
Franz Schubert Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 «Der Tod und das Mädchen»,
Bearbeitung Gustav Mahler
Besetzung
Daniel Hope, Violine
Willi Zimmermann, Konzertmeister
Zürcher Kammerorchester

Rezension:

Vor dem eigentlichen Konzert gab es die vom ZKO Publikum geschätzte und bewährte Einführung im Foyer der Tonhalle mit Majordomus Stephan Mester.

Dies war das Gedenk-Konzert zum 100. Geburtstag von Yehudi Menuhin. Die Mutter von Daniel Hope war Yehudi Menuhins langjährige Sekretärin und spätere Festivaldirektorin und wohnte dem Konzert bei.

Folgendes Zitat aus Buch „Gstaad und die Menuhins“: Yehudi Menuhin tells Daniel Hope what a young musician has to look out for in his career, which and how composers are played to day, how interpretations have changed, how children are introduced to classical music and what it depends on for every musician. Beide, Mutter und Sohn pflegten eine wunderbare Freundschaft mit Yehudi Menuhin. Er ist vielen als Botschafter der Musik in bester Erinnerung.

Die Eröffnung des Konzertes machte wiederum gekonnt der ZKO-Direktor Michael Bühler. Er erwähnte auch gewisse Erneuerungen für die kommende Saison. Speziell betonte er wie Musik und Sprache (Interpret: Karl Maria Brandauer) in das Programm aufgenommen werden. Dies ab 2017 im Schauspielhaus, da die Tonhalle dann für die geplante Renovation geschlossen bleibt.

Dann begann die Musik: Der aus Basel stammende Konzertmeister Willi Zimmermann (Co-Solist mit Daniel Hope und anderen namhaften Musikern) leitete die Musiker schwungvoll bis energisch. Was blieb ihm anderes übrig, die Komposition von Edward Elgar (1857-1934) forderte es. Zwischendurch gab es auch sanfte Töne, man hörte deutlich den Frühling. Mit dem Werk wollte Elgar Introduction und Allegro unter Beweis stellen, die Virtuosität dieses Klangkörpers.  Der Violinvirtuose und Humanist Yehudy Menuhin spielte 1932 mit dem London Symphony Orchestra  Elgars Violinkonzert unter der Leitung des Komponisten. Das Stück erinnert einem: „April macht, was er will“.

Daniel Hope

 

Im Anschluss trat der ebenfalls grossartige Violinvirtuose/Humanist Daniel Hope auf und spielte Bechara El-Khourys (*1957) engagiertes Werk „Unfinished Journey“. Der franko-libanesische Komponist verarbeitet in seinen Werken auch aktuelle politische Themen, wie den Krieg in Beirut. Er schrieb das Stück extra für Daniel Hope, der es 2009 anlässlich des 10. Todestages von Yehudy Menuhin in Gstaad spielte. Die Musik widerspiegelt eine Art Autobiographie des Komponisten.

Anschliessend Felix Mendelssohn (1809-1847), Violinkonzert. Daniel Hope erzählte im perfekten Deutsch den Zuhörern im vollbesetzen Auditorium Mendelssohn sei ein Wunderkind gewesen. Die Komposition schrieb er im zarten Alter von 12 Jahren. Daniel Hope musizierte wie ein Gott. Der Bogen tanzte nur so über die Saiten. Das Adagio war sehr lieblich. Es ertönte eine einfühlsame, rege und komplexe Musik. Zeitweise erkannte man etwas Bach und etwas Schubert, eine erlebenswerte und erstklassige Musikdarbietung.

Zu diesem Anlass gab es eine Verlosung für Mitglieder der höheren Miktgliederbeitragskategorie. Diesen Preis gewann die Schwester des verstorbenen Gründers des ZKO, Edmond de Stoutz, welch ein herrlicher Zufall. Es bestand eine lange und innige Freundschaft zwischen Yehudi Menuhin und Edmond de Stoutz.

Nach der Pause: Von Franz Schubert (1797-1828) das Streichquartett: „Der Tod und das Mädchen“

(Originaltitel: La muerte y la doncella) ist auch ein Theaterstück des die USA emigrierten Chilenen Ariel Dorfman.

Es ist eine traurige Komposition. Stimmungsvoller Auftakt mit rührendem bis ergreifendem Ausklang. Das Publikum lauschte ganz andächtig mit.

Man hätte meinen können im Adagio con moto, käme eine Harfe vor, dabei war es nur das Zupfen der Bassisten. Daniel Hope integrierte sich hier in das Orchester

Als Zugabe erklärte Hope, nach Schubert passe nur Bach. Das Orchester verwöhnte das Publikum noch mit einem Orgelstück für Streicher

Die Zuhörer applaudierten zu allen Musikstücken heftig und gingen dankbar wie erfüllt in die laue Frühlingsnacht.

Text: www.irenehubschmid.ch 

Fotos: Wikipedia und  www.zko.ch

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