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Auto/Motor

Neue Ansätze für die kosteneffiziente und beschleunigte Produktion von Brennstoffzellen

Auf der internationalen Messe und Konferenz Hy-fcell, die am 8. und 9.
Oktober 2024 in Stuttgart stattfindet, zeigt das Fraunhofer-Institut für
Lasertechnik ILT den Expertinnen und Experten der Wasserstoff-Branche, wie
fortschrittliche Lasertechnologien dazu beitragen, den Weg für den
Durchbruch der Wasserstofftechnologie zu ebnen. Auf dem Stand 4E51 in
Halle 4 zeigt das Aachener Institut, welche Innovationen die steigende
Nachfrage nach Wasserstofftechnologie bedienen können und wie
Lasertechnologie die Effizienz erhöht, die Kosten senkt und die
Nachhaltigkeit der Brennstoffzellenproduktion verbessert.

Der Wasserstofftechnologie als Schlüssel für die Energiewende fehlt noch
ein entscheidender Schritt: ihre breite Anwendung. Vor allem die hohen
Kosten durch teure Materialien und aufwändige Fertigungsverfahren von
Brennstoffzellen und Elektrolyseuren bremsen den ersehnten Durchbruch.

Das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT nimmt sich den
Herausforderungen an und arbeitet intensiv daran, kosteneffiziente und
skalierbare Lösungen zu entwickeln. Auf der Hy-fcell 2024 in Stuttgart
präsentiert das Aachener Institut in Halle 4, Stand 4E51 zukunftsweisende
Innovationen, die dazu beitragen, Produktionsverfahren erheblich
wirtschaftlicher und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten.

Laserbasierte Trocknung von Elektroden: Energieeffizienz, Geschwindigkeit
und Platzersparnis in der Brennstoffzellenproduktion

Mit der wachsenden Nachfrage nach Brennstoffzellen wird es immer
wichtiger, die Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Die Trocknung
der nass applizierten Elektrodenschichten für die Membran-Elektroden-
Einheit (MEA) in der Polymer-Elektrolyt-Membran (PEM)-Brennstoffzelle
bleibt dabei eine zentrale Herausforderung. Konventionell wird dieser
Prozess in großen Konvektionsöfen durchgeführt, die viel Energie
verbrauchen und beträchtlichen Platz in der Produktionshalle beanspruchen.

Das Fraunhofer ILT hat eine lasergestützte Trocknungstechnologie
entwickelt, die diese Probleme adressiert. Der Einsatz von Lasern, die die
Elektroden definiert belichten, verkürzt die Trocknungszeit von mehreren
Minuten auf wenige Sekunden. Diese drastische Reduktion der Trocknungszeit
ermöglicht eine deutliche Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit,
insbesondere im Rolle-zu-Rolle-Verfahren. Darüber hinaus reduziert das
laserbasierte Verfahren den Energiebedarf im Vergleich zu herkömmlichen
gasbetriebenen Durchlauföfen. Zusätzlich benötigt das Lasersystem
wesentlich weniger Platz, was eine kompaktere und flexiblere
Produktionslinie ermöglicht.

»Die Entwicklung eines laserbasierten Rolle-zu-Rolle-Verfahrens für die
Produktion von Membran-Elektroden-Einheiten ist ein wichtiger Schritt, um
die Herstellungsprozesse von Brennstoffzellen effizienter zu gestalten.
Mit unserer lasergestützten Trocknungstechnologie setzen wir einen neuen
Standard, der nicht nur die Produktionsgeschwindigkeit erhöht, sondern
auch die Energieeffizienz und die Platznutzung optimiert«, erklärt
Manuella Guirgues von der Forschungsgruppe Dünnschichtverfahren am
Fraunhofer ILT.

Korrosionsschutzschichten für Bipolarplatten: Effizienzsteigerung und
Kostensenkung in der Brennstoffzellenfertigung

Insbesondere bei PEM-Brennstoffzellen, stellen die aggressiven chemischen
Bedingungen innerhalb der Brennstoffzelle die Produktion vor neue
Herausforderungen. Der Schutz der metallischen Bipolarplatten (BPP) vor
Korrosion ist nicht nur essenziell für die Lebensdauer der Zelle, sondern
auch für die Effizienz des gesamten Brennstoffzellen Stacks.

Die Beschichtung der BPP mittels chemischer oder physikalischer
Gasphasenabscheidung in Vakuumanlagen verursacht hohe Kosten und
verlangsamt die Produktion. Das Fraunhofer ILT arbeitet an einem
Verfahren, das eine Sprüh-Beschichtung mit einer Laserstrahlbearbeitung
kombiniert, um eine elektrisch leitfähige und korrosionsbeständige
Veredelung der metallischen Bipolarplatten zu erhalten – und das ohne
energieintensives Vakuumverfahren.

Dieser Ansatz ermöglicht nicht nur eine erhebliche Senkung der
Produktionskosten durch den Einsatz kostengünstiger Materialien, sondern
auch eine bessere Integration in kontinuierliche Fertigungsprozesse. Die
hohe Skalierbarkeit des Verfahrens trägt dazu bei, den wachsenden Markt
für PEM-Brennstoffzellen effizient zu bedienen.
Julius Funke von der Forschungsgruppe Hochtemperatur Funktionalisierung
betont: »Unsere laserbasierte Methode zur Herstellung von
Korrosionsschutzschichten bietet eine effiziente und kostengünstige
Alternative zu traditionellen Vakuumverfahren. Sie ermöglicht eine
schnellere Produktion und eine verbesserte Skalierbarkeit, was
entscheidend ist, um der steigenden Nachfrage nach PEM-Brennstoffzellen
gerecht zu werden.«

Optimierung der Brennstoffzellenproduktion durch Doppelstrahlschweißen und
Reparatur von Umformwerkzeugen

Ein anderer Ansatz, den Produktionsprozess an anderer Stelle zu
beschleunigen bietet das Doppelstrahlschweißen. Dieses Verfahren nutzt
zwei Laserstrahlen simultan, um die metallischen Bipolarplatten zu
verschweißen, was die Taktzeit um fast 50 Prozent reduziert, ohne die
Nahtqualität zu beeinträchtigen. Durch das Schweißen mit zwei Strahlen an
einer Stelle kann die Schmelzbaddynamik gezielt beeinflusst werden,
wodurch größere Schweißgeschwindigkeiten erreicht und typische Fehler wie
Humping vermieden werden. Dies ermöglicht eine schnellere und effizientere
Produktion, die den steigenden Anforderungen der Wasserstofftechnologie
gerecht wird.

Ein weiterer Aspekt in der Herstellung von metallischen BPP sind die
Standzeiten der verwendeten Werkzeugstähle. Die Werkzeuge sind aufgrund
ihrer hohen mechanischen Belastungen anfällig für Verschleiß. Ansatz ist,
kostenintensive Werkzeugstähle durch Baustähle zu ersetzen und diese mit
dem sogenannten Extreme Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen (EHLA)
mit hochwertigen Verschleißschutzschichten zu versehen. Die beschichteten
Werkstücke zeigen, gegenüber konventionellen Werkzeugstählen, eine um über
einen Faktor 10 erhöhte Gleitreibverschleißfestigkeit. Das EHLA-Verfahren
erlaubt darüber hinaus, geschädigte Bereiche der Werkzeuge zu reparieren,
was eine Anpassung und Wiederverwendung der Werkzeuge ermöglicht. Durch
diese Technik wird die Lebensdauer der Werkzeuge signifikant verlängert,
was wiederum die Produktionskosten senkt und die Nachhaltigkeit in der
Fertigung steigert.

Das Fraunhofer ILT entwickelt einige Verfahren, um die Prozesskette zur
Herstellung von Brennstoffzellkomponenten effizienter zu gestalten. Dazu
gehört das Hochgeschwindigkeitsschneiden, mit dem die BPP präzise besäumt
und Medienzufuhrlöcher direkt geschnitten werden. Ein innovativer Ansatz
ist das laserbasierte Einbringen von Mikrostrukturen in die metallischen
BPP, die den elektrischen Kontaktwiderstand senken und das Wasser während
des Betriebs der Brennstoffzelle aus der Kontaktzone verdrängen. Auch das
Strukturieren und Schweißen von Compound-BPP und MEAs untersuchen die
Aachener intensiv, um die Fertigung von Brennstoffzellen weiter zu
automatisieren und produktiver zu gestalten.

Besuchen Sie uns auf der Hy-fcell 2024 am 8. und 9. Oktober in Stuttgart.
Sie finden uns in Halle 4, Stand 4E51. Lassen Sie sich von unseren
neuesten Entwicklungen inspirieren und diskutieren Sie mit unseren
Expertinnen und Experten über die Zukunft der Brennstoffzellenproduktion.

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10 Jahre »Energy-Charts«: Fakten statt Fake News zur Energiewende

Mit der Stromampel-App können Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos, Wärmepumpen oder Smart Homes ihren Stromverbrauch so steuern, dass er einen möglichst grünen Strommix nutzt.  Fraunhofer ISE/energy-charts.info
Mit der Stromampel-App können Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos, Wärmepumpen oder Smart Homes ihren Stromverbrauch so steuern, dass er einen möglichst grünen Strommix nutzt. Fraunhofer ISE/energy-charts.info

Kann Deutschland seinen Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken? Wie
viel Atom- und Kohlestrom wird importiert? Führt eine Sonnenfinsternis zu
einem Blackout? Um die Diskussion zur Energiewende zu versachlichen,
stellte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE vor zehn
Jahren die Datenplattform »Energy-Charts« online. Die Webseite bietet
heute ausführliche interaktive Daten rund um die deutsche Stromerzeugung,
Klimadaten, Emissionen und Preise sowie Stromerzeugungs- und Börsendaten
für 42 europäische Länder. Sie ist damit eine der umfangreichsten
Datenplattformen zum Energiemarkt in Europa.

Es begann mit einer Pressemeldung: 2011 warnten die Medien vor einem
Blackout an Pfingsten, weil die Solareinspeisung hoch und die Last niedrig
sei. Darüber ärgerte sich Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer ISE so sehr,
dass er begann, Daten zur Stromerzeugung in einem Foliensatz
zusammenzutragen. »Ich wollte die Debatte um die Energiewende
versachlichen, indem ich der Öffentlichkeit Daten leicht verständlich zur
Verfügung stelle.«

Vom Foliensatz zur App

Durch die hohe Nachfrage wuchs der Foliensatz schnell auf 280 Seiten – so
entstand die Idee einer Webseite, auf der Daten flexibel in interaktiven
Grafiken geladen werden können. Nutzerinnen und Nutzer sollten
Energiewende-Daten selbst konfigurieren können. Angefangen mit Daten zu
Leistung, Energie und Börsenstrompreisen, wurde die Webseite sukzessive
erweitert: Produktionsdaten zu Solar- und Windstrom, Import/Export,
Klimadaten, Kraftwerksemissionen und eine interaktive Kraftwerkskarte
kamen hinzu.
Mittlerweile schöpft das Team der Energy-Charts aus 16 verschiedenen
Quellen, deren Daten mathematisch bereinigt und für die Ausgabe in
interaktiven Grafiken aufbereitet werden. Zur stetigen Verbesserung der
Plattform führte das Team Umfragen und Workshops mit Nutzern durch, in
zwei von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanzierten Projekten wurden
neue Designs und Datenkategorien eingeführt.
Mittlerweile stellen die Energy-Charts Daten in vier Sprachen (Deutsch,
Englisch, Französisch und Italienisch) und für 42 europäische Länder zur
Verfügung. Auch die zeitliche Auflösung stieg von der wochen- über die
tageweise bis zur viertelstündlichen Auflösung. Für Daten wie die
erwartete Stromerzeugung und Börsenstrompreise liegen auch Prognosewerte
vor.

Seit Dezember 2023 wird die Webseite durch die »Stromampel-App« ergänzt,
die für zwölf europäische Länder den aktuellen Anteil Erneuerbarer
Energien an der Stromerzeugung sowie den für 34 Länder den Day-Ahead-
Börsenstrompreis anzeigt. Besitze-rinnen und Besitzer von Elektroautos,
Wärmepumpen oder Smart Homes können damit ihren Stromverbrauch so steuern,
dass er einen möglichst grünen Strommix nutzt. Der führende europäische
Hausgerätehersteller BSH Hausgeräte GmbH, zu der Marken wie Bosch,
Siemens, Gaggenau und Neff gehören, setzt die Daten der Stromampel bereits
ein. Die Daten stellt das Fraunhofer-Team auch auf der Webseite sowie über
eine offene Schnittstelle (API) für alle Interessenten zur Verfügung.

Große Resonanz in Medien und Öffentlichkeit

Heute sind die Energy-Charts eine viel genutzte Webseite zu Energiedaten
in Deutschland. Vertreter aus Wissenschaft, Medien, Politik und
Energiewirtschaft, aber vor allem an der Energiewende Interessierte
greifen auf die Daten zurück. Pro Jahr hat die Webseite etwa 100 Millionen
Aufrufe, etwa 250 Millionen Grafiken werden ausgeliefert. Zwischen 8 Uhr
und 16 Uhr wird die Webseite stündlich 200.000- bis 250.000-mal
aufgerufen.
Doch die Aufklärungsarbeit zur Energiewende findet längst nicht nur auf
der Webseite statt: Prof. Bruno Burger gibt jährlich über 100 Interviews,
hält Vorträge und Seminare. Etwa 400 Medienbeiträge jährlich zitieren
Daten aus den Energy-Charts oder Prof. Burger. Auf der Plattform X, wo die
Energy-Charts seit 2016 vertreten sind und mehr als 25.000 Follower haben,
wurden mehr als 7500 Posts mit aktuellen Energie-Grafiken getwittert.
Um die Nachfrage nach Austausch zu den Energiezahlen zu befriedigen,
bietet das Team der Energy-Charts seit Juni 2021 jeweils zum Monatsanfang
die »Energy-Charts Talks« an, in denen aktuelle Stromerzeugungszahlen
sowie neue Funktionalitäten/Daten vorgestellt und diskutiert werden. Diese
haben monatlich zwischen 100 und 150 Teilnehmende.

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Weltweit erste öffentliche Megawatt-Ladung für Elektro-LKW

Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft arbeitet die
Technische Hochschule Deggendorf (THD) daran, batterieelektrische Lkw auch
im Güterfernverkehr einsetzen zu können. Einen entscheidenden Schritt nach
vorne stellt dabei die Technologie des Megawatt-Ladens dar. Die ersten
Prototypen wurden am Freitag, 19. Juli, bei einer Veranstaltung mit
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am THD-Technologie Campus
Plattling der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ladesäule sowie der LKW
ermöglichen es erstmals, binnen der gesetzlich vorgeschriebenen
Lenkzeitpause die LKW-Batterien für 4,5 Stunden Betriebszeit aufzuladen –
ohne zusätzliche Wartezeiten.

Mehr als 70 Prozent aller Güter werden in Deutschland auf der Straße
transportiert – und zwar hauptsächlich mit Hilfe von Diesel-betriebenen
Fahrzeugen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Umweltbilanz. 40
Prozent der gesamten Verkehrsemissionen von 148 Millionen Tonnen CO2
entfallen auf den Güterverkehr. Daher würde ein Umstieg von Diesel- auf
Elektroantrieb besonders große positive Effekte bringen. An den dafür
nötigen technischen und infrastrukturellen Lösungen arbeitete das
Forschungskonsortium NEFTON unter der Leitung des Lehrstuhls für
Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München (TUM).

Prof. Dr.-Ing. Otto Kreutzer, wissenschaftlicher Leiter des
Forschungsbereichs Leistungselektronik der THD erklärt die Zielsetzung so:
„Ein Schlüssel für einen erneuerbaren Schwerlastverkehr ist die
Entwicklung innovativer Lade- und Versorgungslösungen, um den notwendigen
Stromnetz-Ausbau zu begrenzen. In Plattling erforschen wir Lösungen, die
keine zusätzlichen Stromtrassen benötigen.“ Und TUM-Professor Markus
Lienkamp betont ergänzend: „Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine
klare Sprache: Batterieelektrische LKW haben einen Wirkungsgrad von etwa
75 Prozent. Davon sind Brennstoffzellen-LKW mit nur 26 Prozent
Wirkungsgrad und eFuels mit einem Wirkungsgrad von lediglich 14 Prozent
meilenweit entfernt.“ Für den tatsächlichen effektiven Einsatz von
Elektro-Lkw fehle allerdings noch die Infrastruktur an den
Hauptverkehrsrouten. Hierfür sei die Technologie des Megawatt-Ladens ein
gewaltiger Schritt nach vorne.

Für Anton Angermaier, den Geschäftsführer der AVL Software and Functions
GmbH, ist klar, „dass die intelligente Integration von Batteriepuffern
sowie die direkte Anbindung an regenerative Energiequellen wie
Photovoltaik und Windkraft ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen
Ausbau der Megawatt-Ladeinfrastruktur und deren Verträglichkeit mit dem
Stromnetz ist.“ Solch eine nachhaltige Lösung ermögliche nicht nur eine
stabile Energieversorgung, sondern trage auch erheblich zur Reduktion von
CO₂-Emissionen bei.

Zum Projekt selbst sagte der Vorstand für Forschung und Entwicklung der
MAN Truck & Bus SE, Dr. Frederik Zohm: „Insbesondere für das Megawattladen
haben wir mit NEFTON Technologien entwickelt, mit denen es gelingt, E-Lkw
bei kurzen Stopps mit sehr hohen Ladeleistungen zu laden. Im
Forschungsfokus standen dabei neben der Technik die Praxistauglichkeit,
Kosten und Netzanschlussleistung.“ Gemeinsam mit den Projekt-Partnern habe
man klar gezeigt, dass Elektro-Lkw und Megawattladen die perfekte
Kombination für die umfassende Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs
sei. Die Technologie sei da, nun gelte es, den Ausbau der
Ladeinfrastruktur im Markt in engem Schulterschluss von Politik,
Energiewirtschaft und Fahrzeugherstellern voranzutreiben.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war bei der Veranstaltung in
Plattling von dem wohl erstmals in Deutschland durchgeführten Ladevorgang
mit 1.000 kW sichtlich beeindruckt und stellte in seiner Ansprache darauf
ab, dass „das Forschungsprojekt zeigt, Hightech und Expertise aus Bayern
gestalten die Mobilität der Zukunft. Solche Initiativen dekarbonisieren
schrittweise Logistik und Güterverkehr und stärken damit auch den Standort
Bayern. Ich bedanke mich deshalb bei allen, die sich erfolgreich am
NEFTON-Projekt beteiligt haben. Gerade das Megawatt Charging System (MCS)
beschleunigt die Ladezeiten der Lastkraftwagen massiv und ist deshalb ein
Meilenstein für die Elektromobilität.“ MAN habe die Praxistauglichkeit
dieser Technologie bereits unter Beweis gestellt und maßgeblich an der
Standardisierung mitgewirkt. Die MCS-Technologie berücksichtige das Land
Bayern auch bei seinem aktuellen Förderprogramm. „In der ersten Runden
finanzieren wir damit 86 Ladepunkte für den Straßengüterverkehr, im
Spätherbst soll der nächste Förderaufruf starten. Gemeinsam mit unseren
Wasserstoff-Förderungen steht dieses Programm für die Technologieoffenheit
der Bayerischen Staatsregierung in der Mobilität“, so Aiwanger.

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E-Lkw: Wie viele Schnellladestationen werden in Europa benötigt?

Eine gemeinsame Studie des Fraunhofer ISI und von Amazon liefert wichtige
Erkenntnisse hinsichtlich der optimalen Anzahl und Standorte öffentlicher
Schnellladestationen für den Langstrecken-Lkw-Verkehr in Europa. Auf
Grundlage des berechneten Verkehrsaufkommens für 2030 und 1,6 Millionen
Lkw-Fahrtenkombinationen analysiert die Studie mit Hilfe des Open-Source-
Tools CHALET von Amazon 20.000 potenzielle Standorte für Lkw-Ladestationen
entlang europäischer Autobahnen. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits 1000
öffentliche Megawatt-Ladestationen ausreichen könnten, um 91 Prozent des
erwarteten Langstreckenverkehrs von E-Lkw abzudecken.

Um die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor im Allgemeinen und
schwerer Lkw im Besonderen zu verringern, müssen alle EU-Mitgliedstaaten
in den kommenden Jahren eine Infrastruktur für alternative Kraftstoffe
aufbauen. Dazu gehört auch der Ausbau der öffentlichen
Schnellladeinfrastruktur für Lkw entlang von Autobahnen. Eine EU-
Verordnung legt bereits konkrete Mindestziele für die öffentliche Lkw-
Ladeinfrastruktur für alle EU-Mitgliedstaaten fest: So soll es in
Deutschland bis 2030 insgesamt rund 300 Lkw-Ladestationen geben,
europaweit mehr als 2.000. Angesichts der begrenzten Reichweite von
batterieelektrischen Lkw im Vergleich zu Diesel-Lkw stellt sich die Frage,
wie viele Schnellladestationen in Europa benötigt werden.

Bislang gibt es allerdings erst wenig Erkenntnisse über optimale
Ladestandorte für den Lkw-Fernverkehr in Europa. Die Studie hat daher auf
Basis von Berechnungen des europäischen Lkw-Verkehrsaufkommens im Jahr
2030, öffentlich zugänglicher Standorte in Europa und existierender Lkw-
Haltestellen ein optimiertes Lkw-Ladenetz entwickelt, das den erwarteten
Ladebedarf mit einer Mindestanzahl an Ladestationen deckt. Die Studie
berücksichtigt auch Kapazitätsbeschränkungen im Hinblick auf
Platzverfügbarkeit sowie Netzanschluss und berechnet einen optimierten,
schrittweisen Netzausbau entlang der Strecken mit der höchsten Nachfrage
in Europa.

1000 Ladestationen könnten fast gesamten E-Lkw-Verkehr in Europa abdecken
Die Ergebnisse zeigen, dass bei einem Anteil von 15 Prozent
batteriebetriebener Lkw im Fernverkehrsbestand 1000 optimal ausgewählte
Ladestationen verteilt über Europa 91 Prozent des E-Lkw-Fernverkehrs
abdecken könnten, 500 Stationen etwa die Hälfte des Verkehrs. Das ist
überraschend, da die Anzahl der in der Studie vorgeschlagenen Standorte
geringer ausfällt als die EU-Mindestinfrastrukturziele. Bei ihren
Berechnungen gingen die Autoren konservativ vor: Sie nahmen kein
Depotladen an und legten eine Praxisreichweite von nur 400 km zugrunde,
die einige neue Batterie-Lkw-Modelle bereits heute überschreiten.

Was die optimalen Standorte für Lkw-Ladestationen in Europa anbelangt,
empfiehlt die Studie, den Fokus auf stark befahrene Strecken an wichtigen
Verkehrsknotenpunkten zu legen. Wenn das Ladenetz später ausgebaut wird,
können sukzessive Standorte auf weniger stark befahrenen Strecken
hinzukommen.

Weniger, aber leistungsstarke Ladestationen für eine schnelle Umstellung
Dr. Patrick Plötz, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am
Fraunhofer ISI und Studienautor, betont: »Die Ergebnisse zeigen, dass
sogar weniger Ladestandorte als von der Europäischen Union gefordert, fast
den gesamten europäischen E-Lkw-Verkehr abdecken würden. Diese neuen
Standorte müssen aber eine ausreichende Netzleistung haben, wobei einige
eine Kapazität von bis zu 12 Megawatt benötigen werden, um bis zu 20 MCS-
Anschlüsse versorgen zu können. Dies verdeutlicht die Herausforderungen
beim Energiebedarf und der Netzinfrastruktur, den die Elektrifizierung des
europäischen Lkw-Güterfernverkehrs mit sich bringt. Mehrere europäische
Regierungen arbeiten aber bereits aktiv an genau diesen
Herausforderungen.«

Patrick Plötz kommt zu dem Schluss, dass ein strategisch geplantes Netz
auf der Grundlage von Megawatt-Ladestationen die Verbreitung
batteriebetriebener Lkw in Europa stark fördern könnte: »Unsere
Untersuchung legt nahe, dass Industrie und Politik die weitere Entwicklung
und Einführung von Megawatt-Ladesystemen wie MCS beschleunigen müssen.
Denn dies ermöglicht etwa Logistikunternehmen, die keine Möglichkeit zum
Depotladen haben, ihre Flotten zu elektrifizieren. Durch öffentliche MCS-
Stationen könnten Herausforderungen etwa bei der Stromversorgung oder
durch den Erwerb entsprechender Immobilien vermieden werden, die oft eine
große Hürde für die Anschaffung von batteriebetriebenen Lkw sind.«

Weitere Informationen
Die Studie ist Teil des HoLa-Projekts, das vom Bundesministerium für
Digitales und Verkehr im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität mit
insgesamt 12 Millionen Euro gefördert und als Technologie- und
Erprobungsprojekt im Rahmen der Umsetzung des »Gesamtkonzepts
Klimafreundliche Nutzfahrzeuge« durchgeführt wird. Fördermittel dieser
Maßnahme werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans
(DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im
Programm NextGenerationEU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von
der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ)
umgesetzt.

Im Rahmen der Analyse wurde das Open-Source-Tool CHALET von Amazon
verwendet, das Industrie, Regierungen und lokale Behörden dabei
unterstützt, optimale Standorte für Ladeinfrastruktur von
Elektrofahrzeugen zu finden. Es berücksichtigt Faktoren wie
Verkehrsströme, Fahrzeugreichweite und Fahrtzeiten, um vorrangige
Standorte für E-LKW-Ladepunkte zu ermitteln und so den Übergang zu einem
nachhaltigen Verkehrssektor zu beschleunigen. Der Open-Source-Code ist
hier einsehbar: <https://github.com/amzn/chalet-charging-location-for-
electric-trucks
>

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