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Lifestyle

Luzerner Theater, Première Tanz 31: CARMEN.maquia, 26. September 2019, besucht von Gabriela Bucher - Liechti

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Produktionsteam und Besetzung:

Choreographie: Gustavo Ramírez Sansano Musikalische Leitung: Clemens Heil / William Kelley (06.10. / 08.11. / 10.11. / 16.11. / 20.11. / 31.12. / 25.01. / 02.02.) Bühne: Luis Crespo Kostüme: Bregje van Balen Licht: David Hedinger-Wohnlich Dramaturgie: Sarah Brusis

Aurélie Robichon (Carmen) (26.09.) Lisa Gareis (Carmen) Zach Enquist (Don José) (26.09.) Tom van de Ven (Don José) Andrea Thompson (Micaëla) (26.09.) Sandra Salietti (Micaëla) Giovanni Insaudo (Escamillo) (26.09.) Zach Enquist (Escamillo) Tom van de Ven (Wachmann) (26.09.) Giovanni Insaudo (Wachmann) Sandra Salietti (Tabakfabrikarbeiterin) Andrea Thompson (Tabakfabrikarbeiterin) Maria Eduarda Pereira Santos (Tabakfabrikarbeiterin) (26.09.) Phoebe Jewitt (Tabakfabrikarbeiterin) (26.09.) Igli Mezini (Zigeuner) (26.09.) Flavio Quisisana (Zigeuner) (26.09.) Gonçales Torres dos Reis (Zigeuner) (26.09.) Luzerner Sinfonieorchester Solo-Violine: Lisa Schatzman / Sergey Ostrovsky

Rezension:

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Das Ensemble von Tanz Luzerner Theater hat einmal mehr eine neue Seite von sich gezeigt in «Tanz 31:Carmen.maquia». Das Ballett «Carmen.maquia» hat ausser der Geschichte wenig mit üblichen Carmen-Inszenierungen zu tun. Ungewöhnlich bereits, dass sich Instrumente einstimmen im Orchestergraben. Ungewöhnlich auch, dass Bizets Carmen hier zwar vom Luzerner Sinfonieorchester unter Clemens Heil live gespielt wird, aber ohne Gesang auskommt. Gustavo Ramírez Sansanos Neufassung seines 2012 uraufgeführten Balletts basiert musikalisch auf Bizets «Carmen Suites No. 1 und 2», sowie Kompositionen von Pablo de Sarasate und Andreas Nicolai Tarkmann. Und ungewöhnlich auch, dass dem Bühnenbild, inspiriert von Picasso, und den Kostümen jegliche Farbe fehlt; kein leidenschaftliches Rot, keine rauschenden Röcke, wie man es von Carmen erwartet, alles ist in schwarz-weiss gehalten. Aber die Bilder dieser ungewöhnlichen Carmen beeindrucken, begeistern und bleiben haften.

Leidenschaft auf Distanz

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Der Vorhang hebt sich auf eine düstere Szene, Don José (Zach Enquist), steht allein auf der Bühne, windet und verbiegt sich, verwirft die Arme, schlägt sich mit den Fäusten in den Bauch, wie wenn er sich zu befreien suchte, ausbrechen wollte aus was auch immer ihn gefangen hält. Zach Enquist gibt einen überzeugenden Don José, leidenschaftlich, kämpferisch und doch verletzlich, verloren und vor allem chancenlos gegenüber der unglaublich starken Carmen. Aurélie Robichon ist diese Carmen und sie zieht alle Register ihres tänzerischen und schauspielerischen Könnens. Verführerisch, stolz, eigenwillig schiebt sie sich immer mehr in den Vordergrund des Geschehens. Sie spielt mit den Männern, zieht sie in ihren Bann, um sie wieder fallen zu lassen. In ihren Begegnungen mit ihnen bleibt sie aber trotz allem auf Distanz, lässt sie nie ganz an sich heran. Die Pas de deux erinnern denn teilweise auch mehr an Kämpfe als an innige Umarmungen und Verschmelzungen und ab und zu stehen die Körper in seltsamen Winkeln zueinander. Da ist zwar Leidenschaft, aber selten Hingabe, auch nicht zum Stierkämpfer Escamillo (Giovanni Insaudo), zu diesem auftrumpfenden Macho mit seinen leicht lächerlichen Posen.

Perfekte Harmonie

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Sansanos Tanzsprache basiert auf grossen Gesten, ist oft temporeich, manchmal eckig, manchmal fast marionettenhaft, mit Anlehnungen an Flamenco. Bewegungen und Musik fliessen wunderbar ineinander, Arme zeichnen Flötentöne in die Luft, Geigensolis beschreiben sich biegende Körper, eine perfekte Harmonie. Trotz des drohenden Unheils, welches latent spürbar ist, gibt es durchaus amüsante Szenen, z.B. wenn die Tabakfabrikarbeiterinnen mit den Männern schäkern oder ihre Zickenkriege austragen. Das erinnert mal an Hühner und Hähne, mal an Puppen mit kaputten Gliedern.

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Herrlich auch wie die beiden Wachmänner (Tom van den Ven und Carlos Kerr Jr.) sich in einer Art Schaulaufen gegenseitig auszustechen versuchen. Don Josés Ziehschwester Micaëla (Andrea Thompson) jedoch ist durch und durch zarte, scheue junge Frau, mit so vorsichtigen Bewegungen, dass sie fast zu gleiten scheint und ihre Unterwürfigkeit damit unterstreicht. Ergänzt und bereichert wird die Atmosphäre durch die wunderbaren Kostüme (Bregje van Balen). Die fliessend-fliegenden Röcke in schwarz-weiss umschmeicheln und begleiten jede Bewegung der Tänzerinnen.

Szenenfoto von Gregory Batardon
Szenenfoto von Gregory Batardon

Ein eindrücklicher Abend mit wunderbarer Musik, viel Leidenschaft aber auch einer latenten Traurigkeit. Das Premierenpublikum war – wie könnte es anders sein – hingerissen und honorierte die Truppe mit Standing Ovations.

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

Fotos: Gregory Batardon  Luzerner Theater

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Frischfischgenuss – mit Felchen und mehr mit Herbert Huber fischen Sie nicht im Trüben

Felchen fangfrisch
Felchen fangfrisch

Wenn Fisch, dann vorzugsweise einheimisch und frisch gefangen. Das ist nicht immer einfach, aber etwas Aufwand lohnt sich: Felchen, richtig zubereitet, sind köstlich. Fische aus unseren Seen sind etwas rar geworden. Das liegt auch an den extrem sauberen Gewässern, wo als Folge weniger Plankton – die Grundnahrung der Fische – vorhanden ist. Doch mit etwas Glück und Ausdauer beim Einkauf bereichern ab und zu neben Hecht, Egli, Saibling oder Seeforelle auch frisch gefangene Felchen unseren Speiseplan.

Verschiedene Namen

Luzerner Felchen, ein ungewöhnlich grosser
Luzerner Felchen, ein ungewöhnlich grosser

Felchen heissen je nach See und Gegend Ballen, Balchen, Renke, Anke oder  Coregonen. Unterschieden wird zwischen Gross-, Mittel-, Klein- und Zwergfelchen (Albeli) mit Längen zwischen 20 und 60 Zentimetern. Ihre Lebensräume sind vowiegend mitteleuropäische Seen, auch in höheren Lagen. Felchen sind sogenannte Edelfische, zu erkennen an der kleinen «Fettflosse» direkt vor der Schwanzflosse. Für Kenner ist das wichtig.

Wie erkennt man die Qualität?

Felchen  Symbolfoto
Felchen Symbolfoto

In Restaurants empfehle ich, falls die Fischherkunft nicht deklariert ist, zu fragen, woher er kommt: frisch oder gefroren? Heisst die Antwort «aus dem Comestibles», ist der Fall meistens klar. Das Qualitätsmerkmal der Felchen ist weisses und schmackhaftes, allerdings eher trockenes Fleisch. Um sie saftig zu halten, braucht es bei der Zubereitung besonderes Geschick. Felchen sollten auch aus diesem Grund fangfrisch genossen werden. Man kann Felchen zwar tiefkühlen, muss aber zwingend, falls beim Filetieren das Fetträndchen (Bauchspeck) nicht weggeschnitten wurde, dieses entfernen. Weil Fett nicht gefriert, gibt es dem Fisch einen tranigen Geschmack, es «fischelet» unangenehm Den Fisch, nicht nur Felchen, immer zuerst knusprig «chrösch» (nur auf der Hautseite) anbraten. Dann, legt man die Filets sofort auf den heissen Teller, Hautseite nach oben. Die Filets ziehen automatisch auf dem heissen Teller (oder Platte) nach, und so bleiben sie saftig. Die Haut darf beim gebratenen Fisch gegessen werden. Beim Dünsten im Weisswein/Fond hingegen empfehle ich, die Haut vorher wegschneiden zu lassen.

Einige Zubereitungs-Ideen:

– Würziges Felchentatar mit getoasteten Weissbrotscheiben oder mit Pumpernickel.

– Carpaccio von Felchenfilets in Zitronen/Basilikumöl mit gebratenen Steinpilzscheiben umrandet. Cherry-Tomätchen als Farbtupfer.

– Felchenfilets gebraten mit frischen Spargeln, Sauce Hollandaise und Frühkartoffeln.

– Ein kurz gebratenes Felchenfilet (ohne Haut) in den vorgewärmten Suppenteller legen und mit einer heissen Kerbelschaumsuppe übergiessen.

– Felchenfilets gebraten und mit in brauner Butter gerösteten Mandeln überschäumen.

– Albelifilts (Kleinfelchen) sanft in nicht zu heisser Butter dünsten und am Schluss mit reichlich frischgehackten Kräutern bestreuen.

– Felchenfilets in Butter und Weisswein dünsten. Filets an die Wärme ins Tellerrechaud stellen, mit dem entstandenen Fond und etwas Rahm eine Weissweinsauce zubereiten. Am Schluss mit etwas Butter «aufschwingen», abschmecken und über die Filets giessen. Beilage: Safrannüdeli.

– Ganze Fische braten oder dünsten im Ofen geht ebenfalls – mit Googeln findet man hervorragende Rezepte, von ganz einfach bis raffiniert. Beides zusammen ist jenes meiner Frau Gertrude: Die Felchenfilets en papillote (Backpapier) kommen bei Gästen besonders gut an und können auch gut vorbereitet werden.

REZEPT

Fisch en Papillote Symbolfoto
Fisch en Papillote Symbolfoto

Felchenfilets en Papillote

Zutaten für 4 Personen

4 ganze Felchen, in 8 Filets (ohne Haut) zerlegt

Weisser Pfeffer und Salz

2 dl trockener Weisswein

1 Zitrone

1 Karotte in Julienne (feine Streifen) geschnitten

  1. 100 gr Stangensellerie in feine Streifen geschnitten

1 kleiner Lauch in feine Streifen geschnitten

8 kleine Zweiglein Liebstöckel (oder Petersilie und Thymian)

2 EL Olivenöl oder ca. 50 g Butter

Backpapier

1 Eiweiss

Zubereitung

  1. Das Gemüse in Olivenöl (oder Butter) kurz andünsten und würzen. Auf 8 mittelgrosse Backpapier-Rechtecke verteilen. Papierrand frei lassen zum falten.
  2. Die Felchenfilets schräg halbieren mit Salz und Pfeffer würzen und auf das Gemüse legen. Liebstöckel auf den Fisch legen, Mit Weisswein reichlich beträufeln.
  3. Nun das Backpapier zu Päckchen verschliessen: Die Ränder des Papiers mit Eiweiss bestreichen, das Papier übereinander klappen, gut andrücken und die Ränder falten.

Auf einem Blech in der unteren Ofenhälfte zirka 20 Minuten garen bei zirka 180 Grad (vorgeheizt). Am Tisch vor den Gästen das Säckchen öffnen.

  1. Separat Zitronenschnitz servieren, Frühjahrs-Kartoffeln als Beilage. Als Vorspeise empfehle ich einen Spargelsalat mit Tomaten und Crevetten, an leichter Essig/Öl Sauce. Wohl bekomms!

Text  www.herberthuber.ch Symbolfotos: www.pixelio.de

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Kinder in der Beiz: Lust oder Frust? Gerne wieder oder nie mehr? Gedanken dazu von Herbert Huber

Kinder im Restaurant, so hätte man sie gerne
Kinder im Restaurant, so hätte man sie gerne

Weil meine Frau und ich 25 Jahre lang erfolgreiche Gastgeber waren, sind Kinder und Gastgewerbe seit eh und je ein Thema für uns. Meine Kindheitserinnerung als (Kind)Gast geht zurück in die 50er-Jahre. Ich hatte anständig am Tisch zu sitzen. Nicht mit vollem  Mund zu sprechen. Mit der Serviette vor dem Trinken die Lippen zu reinigen. Den Suppenlöffel richtig zum Mund zu führen. Nicht zu schlürfen beim Siruptrinken. Nur dann zu reden, wenn ich gefragt wurde. Nicht immer war das ein Vergnügen. Damals eben.

Scheint nicht das richtige zu sein
Scheint nicht das richtige zu sein

So frage ich mich heute: Ist es richtig, dass in einem gepflegten Speiselokal ein schreiender Säugling die anderen Gäste stört? Darf ein Kind in einem Restaurant mit einem Kickboard zwischen den Tischen umherdüsen? Darf man als Wirt Kinder zurechtweisen, wenn diese an den Tischtüchern von aufgedecktenTischen zupfen und das säuberlich platzierte Besteck durcheinanderbringen?

Prinzessinnen wissen sich zu benehmen
Prinzessinnen wissen sich zu benehmen

Dürfen Kinder am Boden der Wirtschaft «umherschnaagen» und dabei die Service-Mitarbeitenden bei der Arbeit gefährden? Und notabene auch das Kind sich selbst? Dürfen Kinder mit dem Besteck auf den Teller hämmern?

Ab wann gehört ein Kind überhaupt in ein Restaurant?

So hätte man sie am liebsten
So hätte man sie am liebsten

Wie alt muss es sein? Kinder von heute sind Gäste von morgen. Das hat man uns schon an der Hotelfachschule beigebracht. Doch Kinder sollten, bevor sie in ein Restaurant geführt werden, auf einen solchen Besuch vorbereitet sein. Was gehört sich und was nicht?

Das ist Sache der Eltern und nicht des Gastgebers. Wäre ich noch ein Kind, würde es auch mich fürchterlich angurken, in der Nobelherberge neben den Kaviar und Gänseleber verzehrenden Eltern zu hocken und mir ihre Gespräche über Geld, Geist und Politik anhören zu müssen. Also gehören Kinder nur dann in ein solches Restaurant, wenn sie das kulinarische Erlebnis schon verstehen gelernt haben.

So mag man sie nicht so bosonders im Lokal
So mag man sie nicht so bosonders im Lokal

Ein Restaurant ist kein Tummelplatz für ausgelassene, schreiende Kinder. Es sei denn, das Restaurant habe ein Kinderkonzept. So wie das «Kreuz» in Malters zum Beispiel. Aber auch da dürfte es Regeln geben für Eltern, Kinder und Gastgeber. Stichwort Kindersitzli. Wie oft habe ich als Gast schon erlebt, dass ihr Sprössling einfach nicht in das Sitzli hineinzwängen lassen wollte. So schreit es oder er, macht Mitarbeitende und die Umgebung nervös. Man kann von Mitarbeitenden nicht verlangen, dass sie auch noch geschulte Kinderbetreuerinnen sind. Lätzli umbinden, Schoppen wärmen und Kinder tröstend beruhigen. Es sei denn, das Restaurant ist total auf Kinder eingestellt. Ein Bestandteil eines kinderfreundlichen Betriebskonzeptes.

Na also, geht doch
Na also, geht doch

Da muss man weder nach einem Röhrli zum Sirup noch nach einem kleineren Teller fragen. Hier ist auch das Glas für den Sirup kein dünnwandiges Riedelglas, sondern ein Robustes. Sicher gibt es da auch eine für Kinder gestaltete Kinderkarte mit zeitgemässen, kinderfreundlichen Speisen. Mit Pingu, Donald Duck und Mickey Mouse konnte man vor  Jahren noch Kinder begeistern und sie von den Lieblingsgerichten ihrer Helden überzeugen. Pingu liebt Spinat zum Beispiel. Eigentlich sollten heute die Eltern wissen, was ihre Kinder gerne haben und bitte, das könnte man ja sogar beim Wirt vorbestellen. Was auch nicht geht, ist, wenn das Kind ein «Coci» trinken möchte und gleichzeitig  ein unterlassenes Erziehungspalaver beginnt, dass «Coci» nicht gesund sei. Und es jetzt keines gebe. Dann die schreiende Zwängerei. «Ich will ein Cooociiii …» Aus das Vergnügen – auch für die Umgebung.

Nicht jedes Restaurant hat Platz für eine Spielecke.

Manchmal reicht schon ein Junior-Heftli, ein Malbüchlein allerdings mit „gespitzten“ Farbstiften oder sonst ein praktisches Spielzeug. Von zu Hause mitgebracht laute Computer-Piepsspiele hingegen stören die anderen Gäste. Aber eben, die Eltern machen es ja vor, wenn sie während des Essens noch das Handy am Ohr haben.

Fazit: Es ist nicht einfach für einen Gastgeber, Kinder und Erwachsene glücklich zu stimmen. Nicht jedes Restaurant ist ein Kinderhort. Ausser, es hat einen Garten mit Spielplatz und entsprechenden Spielgeräten. Drinnen könnte man (sofern Platz ist) ein Spielzimmer einrichten. Auch das gibt es. So empfehle ich, dass sich jeder Gast mit Kindern vorher informiert, ob das Restaurant kinderfreundlich gestimmt ist. Im 21. Jahrhundert kann sogar googeln helfen. Sicher ist, dass das Motto «Die Kinder von heute sind die Gäste von morgen» nicht blosses Geschwätz sein sollte. Aber der Gast hat die Wahl, seine Kinder in das Restaurant zu führen, wo diese sich auch wohl fühlen. Dann kommen sie wieder. Die McDonald’s und Co. machen es ja vor.

Mit gegenseitigem Respekt, gutem Willen und Verständnis gegenüber den Mitarbeitenden, Rücksicht auf andere Gäste und etwas Kinder-Knigge-Kenntnissen für den Restaurantbesuch dürfte ein Ausgang mit den lieben Kleinen garantiert zum freudvollen Erlebnis werden. Mit unseren Kindern hat es bestens funktioniert.

Text und www.herberthuber.ch Symbolfotos: www.pixelio.de

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Wunschkonzerte in unseren Restaurants? Ein Gschichtli von Herbert Huber

Empfang im Restaurant
Empfang im Restaurant

Wem sage ich es? Ein Service mittags oder abends kommt einem Konzertanlass gleich. Der Küchendirigent ist angespannt wie eine Feder. Das Orchester bereit für den grossen Auftritt. Das Publikum voller Erwartungen – schliesslich geht man ja auswärts essen. So wird von diesem Orchester viel, sehr viel Flexibilität verlangt. Oft über die Grenzen des Machbaren hinaus. Und das kann zu Misstönen führen.

Eine nur leicht fiktive Geschichte aus dem Gastgeber Alltag.

 

Kellner bei der Arbeit

Wer kennt sie nicht, diese Allergien. Der eine Gast hat einen Nuss Allergie. Ein anderer verträgt keine Meeresfrüchte. Wieder jemand kriegt einen Ausschlag, wenn er nur schon Erdbeeren hört. Wieder einer isst prinzipiell kein Schweinefleisch und wünscht auf dem Vorspeisenteller Mostbröckli anstatt Parmaschinken. Dann kommen noch die mit dem hohen Blutdruck, also ohne Salz oder nur „äs bitzeli“.

 

Der Küchendirigent kontrolliert die Bestellungen

Menüänderungen wie Kartoffeln statt Teigwaren, Rüebli statt Broccoli, Reis statt Nudeln – diese Wünsche kann man problemlos erfüllen. Doch heutzutage ist der „Normalgast“ zunehmend die Ausnahme und „Wunschkonzerte“ die Regel. Ausgeprägte Abneigungen, aufs Essen projizierte Weltanschauungen immer mehr Unverträglichkeiten und Allergien (manchmal auch bloss eingebildete). Wie kann da ein Küchenorchester noch mit Begeisterung spielen? Die Service Schauspieler sind heillos überfordert – die Küche am Anschlag. Dann nämlich wenn die Konzertstühle bis auf den letzen Platz besetzt sind. Schauen wir doch einmal in die Runde.

 

 

 

Am Tisch 14 bringt gerade ein Vegetarier seine Wünsche an. Bitte keinen langweiligen Gemüseteller. Pilze esse ich nicht. Rosenkohl hasse ich wie der Teufel das Weihwasser. Gruss an die Küche, sie sollen sich was einfallen lassen. Aber nur frische Sachen und möglichst regional.

Am Tisch 13 sitzen sechs Gäste. Darunter ein Gast mit Zöliakie. Das muss man ernst nehmen. Nur, wie soll der Koch in der Hitze des Gefechtes reagieren?  Weiss er, dass Mais, Reis, Kartoffeln, Hirse, Buchweizen und Soja etc. von Natur aus glutenfrei sind? Zum Glück weiss er es und zaubert gleichzeitig mit fünf anderen Bestellungen von Tisch 13 und 10 (Sonderwunsch: keine Suppe aus dem Päckli) etwas Passendes her. Weitere à la carte Bestellungen türmen sich fast schon zu Eifelturmhöhe.

Boston Terrier sieht Herrchen im Restaurant beim Essen zu

Schon kommt Tisch 20 mit einem neuen Spezialwunsch an den Service. Können Sie bitte am Tisch nebenan sagen, sie sollen mit dem Hund verreisen, denn ich habe eine Hundehaarallergie. Als ob das so einfach wäre, sind doch der Hund und sein Besitzer seit Jahren Stammgäste. Das Tier bellt nie, riecht nicht und liegt brav unter dem Tisch.

Am Tisch 7: Drei Gäste. Dabei eine Dame mit einem „sehr empfindlichen Magen“, wie sie sagt. Auf der Karte findet sie nichts Passendes. Zufälligerweise arbeitet eine Diätköchin im Betrieb und stellt die Dame zufrieden. Zufälligerweise.

Veganes Essen

Tisch 16. Zwei Gäste outen sich als „vegan“. Obwohl aktuell ein hoch gehandeltes Ernährungsthema, ist veganes Essen in einem Restaurant, das nicht auf diese Gäste spezialisiert ist, eine grosse Herausforderung. Doch die Küche schafft auch das noch knapp. Nur, andere Bestellungen müssen dafür warten.

 

Da kommt Tisch 11 gerade recht. Dort sitzt ein Gast mit Pollenallergie. Man sieht es ihm an. Er kann nichts essen. Der Arme. Er ist einfach „verschnupft“ und die Köche sind es langsam aber sicher auch. Vor allem einfach überfordert. Ebenso wie der Service. Erst recht, wenn die Mitarbeitenden mit der deutschen Sprache Mühe haben, kommt es zu Misstönen. Freundlich bleiben, die Ruhe bewahren lautet das Gesetz der Gastronomie. Der Gast ist ja König. Jeder.

So bin ich für Lösungen der Probleme.

Mit einem Ratschlag. Wenn man als Gast weiss, was einem fehlt, kann man im Zeitalter der Digitalisierung, im Internet, die Speisekarte vor dem Restaurantbesuch studieren. Und allfällige Spezialwünsche bei der definitiven Reservation anbringen. Das hat kürzlich an einem Anlass, dem ich beiwohnen durfte, glorios funktioniert. Eine Dame und ein Herr wurden unauffällig mit ihren Allergie – bedingten Extraessen beglückt. Ohne Gstürm. Ohne Hektik. So einfach (wäre) ist das. Und der beizologische Konzertbesuch wäre frei von unliebsamen Misstönen. Oder muss ein Koch in Zukunft auch noch Medizinmann sein?

Text: www.herberthuber.ch  Symbolfotos: www.pixelio.de

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