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Vermischtes

Podcast zum Global Recycling Day: „Preloved Fashion“ und „Upcycling Fashion“ – die neuesten Trends der Modebranche?

Der Corona-Lockdown hinterlässt tiefe Spuren auch in der Mode-welt:
Unverkaufte Winterkleidung füllt die Lager, Boutiquen ban-gen um ihre
Existenz. Doch die Krise bietet die Chance zum Um-denken in der
Modebranche. Große Themen sind „Upcycling Fashion“ oder „Resell Fashion“.
Sind das zukunftsträchtige Trends in einer schnelllebigen Branche? Oder
ist das „Green-washing“ in einer der schmutzigsten Branchen weltweit? Mit
die-sen Fragen befasst sich Professor Peter Schmies, Studiendekan für
Fashion and Product Management (M.A.) im Fachbereich De-sign der
Hochschule Fresenius, in einer neuen Folge des Wissen-schafts-Podcasts
adhibeo, der zum Global Recycling Day am 18. März veröffentlicht wird.

„Resell“, „Preloved“, „Upcycling“: Themen, die in der Modewelt einen immer
wichtigeren Platz einnehmen. Große Bekleidungsunternehmen erweitern ihr
reguläres Segment durch den Verkauf von gebrauchten Teilen. Sie sammeln
Altkleidung zum Recycling. Auf den Laufstegen werden Kollektionen
gefertigt aus „Second Hand“-Kleidung präsentiert – so zuletzt die
„Upcycling“-Modekollektion auf der ABOUT YOU Fashion Week in Berlin, die
Studierende der AMD Akademie Mode & Design in Kooperation mit Perwoll
kreierten. Diese nachhaltigen Trends erleben in der Corona-Krise einen
weiteren Aufschwung. „Ich kenne keinen, der während der Krise nicht auch
seinen Kleiderschrank aussortiert hat. Dadurch ist natürlich noch mal ein
ganz anderes Angebot auf den Markt gekommen. Wenn ich Platz in meinem
Kleiderschrank schaffe, dann habe ich auch wieder Platz für Neues. Und
wenn ich etwas über eine digitale Plattform anbiete, dann gucke ich auch
selbst einfach mal, was dort angeboten wird. Digitale Plattformen bieten
dabei ein großes und internationales Angebot. Sie vereinfachen den Kauf
und Verkauf sowohl von Resell- als auch von Neuware“, sagt Peter Schmies.

Auch wenn „Fast-Fashion“ jetzt nicht plötzlich verschwinden wird -
„Preloved“- und „Upcycling-Fashion“ werden auch nach der Pandemie
weiterhin eine wichtige Rolle in der Modeindustrie spielen, ist Prof.
Schmies überzeugt. Entscheidend sei, wie generell mit Mode umgegan-gen
wird. Der Fokus sollte grundsätzlich auf einen bewussten Konsum gesetzt
werden. Dabei bilden die Verarbeitung, Produktqualität und ein fairer
Handel wichtige Elemente, die vor Kauf genauso geprüft werden sollten wie
der eigene Bedarf. Schnelllebige Trends seien kein Kriterium dafür, dass
Kleidungsstücke teils ungetragen in den Müll wandern. Viel-mehr sollten
sie dazu anregen, aus gebrauchten Artikeln neue Trends zu entwickeln.

Das ausführliche Podcast-Interview gibt es auf: https://www.adhibeo.de
/preloved-fashion-und-upcycling-fashion-die-neuesten-trends-der-
modebranche/
oder bei iTunes und Spotify.

Über die Hochschule Fresenius

Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem
Studienzentrum in New York gehört mit über 17.000 Studierenden zu den
größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie
blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl
Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“,
das sich von Beginn an sowohl der Labor-praxis als auch der Ausbildung
widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt
über ein sehr breites, vielfältiges Fächerangebot und bietet in den
Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus
sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie
berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studi-engänge an. Die
Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert.
Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und
innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre
Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbe-zug“ vom
Wissenschaftsrat gewürdigt.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.hs-fresenius.de

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Auf der Straße, auf dem Parkplatz, vor der Ampel: E-Fahrzeuge durch induktive Energieübertragung schneller laden

Eine große Chance für die Entwicklung und den weiteren Ausbau im Bereich
der Elektromobilität ist das induktive Laden. Durch das kabellose Laden
wird die Automatisierung des Ladevorgangs möglich, so dass der Akku
jederzeit beispielsweise auf innerstädtischen Parkplätzen, vor Ampeln oder
auf ausgewählten Straßenabschnitten und während der Fahrt automatisch
geladen werden kann.
Ein Forscherteam des Instituts für Elektrische Energiewandlung (iew) der
Universität Stuttgart um Prof. Dr. Nejila Parspour beschäftigt sich seit
Jahren mit der induktiven Energieübertragung unter anderem von
E-Fahrzeugen. Die TLB GmbH unterstützt die Forschenden bei der
Patentierung und Vermarktung der Innovationen.

Eine große Chance für die Entwicklung und den weiteren Ausbau im Bereich
der Elektromobilität ist das induktive Laden. Gleich zwei große Nachteile
der E-Automobilität könnten durch kabellose Energieübertragung behoben
werden: Weil man bei dynamischen Ladesystemen öfter und kürzer laden kann,
könnten kleinere Batterien verbaut werden, was den Lithiumverbrauch
verringern würde.  Zudem würden die langen Ladezeiten an einer Ladesäule
wegfallen, wenn es möglich wäre, auf Parkplätzen, vor Ampeln oder auf der
Wegstrecke das E-Fahrzeug induktiv zu laden.

Ein Forscherteam des Instituts für Elektrische Energiewandlung (iew) der
Universität Stuttgart um Prof. Dr. Nejila Parspour beschäftigt sich seit
Jahren mit der induktiven Energieübertragung unter anderem von
E-Fahrzeugen. Durch das kabellose Laden wird die Automatisierung des
Ladevorgangs möglich, so dass der Akku jederzeit beispielsweise auf
innerstädtischen Parkplätzen, vor Ampeln oder auf ausgewählten
Straßenabschnitten und während der Fahrt automatisch geladen werden kann.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen am Institut für
Elektrische Energieumwandlung (iew) daran,  drahtlose elektrische
Straßensysteme zu entwickeln, durch die Nutz- und Personen-
Elektrofahrzeuge während der Fahrt oder im Stand kabellos aufgeladen
werden. Diese Maßnahme ist maßgeblich dazu geeignet, die Reichweite der
Elektrofahrzeuge zu erhöhen. Die Wirkungsgrade, die hierbei mit dem am iew
entwickelten Systemen erreicht werden, liegen über 95 Prozent.

Da öffentliche Ladestationen eher rar sind, würde durch induktive
Lademöglichkeiten auch mehr Kapazität geschaffen – bei relativ
vergleichbaren Kosten.  Das E-Fahrzeug könnte dann auf dem Weg zur Arbeit
und auf dem Parkplatz geladen werden. Es wäre dann nicht mehr notwendig,
das Auto beispielsweise die ganze Nacht zum Laden anzuschließen.

Das größte Potential für Weiterentwicklungen sieht Prof. Dr. Nejila
Parspour in der Analyse der Energiestrecke. Die kontaktlose
Ladetechnologie funktioniert über Ladespulen. Für dynamisches Laden, also
während der Fahrt, werden Induktionsspulen in den Straßenbelag
eingelassen. Sobald sich das Fahrzeug über ihnen befindet, werden die
Ladespulen in der Straße aktiviert und geben über ein Magnetfeld die
elektrische Energie an das Fahrzeug ab.
Das Wissenschaftler-Team um Prof. Parspour hat bereits mehrere
unterschiedliche Erfindungen zum Patent angemeldet, um die Idee des
induktiven statischen sowie des induktiven dynamischen Ladens weiter
voranzubringen.  Eine der wichtigen Erfindungen bezieht sich auf die
Positioniertoleranz, mit der induktives Laden unabhängig von der
Fahrzeughöhe und -breite möglich ist.

Durch einige weitere Erfindungen konnte der Wirkungsgrad der am iew
enwickelten Systeme noch weiter Prozent gesteigert werden. Weitere bereits
patentierte Erfindungen kommen aus dem Bereich der Fremdkörperdetektion.
Dadurch kann das Ladesystem erkennen, wenn ein Fremdkörper auf der
Induktionsspule liegt, der sich erhitzen könnte. Zudem forschen die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Institut für Elektrische
Energieumwandlung auch in mehreren, von der Vektor-Stiftung geförderten
Projekten, unter anderem im Bereich des 48-Volt-basierten Ladens während
der Fahrt.

Zudem forscht das Team am iew an der Wirtschaftlichkeit und Größe der
Komponenten für die Ladesysteme. Denn die induktive Ladetechnik besteht
aus zwei Seiten. Neben der Infrastruktur, also den Spulen in der
Energiestrecke, müssen auch die Empfängerspulen bei größtmöglicher
Effizienz möglichst leicht gebaut werden. Das Ziel ist, mit wenigen
Komponenten ein stabiles System zu erreichen. Das spart Kosten im Sinne
der Wirtschaftlichkeit und spart Bauraum und Gewicht, was bei einem
Elektrofahrzeug ebenfalls ein wichtiger Faktor ist.

Die Erfindungen wurden zum Patent angemeldet (EP anhängig). Die
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH unterstützt die Universität Stuttgart
bei der Patentierung und Vermarktung der Innovationen. TLB ist mit der
wirtschaftlichen Umsetzung dieser zukunftsweisenden Technologien
beauftragt und bietet Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und
Lizenzierung der Schutzrechte.
Für weitere Informationen: Innovationsmanager Emmerich Somlo
(Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

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Übersichtsarbeit zeigt: Strahlung kann das Immunsystem dauerhaft verändern

nternationales Forscherteam wertet über 200 Studien aus

Eine neue wissenschaftliche Übersichtsarbeit zeigt, dass bereits
Strahlenbelastungen im Bereich von 20-100 Milligray Auswirkungen auf das
Immunsystem haben können. Damit liegt die Schwelle unter den Werten, die
etwa bei einer Strahlenbehandlung eingesetzt werden. Ein internationales
Forscherteam, an dem auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beteiligt
war, hat dazu mehr als 200 Studien bewertet. Ein besonderes Augenmerk lag
auf der Analyse der Wirkung unterschiedlich hoher Strahlendosen.

Hohe Strahlendosen von über einem Gray, wie sie bei Strahlentherapien
eingesetzt werden können, haben bekanntermaßen eine starke Wirkung auf das
Immunsystem und können negative gesundheitliche Langzeitfolgen nach sich
ziehen. Jedoch reichen offenbar bereits Dosen von 20 – 100 Milligray aus,
um geringfügige, aber dauerhafte immunologische Veränderungen auszulösen.
Solche Werte können beispielsweise die Folge einer jahrelangen beruflichen
Strahlenbelastung sein. Nach jetzigem Kenntnisstand haben diese keine
direkten gesundheitlichen Auswirkungen. Ob daraus gesundheitlich negative
Langzeitfolgen resultieren können, muss noch untersucht werden.

Ionisierende Strahlung kann technisch erzeugt werden oder natürlich
entstehen, wenn bestimmte Atomkerne radioaktiv zerfallen. Neben der
natürlichen Strahlung können auf den Menschen Strahlenbelastungen etwa aus
medizinischen und technischen Anwendungen einwirken. Auch sind bestimmte
Berufsgruppen, wie etwa fliegendes oder medizinisches Personal, Strahlung
ausgesetzt.

Je geringer die Dosis, desto größer der Forschungsbedarf
Die Studienauswertung des Forscherteams zeigt unterschiedliche Effekte,
jeweils abhängig von der Strahlendosis:

Eine einmalige Ganzkörperdosis unter 100 Milligray könnte die
Leistungsfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigen und die Alterung des
Immunsystems beschleunigen. Aber auch für niedrigere Belastungen wurden
länger anhaltende Veränderungen des Immunsystems beobachtet. Nach
derzeitigem Kenntnisstand haben diese biologischen Veränderungen aber
keinen direkten Einfluss auf die Gesundheit.

Bei Dosen von weniger als 20 Milligray sind weder für akute noch für
wiederholte Expositionen gesicherte Aussagen möglich.

Im Gegensatz zu diesen Beobachtungen können Dosen zwischen 100 Milligray
und 1 Gray eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung bei
lokaler Anwendung haben. Dies ist jedoch nur bei bereits aufgetretenen
chronischen Entzündungen der Fall. Deshalb werden diese Dosen etwa bei
lokalen Therapien von Gelenkentzündungen angewendet.

Im Vergleich zu geringeren Dosen ist der Zusammenhang zwischen höheren
Strahlendosen und dem Immunsystem gut erforscht. Hier wurden
ausschließlich negative Auswirkungen beobachtet, beispielsweise eine
zeitlich begrenzte Unterdrückung des Immunsystems oder
entzündungsfördernde Prozesse. Diese Erkenntnisse beruhen weitgehend auf
den Ergebnissen von Strahlentherapiepatienten und den Studien zu den
japanischen Atombombenüberlebenden von Hiroshima und Nagasaki.

Offene Fragen zur chronischen Strahlenbelastung
In die aktuelle Bewertung wurden Studien zu unterschiedlichen
Expositionsszenarien einbezogen. Zum einen solche, bei denen einmalige
aber hohe Strahlenbelastungen untersucht wurden, aber auch Studien zu
Bevölkerungsgruppen, die erhöhter natürlicher Strahlung oder
Kontaminationen ausgesetzt sind, auch im Beruf. Dabei wurden neben akuten
Expositionen auch chronische Strahlenbelastungen berücksichtigt.
Experimentelle Studien und klinische Beobachtungen bestätigen den Einfluss
geringer, über einen längeren Zeitraum akkumulierter Strahlendosen auf das
Immunsystem. Zur besseren Einordnung der Dosen sind typische Dosiswerte
auf der Internetseite des BfS zusammengestellt. Dabei entspricht
beispielsweise eine effektive Dosis von 100 Millisievert einer einmaligen
Ganzkörperbestrahlung mit 100 Milligray Gamma-Strahlung.

In ihrem Resümee bekräftigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
den Bedarf an Forschungsprojekten zu den zugrundeliegenden Mechanismen und
daraus resultierender möglicher Langzeiteffekte insbesondere von
niedrigeren Strahlenexpositionen. Das würde zur Klärung der Frage
beitragen, ob strahleninduzierte immunologische Veränderungen das
Auftreten von Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen begünstigen.

Die Übersichtsarbeit „Low dose radiation effects on the immune system“
wurde in der Zeitschrift „Environment International“ veröffentlicht. Im
Editorial, das federführend vom BfS verfasst wurde, wird in die Thematik
eingeführt.

Bundesamt für Strahlenschutz
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des
Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert
die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des
Strahlenschutzes. Die über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten
Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv
im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr,
darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette
Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und
Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische
Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und
internationalen Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter
www.bfs.de.

„World yOung Rheumatic Diseases Day“ am 18. März - Bereits kleine Kinder können unter schwerem Rheuma leiden

Am 18. März ist WORD Day – der „World yOung Rheumatic Diseases Day“. Die
Expertinnen und Experten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des
Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden möchten die Öffentlichkeit
an diesem Tag für die in dieser Altersgruppe seltene Erkrankung
sensibilisieren und auf die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnostik
hinweisen. Gemeinsam mit ihren kinderrheumatologischen Kollegen aus aller
Welt nimmt das Dresdner Team den WORD Day zudem zum Anlass, auf die
Notwendigkeit hinzuweisen, Kinder und Jugendliche mit rheumatischen
Erkrankungen zeitnah an eine spezialisierte Klinik zu überweisen.

Um die pädiatrische Expertise flächendeckend besser bündeln zu können und
die Versorgung ihrer Patienten noch weiter zu optimieren, initiiert die
Uni-Kinderklinik die Gründung eines überregionalen Zentrums für Kinder-
und Jugendrheumatologie. Ziel dieser Institution ist es, eine qualitative
und wohnortnahe stationäre Behandlung im Rahmen eines sachsenweiten
Netzwerks von Kinderkliniken sicherzustellen.

„Der Begriff ,rheumatische Erkrankungen‘ umfasst ein breites Spektrum an
Beschwerden. Ursache ist wie auch bei Erwachsenen ein überschießendes und
fehlreguliertes Immunsystem. Dies löst die dem Rheuma zugrundeliegenden
entzündlichen Krankheitsprozesse aus“, sagt Prof. Reinhard Berner,
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner
Uniklinikums. Häufigstes Symptom einer rheumatischen Erkrankung sind
entzündete Gelenke, die mit Schwellungen, Schmerzen und einer
eingeschränkten Bewegung einhergehen. „Diese Entzündungen am wachsenden
Organismus des Kindes können bereits schwere, bleibende Schäden
hinterlassen“, so Prof. Berner weiter. Daneben können auch andere Organe
wie Augen, Haut, Nieren, Muskeln, aber auch Gehirn oder der Magen-
Darmtrakt von einer rheumatischen Erkrankung betroffen sein. Dies hat oft
schwerwiegendere Folgen als die Entzündung der Gelenke selbst. Die
sogenannte Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) ist mit vier bis fünf
Krankheitsfällen auf 100.000 Kinder zwar die häufigste chronisch-
entzündliche Gelenkerkrankung, gilt aber dennoch als selten.

In der Öffentlichkeit wird Rheuma als Erkrankung von älteren Menschen
wahrgenommen. Doch zunehmend sind Kinder und Jugendliche, sogar Säuglinge
betroffen. „Oft wird die Krankheit erst nach einer langen Odyssee durch
Arztpraxen und Kliniken diagnostiziert“ so Prof. Berner. „Die zum Teil
sehr jungen Patienten – wir sehen immer wieder auch Babys sowie Kleinst-
und Kleinkinder– leiden unter schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Oft
versuchen die Kinder, die Schmerzen durch Schonung und veränderte
Bewegungsmuster zu vermeiden, so dass die Symptome erst einmal kaum oder
gar nicht auffallen. Wir möchten daher den Aktionstag des WORD Days
nutzen, für diese Erkrankung zu sensibilisieren und das Thema Kinder- und
Jugendrheuma in den Fokus zu rücken. Denn früh erkannt, können gerade die
Kinder durch gezielte Therapien eine gute Lebensqualität trotz ihrer
Erkrankung zurückerlangen. Auch lässt sich so vermeiden, dass bleibende
Schäden entstehen und die Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt
werden.“ „Besonders wichtig sei es“, ergänzt Dr. Normi Brück, die in der
Uni-Kinderklinik gemeinsam mit ihrem Team die kinderrheumatologischen
Patienten betreut, „auch auf eine ‚stumme‘ Beteiligung der Augen zu achten
und die Kinder sehr regelmäßig vom Augenarzt untersuchen zu lassen. Die
sogenannte Regenbogenhautentzündung des Auges kann bei fast einem Drittel
gerade der jungen Mädchen begleitend auftreten und schwere Schäden
verursachen.“

Oft geht die Rheumaerkrankung mit einer Veränderung der normalen
Bewegungsabläufe einher, was eine falsche, ungleichmäßige Belastung der
Gelenke nach sich zieht. Die Folge sind Wachstumsstörungen,
Muskelungleichgewicht, Schwäche, Gelenkdeformitäten und reduzierte
Ausdauer. „Hier können Experten gezielt eingreifen – denn es ist wichtig,
den Kindern und Jugendlichen die natürlichen Bewegungsabläufe zu bewahren,
Fehlbelastungen und Gelenkfehlstellungen zu vermeiden, Muskelkraft,
Ausdauer und Fitness zu stärken und so den Kindern die Teilhabe an ihrem
normalen Alltag zu ermöglichen “, so Dr. Brück.

Dabei ist Rheuma nicht gleich Rheuma. Es gibt zahlreiche unterschiedliche
Krankheitsformen rheumatischer Erkrankungen. Die Juvenile Idiopathische
Arthritis (JIA) beschreibt chronische, mindestens sechs Wochen anhaltende
Gelenkentzündungen bei Kindern und Jugendlichen, die vor dem vollendeten
16. Lebensjahr begonnen haben. „Hier ist es sehr wichtig, dass umgehend
andere Ursachen für die Gelenkentzündungen ausgeschlossen werden“, erklärt
Dr. Anja Schnabel aus dem Kinderrheuma-Team. „Unser Ziel ist es, Schmerzen
und Beschwerden zu lindern, die Krankheitsaktivität auszubremsen und damit
die Zerstörung von Gelenken zu unterbinden und die Gelenkfunktionen zu
erhalten.“ Hier kommen Medikamente ins Spiel aber auch begleitende Physio-
und Ergotherapien, Schulungen für Familien und Patienten sowie der
Austausch mit anderen betroffenen Familien.

Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Dresdner Uniklinikum behandelt
seit vielen Jahren Patienten mit allen kinderrheumatologischen
Erkrankungen und verfügt über große Erfahrung in der Abklärung, Therapie
und Betreuung dieser Kinder und Jugendlichen. Die auf rheumatische
Erkrankungen spezialisierte Ambulanz der Klinik ist Teil des
UniversitätsCentrums für Autoimmun- und Rheumatische Erkrankungen (UCARE)
am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. Die Minderjährigen werden in
enger Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Augenklinik, der
Klinik für Dermatologie, der Kinderradiologie und der Erwachsenen-
Rheumatologie versorgt. Um diese Expertise über die Grenzen des Dresdner
Uniklinikums hinaus zu bündeln und die Betreuung von Kindern mit
rheumatischen Erkrankungen noch weiter zu optimieren, hat die Uni-
Kinderklinik die Initiative ergriffen, im Verbund mit anderen
Kinderkliniken ein überregionales Zentrum für Kinder- und
Jugendrheumatologie zu gründen. Ziel dieser Institution ist es, im Rahmen
eines sachsenweiten Netzwerks eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe
stationäre Behandlung sicherzustellen.

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