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Reanimationsversorgung in Deutschland: DGAI weist auf TV-Berichterstattung zum Thema hin

Wie viele Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Herz-
Kreislauf-Stillstand und müssen reanimiert werden? Wie oft werden sie in
diesem Fall von Ersthelfern reanimiert? Wie viele von ihnen erreichen
lebend das Krankenhaus? Und wie viele verlassen es nach einer
erfolgreichen Behandlung wieder bei guter Gesundheit? Fragen wie diese
beantwortet das Deutsche Reanimationsregister unter der Trägerschaft der
Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)
seit mehr als 15 Jahren durch eine umfangreiche Datenerhebung an
inzwischen mehr als 220 Rettungsdiensten in ganz Deutschland.

Die TV-Berichterstattung der ARD und des SWR widmet sich unter dem Titel
„Notfallrettung – Wenn die Hilfe versagt“ nun ebenfalls diesem wichtigen
Thema und bietet eine umfassende Analyse der Notfallrettung in
Deutschland. (16.7. 22.50 Uhr: ARD; 17.7. 20.15: SWR). Der SWR-Reporter
und Arzt Dr. Patrick Hünerfeld hat über Monate hinweg Rettungsdienste
begleitet und die Daten von knapp 300 Rettungsdienstbereichen analysiert.
Diese Berichterstattung beleuchtet die Qualität der Notfallrettung und
zeigt auf, dass die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand stark von
der regionalen Versorgung abhängen.

Die Expertinnen und Experten des Deutschen Reanimationsregisters haben die
Recherche und die Berichterstattung des SWR-Reporters mit Interesse
verfolgt. Auch die am Deutschen Reanimationsregister beteiligten Standorte
wurden im Rahmen der breit angelegten und umfangreichen Umfrage des SWR
angeschrieben. Die DGAI freut sich, dass diese Standorte anhand ihrer
bereits implementierten und routinierten Datenerhebung in ihren
Jahresberichten für das Reanimationsregister auch den Fragenkatalog des
SWR beantworten konnten.

Hohe Bedeutung kontinuierlicher Datenanalyse

„Eine umfangreiche Datenerhebung ist essentiell. Denn nur Daten, die wir
erheben, können wir bewerten und daraus Rückschlüsse für die Versorgung
und für deren Verbesserung ziehen“, erklärt Prof. Dr. Jan-Thorsten
Gräsner, Sprecher der Sektion Notfallmedizin in der DGAI und Sprecher des
Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters. Entsprechend
würde er sich freuen, wenn die Berichterstattung des SWR allen Beteiligten
zeigt, wie wichtig es ist, kontinuierlich und wissenschaftlich begleitet
Daten zu erheben. „Unser Ziel ist es, dass alle Rettungsdienststandorte in
Deutschland am Deutschen Reanimationsregister teilnehmen.“ Schon jetzt ist
das Register die größte überregionale Datenbank zur Erhebung und
Auswertung von Reanimationen im Rettungsdienst im deutschsprachigen Raum.
Es bietet teilnehmenden Standorten Benchmarking und individuelle
Jahresberichte, die die Struktur- und Prozessqualität langfristig
überwachen und zu verbessern helfen. Die Anonymität der Daten ist dabei
stets gewahrt. Jederzeit kann die Datenauswertung an jedem Standort
erfolgen – „risikostratifiziert, um klar und fair zu sein“, erklärt Prof.
Gräsner.

„Wir hoffen, dass die Berichterstattung das Bewusstsein für die Bedeutung
der Notfallrettung und Reanimationsversorgung schärft und dazu beiträgt,
die Qualität der Versorgung in ganz Deutschland zu verbessern“, meint
Gräsner. Das Deutsche Reanimationsregister und die DGAI als Träger und
wissenschaftliche Fachgesellschaft haben eben dieses Ziel vor Augen und
setzen dies mit Kampagnen wie der „Woche der Wiederbelebung“, „Schüler
retten Leben“ oder Initiativen wie den „Bad Boller Reanimations- und
Notfallgesprächen“ und der „Resuscitation Academy Deutschland“ um.

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Aktualisierung S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum
Gebärmutterkörperkrebs überarbeitet. Unter anderem gibt es neue
Erkenntnisse zu Risikofaktoren und zur Strahlen- sowie medikamentösen
Therapie, die in die aktualisierten Leitlinienempfehlungen eingeflossen
sind. Ziel der Leitlinie ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten
aufzuzeigen und die Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Patientinnen
mit Endometriumkarzinomen zu verbessern. Auch die Behandlung seltener
histologischer Subtypen und erblicher Varianten wird thematisiert.

Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen
Krebsgesellschaft (DKG), vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft
Gynäkologische Onkologie (AGO) und durch die Deutsche Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie unter Mitwirkung von 37
Fachgesellschaften und Organisationen.

Das Endometriumkarzinom ist die häufigste Krebserkrankung der weiblichen
Genitalorgane. In Deutschland zählt es mit etwa 11.000 diagnostizierten
Neuerkrankungen im Jahr zu der fünfthäufigsten Krebserkrankung bei Frauen.
Am häufigsten erkranken sie nach den Wechseljahren, das mittlere Alter bei
Diagnosestellung liegt bei 67 Jahren. Im Jahr 2020 verstarben etwa 2.700
Menschen in Deutschland an einem Endometriumkarzinom.

Risikofaktoren für die Erkrankung an Gebärmutterkörperkrebs
Risikofaktoren für das Auftreten eines Endometriumkarzinoms sind unter
anderem ein spätes Menopausenalter, Diabetes mellitus, ein erhöhter Body-
Mass-Index, eine ovarielle Stimulationstherapie im Rahmen einer
Kinderwunschbehandlung sowie der Einsatz von Tamoxifen bei
Brustkrebspatientinnen. Auch bestimmte erbliche Veranlagungen – etwa im
Rahmen eines Lynch- oder Cowden-Syndroms – erhöhen das Risiko, an
Gebärmutterkörperkrebs zu erkranken. Etwa fünf Prozent aller
Endometriumkarzinome sind darauf zurückzuführen. Der Einfluss von Hormonen
auf das Krebsrisiko ist Gegenstand zahlreicher Studien. Orale
Kontrazeptiva – die Pille – und Intrauterinpessare (Levonorgestrelspirale)
reduzieren das Erkrankungsrisiko. Unstrittig ist, dass eine alleinige
Hormonersatztherapie mit Östrogenen ohne Gestagenschutz ein Risiko-
erhöhender Faktor ist. „Die Studienergebnisse zur kombinierten
Hormonersatztherapie sind uneinheitlich. Relevante Kriterien sind hier die
verwendeten Gestagene und die Anwendungsdauer. Wir als
Leitlinienautorinnen und -autoren vertreten auf Grundlage der publizierten
Studien die Meinung, dass eine sequenziell-kombinierte
Hormonersatztherapie mit einer Anwendungsdauer unter 5 Jahren und unter
Verwendung eines synthetischen Gestagens hinsichtlich des
Endometriumkarzinom-Risikos als sicher anzusehen ist“, sagt Prof. Dr.
Clemens Tempfer, Marien Hospital Herne. Er ist zusammen mit Prof. Dr. Sara
Brucker, Universitätsklinikum Tübingen und Prof. Dr. Eric Steiner,
Gynäkologisches Krebszentrum Rüsselsheim, Koordinator der Leitlinie.

Therapieoptionen
Die Standardbehandlung der Erkrankung ist die vollständige operative
Entfernung der Gebärmutter. Darüber hinaus werden in einem Großteil der
Fälle zudem der Gebärmutterhals, die Eileiter und Eierstöcke entfernt. Oft
werden zudem eine Strahlen- oder Chemotherapie eingesetzt – bei einem
Rezidiv kann eine Immuntherapie angewandt werden. „Die Strahlentherapie
kann in fortgeschritteneren Stadien oder nach einer Operation zum Einsatz
kommen. In der Leitlinie haben wir nun präzisieren können, in welchen
Fällen eine vaginale Brachytherapie – also eine Bestrahlung von der
Scheide aus – und in welchen eine Perkutanbestrahlung – angebracht ist“,
sagt Brucker. „Neue Daten lassen auch darauf schließen, dass in bestimmten
Fällen die Brachytherapie nicht nur das Rückfallrisiko der Patientinnen
minimiert, sondern auch einen positiven Effekt auf das Gesamtüberleben
haben kann – entsprechend haben wir hier die Leitlinienempfehlungen
angepasst.“ Patientinnen mit einem hohen Rezidivrisiko werden oftmals mit
einer Chemotherapie behandelt. Studien zeigen, dass die
Kombinationstherapie aus den Wirkstoffen Carboplatin/Paclitaxel bei einem
Karzinosarkom zu einem besseren progressionsfreien Überleben führen kann.
Für Patientinnen mit einem Rezidiv oder fortgeschrittener Erkrankung
können zudem Immuntherapien infrage kommen, wenn sie zuvor eine
Chemotherapie erhalten haben und einen bestimmten molekularen Subtyp
aufweisen. Bei einer Kombinationstherapie ist laut den
Leitlinienempfehlungen jedoch auf ein ausführliches Toxizitätsmanagement
zu achten, da es zu schwereren Nebenwirkungen kommen kann. Auch hier
wurden die Leitlinienempfehlungen an neue evidenzbasierte Erkenntnisse
angepasst.

Die aktualisierte S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar:
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/endometriumkarzinom
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert.
Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier
herunterladen: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/

Das Leitlinienprogramm Onkologie
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für
Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei
speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument
zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die
Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten
Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung
und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und
praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen.
Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 34 S3-Leitlinien, die zu einem
großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen.
Mehr unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation
des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum.
Die über 8.300 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16
Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder sind in der Erforschung
und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für
eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin,
Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist
Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen
Dekade gegen Krebs“. Mehr: https://www.krebsgesellschaft.de/

Deutsche Gesellschaft für Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
(DGGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG)
ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland.
Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und
Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine
Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe
weiterzuentwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die
DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die
gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen
Gremien. Mehr: https://www.dggg.de/

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Ein Motor für den zellfreien Stoffwechsel

Forschende entwickeln ein zellfreies System, in dem erstmals genetische
Informationen und Stoffwechsel zusammenarbeiten

Stoffwechselprozesse außerhalb lebender Zellen funktionieren nur so lange,
wie sie von außen mit Bausteinen versorgt werden. Max-Planck-Forscher um
Tobias Erb haben nun erstmals ein synthetisches In-vitro-System
entwickelt, das nach dem Vorbild der Natur Genetik und Stoffwechsel
miteinander koppelt und sich selbst antreiben kann. Es funktioniert
außerhalb von Zellen und nutzt CO2 als Rohstoff, wie das Team in der
aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science berichtet.

Die Fähigkeit alles Lebendigen, sich selbst zu bilden, zu organisieren und
zu erhalten, beruht auf einem Kreislauf, in dem Gene und Stoffwechsel
ständig parallel miteinander wechselwirken. Während Gene für die
Komponenten des Stoffwechsels kodieren, liefert der Stoffwechsel Energie
und Bausteine für Erhalt und Verarbeitung der genetischen Informationen.

In der Synthetischen Biologie erforschen Forschende die Prinzipien des
Lebens, indem sie seine Systeme von Grund auf - bottom up - aus den dafür
minimal notwenigen Teilen neu zusammenbauen. Mit diesem Ansatz gelang es
in den letzten Jahren, sowohl komplexe Stoffwechselnetzwerke als auch
zellfreie molekulargenetische Systeme außerhalb der Zellumgebung - in
vitro - zu entwickeln, zum Beispiel in so genannten Mikrofluidik-Kammern.
Diese Ansätze haben gemeinsam, dass alle Biokatalysatoren, die die Arbeit
verrichten, von außen zugegeben werden, und der ganze Prozess nur so lange
abläuft, wie er mit einem kontinuierlichen Strom von neuen Bausteine,
Information und Energie versorgt wird.

Durch Kopplung von Stoffwechsel- und genetischer Ebene möchten Forschende
selbsterhaltende Systeme entwickeln, die ihre Bausteine selbst erzeugen
und Prozesse wechselseitig antreiben – genau so, wie es in lebenden Zellen
passiert. Diesem Ziel sind Forschende um Prof. Dr. Tobias Erb vom Max-
Planck-Institut in Marburg nun einen wesentlichen Schritt nähergekommen:
sie haben das erste zellfreie System entwickelt, in dem sich ein
genetisches und ein Stoffwechsel-Netzwerk gegenseitig am Laufen halten.
Dabei werden auch Enzyme des Stoffwechsels vom System selbst erzeugt. Das
komplexe in vitro-System funktioniert sowohl im Reagenzglas als auch in
künstlichen Zellhüllen. Es beruht auf dem CETCH-Zyklus, ein synthetisches
Stoffwechselnetzwerk, das CO2 als Rohstoff nutzt, um organische Moleküle
herzustellen.

Der Trick: gegenseitige Abhängigkeit

„Wir haben den CETCH-Zyklus mit einem bereits bestehenden genetischen
System namens PURE gekoppelt. PURE ist eine synthetische Transkriptions-
und Translationsmaschine, die mit einem Mix aus Ribosomen, DNA, RNA und
Proteinen auch außerhalb lebender Zellen funktioniert. Wir haben beide
Netzwerke so angepasst, dass sie zusammen wie ein Motor funktionieren.
Einmal angeworfen, läuft er immer weiter, weil sich die Netzwerke
gegenseitig fördern“, erklärt Dr. Simone Giaveri, Erstautor der
Publikation.

Damit das funktioniert, haben die Forschenden die Komponenten voneinander
abhängig gemacht. Sie programmierten PURE so, dass es zwei der CETCH-
Enzyme produziert. Dieser PURE-Variante fehlt jedoch die essentielle
Aminosäure Glycin, die für den Aufbau von Proteinen benötigt wird. CETCH
wiederum wurde so verändert, dass Glycin direkt aus CO2 entsteht. Indem
PURE das Glycin von CETCH erhält, schließt sich der Kreis.

Um nachzuweisen, dass ihr Ansatz funktioniert, gaben die Forschenden
zunächst Glycin zu PURE, das den Bauplan für ein fluoreszierendes Protein
enthielt. Sein Leuchten zeigte die erhoffte Aktivität des genetischen
Netzwerks an. Im nächsten Schritt wurde der CETCH-Zyklus eingebracht. Nach
Einbringen des künstlichen Stoffwechselwegs produzierte das gekoppelte
System das Glycin selbst – und konnte umgekehrt die zwei essentiellen
Komponenten des CETCH-Zyklus sowie das fluoreszierende Protein
produzieren.

Nur zwei der insgesamt über 50 Proteine des gekoppelten Systems werden
selbst erzeugt. Doch mehr ist auch gar nicht nötig, um den künstlichen
Kreislauf anzutreiben. „Ohne die genetische Komponente und die
wechselseitige Rückkopplung liefe der Zyklus weniger als eine Stunde.
Dadurch, dass es hier eine interne Regeneration gibt, werden es immerhin
12 Stunden, bis das System aus verschiedenen Gründen zum Erliegen kommt,
zum Beispiel, weil Bestandteile ausfallen oder sich zu sehr anreichern “,
erklärt Simone Giaveri. "Man muss es einmal mit einer minimalen Menge
Glycin in Gang setzen, dann treibt es sich selbst immer wieder an.“

Ein Betriebssystem für zukünftige nachhaltige Systeme

Noch werden die meisten Elemente des künstlichen Stoffwechsels von außen
zugeführt. Von einem System, das alle seine Bestandteile selbst
regenerieren kann, sei man noch weit entfernt, sagt Tobias Erb. Dazu
müssten komplette Stoffwechselnetzwerke kodiert, Selbstreparaturen
programmiert werden, um die Lebensdauer der in vitro-Systeme zu
verlängern, und biochemische Recyclingkreisläufe integriert werden.
"Bisher ist es uns nur gelungen, einen Baustein herzustellen, und wir sind
noch weit davon entfernt, alle Bausteine aus CO2 herstellen zu können.
Aber wir haben ein grundlegendes Betriebssystem entwickelt, das von
zukünftigen Entwicklungen in diesem schnelllebigen Forschungsgebiet
profitieren wird. Wenn man noch weiter in die Zukunft denkt, kann man sich
vorstellen, dass wir in Zukunft ein solches System mit Licht oder sogar
mit nachhaltigem Strom betreiben können.

Alleine die Orchestrierung der über 50 Proteine, Energieträger, Baupläne
und Bausteine ist das Ergebnis zahlloser Experimente, in denen Simone
Giaveri die Kombinationen parallel prüfte und optimierte. Jedes Element in
Simone Giaveris hochkomplexen System ist genau für seinen Zweck bestimmt.
„Man kann unser System als Betriebseinheit, sozusagen als Basis-Motor für
synthetische Stoffwechsel nutzen“, sagt Tobias Erb. „Und da es auf CO2
beruht, wäre das Ganze vollständig nachhaltig, denn dieser Rohstoff steht
praktisch unbegrenzt zur Verfügung.“

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Wie wählt man das richtige Zahnimplantat? – Keramik versus Titan

Wie wählt an das richtige Zahnimplantat Symbolbild
Wie wählt an das richtige Zahnimplantat Symbolbild

Besteht die Notwendigkeit für ein oder mehrere Zahnimplantate, sollten Patienten sich im Vorhinein gut informieren und ausführlich beraten lassen, denn: Die Wahl des richtigen Zahnimplantats hat durchaus Einfluss auf die langfristige Mundgesundheit und das Wohlbefinden des Patienten. Mittlerweile setzen Ärzte vorrangig auf Materialien, die eine ausgezeichnete Bioverträglichkeit aufweisen – allem voran Titan und Keramik.

Die Entscheidung zwischen Titan- und Keramikimplantaten hängt von mehreren Faktoren, wie dem individuellen Gesundheitszustand und auch ästhetischen Vorlieben ab. Grundsätzlich gilt: Titan ist bekannt für seine Stabilität und Langlebigkeit und wird bereits seit Jahren erfolgreich in der Zahnmedizin eingesetzt. Es bietet eine hohe Bioverträglichkeit – außer bei Patienten, die spezielle Unverträglichkeiten oder Allergien aufweisen. In solchen Fällen erweist sich Keramik als eine hervorragende, metallfreie Alternative, die besonders in den sichtbaren Bereichen des Gebisses auch ästhetische Vorteile bietet.

Keramikimplantate – für sensible Patienten Obwohl Keramikimplantate häufig etwas teurer sind, ziehen viele Patienten sie aufgrund ihres natürlichen Erscheinungsbildes und der Vermeidung von Metallen im Körper vor. Dies gilt insbesondere für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes oder bestimmten Stoffwechselstörungen, die auf nicht-metallische, biokompatible Zahnimplantate angewiesen sind.

Bei modernen Implantatslösungen aus Keramik gehen Gesundheit und Ästhetik Hand in Hand. Insbesondere für Menschen mit Metallunverträglichkeiten oder für jene, die hohe ästhetische Ansprüche haben, sind sie häufig die erste Wahl. Die Implantate bestehen aus hochleistungsfähigem Zirkondioxid, das durch seine hohe biologische Verträglichkeit, aber auch durch eine hohe Stabilität und Belastbarkeit überzeugt. Sie ähneln in Farbe und Textur den natürlichen Zähnen und integrieren sich nahtlos in das Zahnfleisch, weshalb sie auch gerne im sichtbaren Bereich der Frontzähne eingesetzt werden.

Die glatte Oberflächenstruktur unterstützt eine schnelle und komplikationsfreie Einheilung und eine gesunde Anlagerung des Zahnfleisches, wodurch das Risiko von Zahnfleischentzündungen minimiert wird. Durch die weiße Farbe des Zirkonoxids werden zudem die meist unerwünschten grauen Schimmer, die bei Titanimplantaten durchscheinen können, vermieden.

Titanimplantate – langlebig und stabil

Titan wird häufig in der Zahnmedizin verwendet und ist unter anderem für seine Langlebigkeit und Stabilität bekannt. Dieses Metall ist bereits umfassend erforscht worden und gilt als sehr körperverträglich: In der Regel verursacht es keine allergischen Reaktionen oder Abstoßungen.

Allerdings gibt es durchaus auch Situationen, in denen Titanimplantate weniger ideal sind. So können die Implantate aus Metall bei Patienten mit Überempfindlichkeiten gegenüber Metallen unangenehm sein – und auch bei dünnem Zahnfleisch, das die graue Farbe des Titans durchscheinen lässt, ist ein solches Implantat häufig ästhetisch weniger ansprechend.

In seltenen Fällen können durch das Titan auch individuelle immunologische Reaktionen auftreten. Obwohl echte Allergien auf Titan selten sind, gibt es einzelne Personen, die eine sogenannte Titanunverträglichkeit entwickeln. Dabei reagieren bestimmte Immunzellen, die Makrophagen, sensibel auf Titanpartikel, was unter anderem zu lokalen Entzündungen führt.

Auch wenn solche Reaktionen nicht die Norm sind, können sie unter Umständen die Einheilung des Implantats stören und zu längerfristigen Beschwerden führen. Für Menschen, die empfindlich auf Metalle reagieren oder höchste ästhetische Ansprüche haben, ist daher ein alternativer Werkstoff wie Keramik häufig die bessere Wahl, da dieses Material völlig metallfrei ist und harmonischer mit dem natürlichen Zahnfleisch interagiert.

Welches Implantat ist wann geeignet?

Bei der Wahl eines geeigneten Zahnimplantats kommt es vor allem auf die individuellen Bedürfnisse und die Verträglichkeit des Materials an. Während Titan für seine robuste Stabilität und hohe Bioverträglichkeit bekannt ist, bietet Keramik aus Zirkonoxid eine metallfreie Alternative.

Keramikimplantate sind besonders für Patienten mit Metallunverträglichkeiten oder chronischen Erkrankungen wie Allergien oder Rheuma geeignet – grundsätzlich jedoch eine gute Wahl für alle Patienten, die Wert auf Gesundheit, Ästhetik und eine metallfreie Mundhygiene legen. Zirkonoxid-Implantate bieten zudem den ästhetischen Vorteil, dass sie die natürliche Zahnfarbe imitieren und somit bei dünnem Zahnfleisch weniger auffallen.

 

 

 

 

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