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total zentral: die Leber!“: Leberzellkrebs – warum die Früherkennung wichtig ist

Leberzellkrebs zählt zu den gefährlichsten Tumorarten. Nur wenn dieser
frühzeitig entdeckt und behandelt wird, ist eine Heilung möglich – aktuell
werden jedoch 80 Prozent der Leberzellkrebs-Erkrankungen erst in bereits
fortgeschrittenen Stadien entdeckt. Darauf machen die Ausrichter des 23.
Deutschen Lebertages am 20. November 2022 – Gastro-Liga e. V., Deutsche
Leberhilfe e. V. und Deutsche Leberstiftung – im Vorfeld des Aktionstages
aufmerksam. Mit dem diesjährigen Motto: „total zentral: die Leber!“ werden
die Bedeutung der Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen
Körpers und die Notwendigkeit einer Senkung der Dunkelziffer durch
Früherkennung von Lebererkrankungen betont.

Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) tritt in den meisten
Fällen nach einer langjährigen chronischen Lebererkrankung auf. Die
Hauptursachen für ein HCC sind neben der chronischen Virushepatitis (B, C
und D) unter anderem die Folgen einer unbehandelten nicht-alkoholischen
Fettleberhepatitis (NASH) oder einer unbehandelten alkoholischen
Fettleberhepatitis (ASH). Die steigende Zahl von Menschen, die nach einer
chronischen Lebererkrankung an Leberzellkrebs erkranken, macht eine
Aufklärung der Öffentlichkeit über Früherkennung und Prävention notwendig.

Neben dem Deutschen Lebertag, der in diesem Jahr am 20. November zum 23.
Mal stattfindet, gibt es weitere Aktionstage, mit denen die wichtigen
Themen Leber und Lebererkrankungen in den Fokus gerückt werden.

„Die Einführung des Einmalscreenings auf Virushepatitis B und C im Rahmen
der ‘Gesundheitsuntersuchung‘, vormals ‘Check-up 35‘, ist ein wichtiger
Schritt, um die Morbidität und Mortalität bei diesen Lebererkrankungen in
der deutschen Bevölkerung zu senken. Jede Früherkennung der Virushepatitis
B und C, die zu den Hauptursachen für die Entstehung eines
Hepatozellulären Karzinoms (HCC) zählen, ist zugleich eine
Krebsprävention. Leberzellkrebs gehört zu den Krebsarten mit der
schlechtesten Prognose und ist weltweit die vierthäufigste
Krebstodesursache. Leberzellkrebs kommt bei vergleichsweise jungen
Menschen vor und ist somit die Krebsart mit den zweitmeisten verlorenen
Lebensjahren. Zum Zeitpunkt der Diagnose können 80 Prozent der Fälle von
Leberzellkrebs nicht mehr operiert werden“, erläutert Professor Dr. Peter
R. Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik der
Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Lebererkrankungen und somit auch die Entstehung von Leberzellkrebs sind in
vielen Fällen vermeidbar. Neben Virusinfektionen zählen Übergewicht,
Bewegungsmangel sowie ungesunde Ernährung, Diabetes mellitus, Rauchen und
übermäßiger Alkoholkonsum zu den Risikofaktoren. Ernährungs- und
Bewegungsgewohnheiten können geändert werden. Gegen die Hepatitis B, die
chronisch werden und zum HCC führen kann, gibt es wirksame Impfungen.
Aktuelle Studiendaten haben gezeigt, dass auch bei selteneren Erkrankungen
wie beispielsweise akuter intermittierender Porphyrie und Morbus Gaucher
ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines HCC vorliegen kann. In der
kürzlich aktualisierten deutschen Leitlinie wird eine regelmäßige
Früherkennung auch dieser Patientengruppen empfohlen: „Vor kurzem wurde
die S3-Leitlinie zum Hepatozellulären Karzinom und zu biliären Karzinomen
aktualisiert. Die überarbeitete Fassung enthält unter anderem neue
Empfehlungen zu seltenen Erkrankungen als Risikofaktoren für
Leberzellkrebs“, sagt Professor Galle und stellt fest: „Damit steht ein
Instrument zur Verfügung, um die Diagnostik und Therapie des
hepatozellulären Karzinoms zu verbessern und betroffenen Patienten
angemessene, wissenschaftlich begründete und aktuelle Verfahren in der
Diagnostik, Therapie und Rehabilitation anzubieten.“

Mehr Infos zum 23. Deutschen Lebertag und alle bislang im Rahmen des
diesjährigen Deutschen Lebertages veröffentlichten Presseinformationen
unter: http://www.lebertag.org

Alle Institutionen, die im Rahmen des 23. Deutschen Lebertages mit einer
Veranstaltung aufklären und informieren möchten, werden von den
Ausrichtern bei der Pressearbeit und mit Veranstaltungsmaterialien
unterstützt. Informationen, Anmeldungen und Downloads unter:
http://www.lebertag.org

Die Ausrichter des 23. Deutschen Lebertages am 20. November 2022:

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten
von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des
Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
Tel 0641 – 97 48 10
<geschaeftsstelle@gastro-liga.de>   |   https://www.gastro-liga.de

Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
Tel 0221 – 28 29 980
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>   |   https://www.leberhilfe.org

  • Aufrufe: 74

Vorhofflimmern: Katheterablation stoppt Störfeuer im Herzen

Gezielte Verödungen am Herzen bringen unregelmäßigen Herzschlag in den
richtigen Takt. Das ermöglicht es, auf Medikamente zu verzichten. Welche
Patienten profitieren besonders von der Katheterablation und was
versprechen neue Technologien?

(Frankfurt a. M., 24. Oktober 2022) Herzrhythmusstörungen sind für
Betroffene meist mit Ängsten, hohem Leidensdruck und Leistungseinbußen
verbunden. Rund 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an
Vorhofflimmern, der häufigsten anhaltenden Herzrhythmusstörung. Das
Risiko, dass das Herz unregelmäßig schlägt, steigt mit zunehmendem Alter
an. Ab 55 Jahren beträgt es fast 40 %. Beschwerden, die durch
Vorhofflimmern verursacht werden, sind zum Beispiel Herzrasen, Luftnot,
Brustschmerzen, Schwindel oder auch eine eingeschränkte Belastbarkeit. Es
gibt aber auch Menschen, bei denen verursacht das Vorhofflimmern gar keine
Symptome. Bei ihnen wird die Diagnose meist zufällig gestellt.
Die Folgen eines unerkannten und unbehandelten Vorhofflimmerns können
gravierend sein. So erhöht sich das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden
um das Fünffache. „Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle
gehen auf Vorhofflimmern zurück“, betont Prof. Dr. med. Stephan Willems,
Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und
Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin in
der Asklepios-Klinik St. Georg in Hamburg. Bei manchen Menschen kann
Vorhofflimmern, vor allem bei hoher Herzfrequenz (Puls), zu einer
Herzschwäche führen. „Es ist daher wichtig, Vorhofflimmern frühzeitig zu
erkennen und zu behandeln“, so der Herzspezialist anlässlich der
bundesweiten Herzwochen, die sich unter dem Motto „Turbulenzen im Herz“
unter <www.herzstiftung.de/herzwochen> dem Vorhofflimmern widmen.
Der unregelmäßige Herzschlag tritt zunächst nur kurz, anfallsartig und
selten auf. Die Mediziner sprechen vom „paroxysmalen Vorhofflimmern“.
Unbehandelt schreitet die Erkrankung fort. Es folgen andauernde und häufig
auftretende Episoden, bis das Vorhofflimmern schließlich dauerhaft
vorhanden ist. Es handelt sich dann um ein „persistierendes
Vorhofflimmern“.

Zunehmend wird die Katheterablation eingesetzt
Ursache des Vorhofflimmerns sind Herzmuskelfasern, die vom linken Vorhof
in die Lungenvenen ragen. Die Lungenvenen sind dafür verantwortlich das
sauerstoffreiche Blut aus der Lunge in das linke Herz zu transportieren.
Diese Muskelbrücken senden störende elektrische Signale aus und bringen
den Herzschlag durcheinander. Um ihn wieder zu normalisieren, gibt es die
Möglichkeiten, den Herzschlag mit Medikamenten zu verlangsamen oder auch
wieder in den richtigen Takt zu bringen. Dies war viele Jahre der
Therapiestandard. Die andere Option, mit einem minimalinvasiven Eingriff,
einer sogenannten Katheterablation, die Störung direkt am Herzen zu
beseitigen, hält mehr und mehr Einzug in die Kardiologie. Der Katheter ist
ein feiner Kunststoffschlauch, der – unter vorheriger Gabe eines leichten
Beruhigungsmittels und örtlicher Betäubung – über die Leistenvene zum
Herzen vorgeschoben wird.

Minimalinvasiver Eingriff mit 60- bis 90-prozentigem Heilungserfolg
Am Ende des Katheters können Hitze, Kälte oder Mini-Stromstöße gezielt die
für die „Störfeuer“ verantwortlichen Herzmuskelfasern veröden. Ziel ist
es, sie dauerhaft auszuschalten. „Studien haben gezeigt, dass die
Katheterablation der medikamentösen Therapie hinsichtlich des
langfristigen Erhalts des normalen Herzrhythmus‘ überlegen ist“, erklärt
Prof. Willems. „Mithilfe der Katheterablation kann das Vorhofflimmern
sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 90 Prozent geheilt werden,
je nachdem wie lange es schon besteht.“

Neue Technik: „Elektroporation“ lässt Störfeuer versiegen
Hier einige der wesentlichen Verfahren im Überblick, die die
Herzspezialist*innen bei einer Katheterablation anwenden:

•       Bei der „Hochfrequenzstrom-Ablation“, lange Zeit der Goldstandard
in der Katheterablation, vernarben sie die Herzmuskelfasern, die in die
Lungenvenen ragen und das Wirrwarr der elektrischen Signale verursachen,
punktgenau mit einer Energie von 25 bis 40 Watt für zirka 30 bis 60
Sekunden.
Die ersten Katheterablationen erfolgten lediglich unter Röntgenkontrolle.
Bei der Hochfrequenzstrom-Ablation kommen zusätzlich dreidimensionale
Mappingsysteme zum Einsatz. Sie erstellen computergestützt eine
geometrische Karte des Herzinneren, zeigen sehr präzise die Störungen der
elektrischen Erregung des Herzens und ermöglichen, diese treffsicher mit
dem Katheter zu behandeln. Durch Verwendung des dreidimensionalen
Mappingsystems kann der/die Untersucher*in die notwendige Röntgenstrahlung
reduzieren.
•       Neu und eine Optimierung der „Hochfrequenzstrom-Ablation“ ist das
„High Power Short Duration (HPSD)“-Verfahren (hohe Energie, kurze Dauer),
bei der die Ärzt*innen für 4 bis 7 Sekunden eine Energie von 70 bis 90
Watt verwenden. Die kurze und starke Hitzeeinwirkung erlaubt es, die
Störzellen noch fokussierter zu veröden und umliegendes Gewebe zu schonen.
Die Behandlungsdauer ist kürzer, sicherer und wirkt langfristig besser.
Das lassen klinische Studien vermuten.
•       Bei der „Kryo- oder Kälteablation“ bringen die Fachärzte mit dem
Katheter einen „Kryoballon“ vor jede Lungenvene und kühlen diese für 2 bis
4 Minuten auf minus 40 bis minus 60 Grad Celsius herunter. „Kryos“ ist
altgriechisch und bedeutet „Eis“. Dieses Verfahren wird wie auch die
anderen Techniken stetig weiterentwickelt.
Die Hochfrequenzstrom- und die Kälteablation sind, was Sicherheit und
Erfolg insbesondere bei der Behandlung von Patienten mit „paroxysmalem
Vorhofflimmern“ angeht, gleichwertig und gut geeignet. Die Kryoablation
bietet ein schnelles und schonendes Verfahren zur Behandlung von
Vorhofflimmern.
•       Die „Pulsed Field Ablation“ (PFA) ist eine völlig neuartige
Technologie für die Katheterablation, die erst seit Kurzem verfügbar ist.
Sie wird auch als „Elektroporation“ bezeichnet. Mithilfe des Katheters
werden zielgenau ultraschnelle elektrische Felder erzeugt. Diese führen zu
mikroskopisch kleinen Poren in den Membranen der Herzmuskelzellen, die mit
ihren Signalen das Herz aus dem Takt bringen. Die Zellen sterben ab, die
Störfeuer versiegen, das angrenzende Gewebe wird nicht beschädigt. Wie bei
der „Kryo- oder Kälteablation“ wird jede Lungenvene einzeln behandelt.
„Die PFA ist eine sehr effektive und schonende Methode mit nur wenig
Komplikationen“, erklärt der Hamburger Herzspezialist Willems. „Es stehen
allerdings noch umfangreiche Studien aus, aber der berichtete Erfolg
erster Untersuchungen scheint vielversprechend.“

Die Katheterablation ist insgesamt effektiv und sicher
In Deutschland wurden im Jahr 2020 schätzungsweise etwas mehr als 94.000
Katheterablationen vorgenommen (Deutscher Herzbericht 2021). In nur rund
ein Prozent der Eingriffe kommt es zu Komplikationen. So können Blutungen
im Herzbeutel, Schlaganfälle durch verschleppte Blutgerinnsel und
Blutungen in Hirngefäßen oder Blutergüsse an der Einstichstelle der Leiste
auftreten. Potenziell lebensbedrohlich ist es, beim Eingriff die
Speiseröhre zu verletzen. „Das kommt jedoch sehr selten vor“, sagt
Chefarzt Willems. „Insgesamt sind die Verfahren der Katheterablation zur
Behandlung von Vorhofflimmern sehr effektiv und sicher.“ Entscheidend sei,
die Ablation möglichst früh und in spezialisierten Zentren vorzunehmen.

Jeder zweite Betroffene wird geheilt
„Bei etwa jeder zweiten betroffenen Person, die mit einer Katheterablation
behandelt wurde, kehrt das Vorhofflimmern nicht wieder“, betont Prof.
Willems. Beim anfallsartigen Vorhofflimmern sei das nach einem Jahr sogar
bei 70 bis 80 % der Fall, nach wiederholten Eingriffen bei bis zu 90 % der
Patienten. Betroffene, die bereits längere Zeit an anhaltendem
Vorhofflimmern leiden, haben bislang geringere Aussichten, dauerhaft
gesund zu werden. „Doch die Techniken der Katheterablation werden stetig
weiterentwickelt und so hoffen wir, auch diese Patienten in Zukunft besser
behandeln zu können.“
(weg)

Weitere Informationen und kostenfreie Ratgeber zum Herzwochen-Thema
Vorhofflimmern unter:
<www.herzstiftung.de/herzwochen>
<www.herzstiftung.de/vorhofflimmern>
<www.herzstiftung.de/vorhofflimmern-behandlung>

Videos zum Thema Vorhofflimmern (und zur Katheterablation):
<https://www.youtube.com/DeutscheHerzstiftung>

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Wie digitale Geräte Vorhofflimmern erkennen

Frühe Diagnose ist entscheidend, Wearables können ersten Hinweis geben.
Deutsche Herzstiftung erklärt Vor- und Nachteile der Messung per
Smartwatch

Die Volkskrankheit Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende
Herzrhythmusstörung mit 1,5 bis 2 Millionen Betroffenen in Deutschland.
„Vorhofflimmern ist eine ernst zu nehmende Herzrhythmusstörung, weil sie
unbemerkt und unbehandelt zur lebensbedrohlichen Gefahr bis hin zu
Herzschwäche und Schlaganfall werden kann“, warnt der Herzspezialist und
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung Prof. Dr. med. Thomas
Voigtländer. Auch Demenz und eine verminderte Lebensqualität sind weitere
mögliche Folgen dieser Herzrhythmusstörung.
Eine frühzeitige Diagnose von Vorhofflimmern ist daher entscheidend, um
die Risiken zu mindern, doch in einigen Fällen gestaltet sich das
schwierig: „Wenn eine Rhythmusstörung nur kurz anhält, ist es eine
Herausforderung, sie mit einem herkömmlichen EKG zu dokumentieren“,
erläutert Prof. Dr. Christian Veltmann, Kardiologe und Elektrophysiologe
am Klinikum Links der Weser in Bremen. Moderne Smartwatches und andere
tragbare Geräte mit EKG-Sensoren oder vergleichbarer Technik, sogenannte
„Wearables“, könnten dann bei der Diagnose unterstützen. „Wearables können
Vorhofflimmern mit einer hohen Treffsicherheit erkennen, können die
Diagnose beim Arzt aber nicht ersetzen“, betont der Kardiologe. Anlässlich
der bundesweiten Herzwochen zu Vorhofflimmern informiert die Deutsche
Herzstiftung unter <www.herzstiftung.de/herzwochen> welche digitalen
Geräte bei der Diagnose helfen können, wie sie funktionieren und welche
Vor- und Nachteile sie bieten.

Vorhofflimmern bleibt häufig unbemerkt
Bei vielen Patienten äußert sich das Vorhofflimmern durch Herzstolpern
oder Herzrasen, einer Einschränkung der Belastbarkeit, Enge in der Brust,
Schwindel oder Schwäche. Bei einigen Betroffenen verursacht die
Herzrhythmusstörung allerdings keinerlei Symptome. Doch auch diese
Patienten sind von Schlaganfall und Herzschwäche bedroht. Wegen der
möglichen schwerwiegenden Folgen empfehlen kardiologische
Fachgesellschaften inzwischen, Risikopatienten regelmäßig auf
Vorhofflimmern zu testen (Screening). „Alle Menschen über 75 Jahre sowie
Patienten über 65 Jahre mit weiteren Risikofaktoren für einen Schlaganfall
sollten regelmäßig auf Vorhofflimmern untersucht werden“, erklärt
Veltmann. Um die Rhythmusstörung zu erkennen, setzen Ärzte entweder ein
klassisches 12-Kanal-EKG, ein Langzeit-EKG oder einen sogenannten
Ereignisrekorder ein. Eine besondere Herausforderung für die Diagnose ist
es, wenn das Vorhofflimmern nur gelegentlich auftritt. „Zum Screening auf
Vorhofflimmern eignen sich Wearables deshalb besonders gut, weil sie
sowohl ein regelmäßiges – etwa einmal am Tag – als auch ein gelegentliches
Screening – immer mal wieder – ermöglichen“, erklärt Veltmann.

So funktioniert die Messung per Smartwatch
Für die Messung der elektrischen Aktivität des Herzens per Smartwatch
werden zwei Verfahren eingesetzt: Beim 1-Kanal-EKG sind zwei Elektroden in
der Smartwatch integriert. Die Elektrode an der Rückseite des Gerätes hat
Kontakt mit dem Trägerarm, die zweite Elektrode an der Oberseite der Uhr
wird durch Berühren mit dem Finger der anderen Hand aktiviert.
Völlig anders funktioniert die sogenannte Photoplethysmographie (PPG), bei
der die Herzfrequenz optisch mittels Infrarotlicht gemessen wird. Bei
diesem Verfahren sendet die Smartwatch Infrarotlicht in die Haut und misst
gleichzeitig, wie viel Licht die Haut reflektiert. Diese Menge ist
abhängig davon, wie viel Blut durch die oberflächlichen Kapillaren fließt.
Das Gerät rechnet die reflektierte Lichtmenge in eine Pulswelle um und
erkennt Unregelmäßigkeiten wie Herzrhythmusstörungen mit großer
Zuverlässigkeit.

Beide von Wearables genutzten Verfahren – ob mit Elektroden oder
Photoplethysmographie – sind in der Lage, Vorhofflimmern mit einer
Treffsicherheit von über 90 Prozent zu erkennen. Der Vorteil: Regel- oder
Unregelmäßigkeiten werden vom Gerät in bestimmten zeitlichen Abständen
unbemerkt vom Träger aufgezeichnet und ausgewertet. Ergeben sich Anzeichen
von Vorhofflimmern, erhält der Anwender den Hinweis, sich ärztlich auf
Vorhofflimmern untersuchen zu lassen. „Wearables sind in der Lage
Vorhofflimmern zu erkennen und zu dokumentieren, allerdings bedarf es
immer einer Bestätigung der Diagnose für die erfasste Rhythmusstörung
durch den Facharzt“, betont Prof. Voigtländer. Um Unsicherheiten und
Fehlinterpretationen zu vermeiden, sollten die Geräte am besten gezielt
und in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingesetzt werden.

Smartwatches und ihre Grenzen: erfassen keine Durchblutungsstörungen
Besonders wichtig für Anwender von Smartwatches ist der Punkt, dass die 1
-Kanal-EKG-Erfassung dieser Geräte nicht die Erkennung von
Durchblutungsstörungen des Herzmuskels ermöglichen. „Smartwatches sind
nicht dafür geeignet, einen Herzinfarkt oder bösartige
Herzrhythmusstörungen zu erkennen. Bei Schmerzen im Brustraum, die auf
einen Herzinfarkt hinweisen könnten, dürfen Betroffene daher keine Zeit
mit der Smartwatch verlieren, sondern müssen nach wie vor sofort den
Notruf unter 112 verständigen“, sagt der Herzstiftungs-Vorsitzende Prof.
Voigtländer.

Weitere Informationen zur Funktionsweise sowie zu Vor- und Nachteilen von
Wearables der Deutschen Herzstiftung:

Online-Beitrag „Nutzt eine Smartwatch Herzpatienten wirklich?“
<www.herzstiftung.de/smartwatches-herzpatienten>

„Digitale Diagnosehelfer - Wearables können den Puls erfassen und vor
Vorhofflimmern warnen“ veröffentlicht in der neuen Herzstiftungs-Broschüre
„Turbulenzen im Herzen: Vorhofflimmern – Zurück in den Takt“. Kostenfrei
zu beziehen über <www.herzstiftung.de/herzwochen>, Telefon 069/955128400,
E-Mail <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.> (Betreff VHF).

Herzwochen-Veranstaltungen
Über Ursachen und Symptome, aktuelle Diagnose- und Therapieverfahren bei
Vorhofflimmern sowie die Gerinnungshemmung informieren Herzspezialisten
bundesweit. Die Veranstaltungstermine sind unter
www.herzstiftung.de/herzwochen abrufbar oder telefonisch unter 069
955128400 zu erfragen.

Weitere Informationen und kostenfreie Ratgeber zum Herzwochen-Thema
Vorhofflimmern unter:
<www.herzstiftung.de/herzwochen>
<www.herzstiftung.de/vorhofflimmern>

Videos zum Thema Vorhofflimmern:
<https://www.youtube.com/DeutscheHerzstiftung>

Podcasts zum Thema Vorhofflimmern:
<www.herzstiftung.de/podcasts>

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Schlaganfallgefahr durch Vorhofflimmern: Wie schütze ich mich?

Herzstiftung erläutert, wer besonders gefährdet ist, einen Schlaganfall
als Folge von Vorhofflimmern zu erleiden, und welche Schlaganfall-
Warnzeichen jeder kennen sollte

Vorhofflimmern ist eine tückische Volkskrankheit. Denn nur bei etwa zwei
Drittel der schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen Patienten mit
Vorhofflimmern in Deutschland macht sich die Herzrhythmusstörung mit
spürbaren Beschwerden wie Herzstolpern und unregelmäßigem oder chaotischem
Herzschlag bis zum Hals, Druckgefühl im Brustkorb, Angst, Luftnot,
Schwindelgefühl oder Leistungsschwäche bemerkbar. Bei den anderen tritt
Vorhofflimmern ohne Symptome oder größere Beschwerden auf. „Wird die
Rhythmusstörung allerdings nicht erkannt, beziehungsweise nicht behandelt,
kann es zu schwerwiegenden Folgen wie Schlaganfall oder Herzmuskelschwäche
kommen“, warnt der Kardiologe Privatdozent Dr. med. Gerian Grönefeld vom
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. „Gerade ein
Schlaganfall trifft oft Menschen mit Vorhofflimmern, die von ihrer
Herzrhythmusstörung gar nichts wissen und somit auch nicht die schützende
Therapie zur Blutgerinnungshemmung erhalten haben.“ 20 bis 30 % der
(ischämischen) Schlaganfälle in Deutschland gehen auf Vorhofflimmern
zurück. Heute weiß man aufgrund vieler Untersuchungen, dass sich bei
Vorhofflimmern durch die gestörte Herzbewegung und Umbauprozesse im Herzen
die fein austarierte Balance der natürlichen Gerinnungsfähigkeit des
Blutes in Richtung einer lebensbedrohlichen Gerinnselbildung verschiebt,
wie die Deutsche Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen
berichtet. Diese widmen sich in diesem Jahr dem Motto „Turbulenzen im
Herz“. Unter www.herzstiftung.de/herzwochen bietet die Herzstiftung daher
umfangreiche Patienteninformationen mit Herzwochen-Begleitbroschüre
„Zurück in den Takt“, Podcasts, Video-Clips und Veranstaltungs-Tipps zu
Vorhofflimmern.

Erhöhtes Schlaganfallrisiko: Was kann man dagegen tun?
„Der Schlaganfall ist die größte Gefahr, die vom Vorhofflimmern ausgeht.
Vor allem ältere Patienten über 65 Jahre, bei denen gehäuft Herz-
Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und koronare
Herzkrankheit auftreten, haben ein hohes Risiko, Vorhofflimmern zu
bekommen und sollten sich regelmäßig daraufhin untersuchen lassen“,
empfiehlt Chefarzt PD Grönefeld, der die 1. Medizinische Abteilung für
Kardiologie an der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg leitet. Junge,
herzgesunde Menschen mit Vorhofflimmern hingegen sind wenig
schlaganfallgefährdet. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt deshalb
besonders älteren Menschen über 65 Jahren und Herzkranken, regelmäßig
ihren Puls zu messen oder zu fühlen. „Ist der Puls unregelmäßig oder liegt
er in Ruhe über 100 Schläge pro Minute, sollte man zeitnah seinen Arzt
aufsuchen, um klären zu lassen, ob Vorhofflimmern vorliegt“, so Grönefeld.
Infos zur Pulsmessung: www.herzstiftung.de/puls-messen Wie sich
Risikopatienten vor Vorhofflimmern und seinen Folgen schützen und wie sich
ein Schlaganfall erkennen lässt, ist unter www.herzstiftung.de
/schlaganfall-durch-vorhofflimmern abrufbar.

Schlaganfall-Warnzeichen rechtzeitig erkennen: Jede Minute zählt!
Aufgrund der unregelmäßigen elektrischen Aktivierung schlagen die
flimmernden Herzvorhöfe nicht mehr koordiniert. Das Blut staut sich in den
Vorhöfen und es bilden sich kleine Blutgerinnsel, besonders häufig in
einer Ausbuchtung im linken Vorhof (sog. Herzohr). Werden diese
ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, können sie ein
Hirngefäß verstopfen: Es kommt zum Schlaganfall. Für die betroffene Person
zählt jetzt jede Minute. Wer ein Schlaganfall-Symptom wie unten aufgeführt
bei sich oder einer anderen Person bemerkt, sollte sofort den
Rettungsdienst (Notruf 112) alarmieren. Um keine Zeit zu verlieren, lässt
sich mit dem sog. FAST-Test (engl. für „schnell“) rasch abklären, ob der
dringende Verdacht auf einen Schlaganfall besteht:

- F (engl. Face=Gesicht): Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln.
Sieht das Gesicht asymmetrisch aus? Hängt ein Mundwinkel herab? Der
Schlaganfall kann die Gesichtsmuskeln beeinträchtigen.
- A (engl. Arms=Arme): Kann die betroffene Person beide Arme gleichzeitig
nach vorne heben und die Handflächen nach oben drehen? Sinkt ein Arm
herab, dreht er sich, hängt ein Arm tiefer? Bei einem Schlaganfall können
die Arme nicht gehoben werden; es fällt auch schwer, die Arme so zu
koordinieren, dass die Handflächen nach oben zeigen.
- S (engl. Speech & Sight=Sprache & Sehfähigkeit): Lassen Sie die
betroffene Person einen einfachen Satz nachsprechen. Kann sie die Worte
korrekt wiederholen? Klingt die Sprache undeutlich oder verwaschen? Der
Schlaganfall kann das Sprachzentrum im Gehirn stören. Auch anhaltende
Sehstörungen, Doppelbilder oder starker Schwindel sind verdächtig.
- T (engl. Time=Zeit): Hat ein Mensch mit einer dieser Aufgaben Probleme,
rufen Sie sofort den Notarzt (112) an. Teilen Sie der Leitstelle den
Verdacht auf einen Schlaganfall mit, damit der Arzt vorab informiert ist
und schnelle Hilfe leisten kann.

Und: Nicht immer kommt der Schlaganfall aus heiterem Himmel. Oft treten
einzelne Symptome bereits Tage oder Wochen vorher auf, verschwinden aber
nach kurzer Zeit wieder. Meist handelt es sich bei diesen „Vorboten“ um
fast die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall. Anders als bei
einem „echten“ Schlaganfall bessern oder verschwinden solche Warnsignale
dieser „Transitorischen Ischämischen Attacke“ (TIA) nach kurzer Zeit
jedoch wieder. Anzeichen einer TIA sollte jeder Herzpatient kennen. Ihr
Auftreten ist stets als Notfall wie ein echter Schlaganfall zu werten und
es sollte sofort den Notruf 112 gewählt werden.
Tipps, wie sich Herzpatient*innen vor einem Schlaganfall schützen, sind
unter www.herzstiftung.de/schlaganfall abrufbar oder nachzulesen in der
Herzwochen-Begleitbroschüre „Zurück in den Takt: Vor den schweren Folgen
von Vorhofflimmern bewahren“, anzufordern unter
www.herzstiftung.de/bestellung

Der beste Schutz: Auch Begleiterkrankungen konsequent behandeln
Wichtigste erste Maßnahme nach der Diagnose Vorhofflimmern ist die
Behandlung mit einem gerinnungshemmenden Medikament („Blutverdünner“).
Heute werden bei neu diagnostiziertem Vorhofflimmern in erster Linie die
neuen/direkten oralen Antikoagulanzien (NOAK/DOAK) Dabigatran, Apixaban,
Edoxaban oder Rivaroxaban verordnet. Nur noch wenige Patient*innen
benötigen die Vitamin-K-Antagonisten aus der Wirkstoffgruppe der Cumarine
(z. B. Marcumar oder Falithrom). Diese vorbeugende Therapie wird
allerdings nicht per se jedem Patienten mit Vorhofflimmern verordnet,
sondern auf Grundlage des individuellen Schlaganfallrisikos der
betroffenen Person. Dieses wird mit Hilfe einer Zählskala, dem sogenannten
CHA2DS2-VASc-Score, bestimmt. Risikorelevante Punkte sind z. B.
Herzschwäche, Bluthochdruck, Diabetes, weibliches Geschlecht und
fortgeschrittenes Alter (über 65 Jahre) sowie ein abgelaufener
Schlaganfall in der Vergangenheit. Neben der Einnahme gerinnungshemmender
Medikamente ist es ebenso wichtig, die Grund- oder Begleiterkrankung der
Vorhofflimmerpatient*innen konsequent zu behandeln. Neben Bluthochdruck
fallen darunter insbesondere die koronare Herzkrankheit (KHK),
Herzklappenerkrankungen, Herzschwäche, Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion,
COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), das Schlafapnoesyndrom und
Fettleibigkeit/Übergewicht.

Risikofaktor Bluthochdruck: der häufigste Verursacher von Vorhofflimmern
Bei ca. 60 % der Patienten mit Vorhofflimmern liegt Bluthochdruck vor.
Eine Erweiterung des linken Vorhofs ist ein erstes Zeichen dafür, dass das
Herz durch den hohen Blutdruck bereits geschädigt ist. Hochdruckpatienten
sollten daher ihren Blutdruck und Puls regelmäßig messen und therapeutisch
gut eingestellt sein, um ihr Schlaganfallrisiko zu minimieren. So kann bei
einem Bluthochdruck die Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg das
Schlaganfallrisiko um mehr als 20 % verringern. „Patienten mit
Bluthochdruck und Vorhofflimmern sind zweifach belastet: Zum einen erhöht
der Bluthochdruck aufgrund der Gefäßbelastung selbst das Herzinfarkt- und
Schlaganfallrisiko, zum anderen besteht durch das Vorhofflimmern die
Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, die wiederum einen Schlaganfall
auslösen können“, betont Grönefeld.

Regelmäßig Puls messen
Herz-Kreislauf-Patient*innen sowie Gesunde ab 65 sollten zu Hause ihren
Puls regelmäßig kontrollieren. So können sie ihr Risiko für einen
Schlaganfall senken. Unbemerkte Pulsunregelmäßigkeiten zeigen sich häufig
schon bei der automatischen Blutdruckmessung mit elektrischen Messgeräten,
man kann aber auch ganz einfach selbst 2- bis 3-mal täglich seinen Puls
fühlen. Infos zur Pulsmessung bietet die Herzstiftung unter
www.herzstiftung.de/puls-messen Auch sind einige moderne Armbanduhren
heute in der Lage, den Puls regelmäßig zu messen und Auffälligkeiten
anzuzeigen. Spezielle „Wearables“ oder „Smartwatches“ mit Pulsmess- und
EKG-Funktion, spezielle Apps fürs Smartphone werden ständig
weiterentwickelt. Sie ermöglichen es zunehmend, auch ein Vorhofflimmern,
das nur sehr selten auftritt, direkt zu dokumentieren und dem Arzt oder
der Ärztin zu senden. Allerdings sollte die Dokumentation der Wearables
stets nochmals von ärztlicher Seite beurteilt werden, um die richtige
Diagnose zu stellen, wie die Deutsche Herzstiftung rät.

(wi)

Weitere Informationen und kostenfreie Ratgeber zum Herzwochen-Thema
Vorhofflimmern unter:
www.herzstiftung.de/herzwochen
www.herzstiftung.de/vorhofflimmern
www.herzstiftung.de/smartwatches-herzpatienten
www.herzstiftung.de/puls-messen

Videos zum Thema Vorhofflimmern:
https://www.youtube.com/DeutscheHerzstiftung

Podcasts zum Thema Vorhofflimmern:
www.herzstiftung.de/podcasts

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