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Patiententag „Aktiv gegen den Schmerz“

Wer mit chronischen Schmerzen leben muss, ist auch psychisch stark
belastet. Schmerzen erzeugen Stress, Muskelverspannungen und Angst.
Ständige Verspannung erzeugt noch mehr Schmerzen. Ein Dauerschmerz kann
schließlich in eine Depression führen. Wie Betroffene diesen Teufelskreis
durchbrechen können, ist Thema beim Patiententag des Deutschen
Schmerzkongresses am Samstag, den 22. Oktober 2022, ab 11 Uhr im
Mannheimer Dorint Hotel.

Unter dem Motto „Aktiv gegen den Schmerz“ gehen Schmerzexpertinnen und
-experten den Fragen nach: Wann ist bei einer Schmerzerkrankung eine
Psychotherapie notwendig? Wie können physiotherapeutische Maßnahmen
helfen? Und was können Patientinnen und Patienten für ihren
Behandlungserfolg selbst beitragen? Dabei geht es um die Krankheitsbilder
chronischer Schmerzerkrankungen und Migräne.

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Chronische Schmerzerkrankungen sind komplex und vielschichtig. An ihrer
Entstehung und Aufrechterhaltung sind neben biologischen Ursachen auch
psychische und soziale Komponenten beteiligt. „Die psychischen Anteile
bestimmen in erheblichem Ausmaß die Beeinträchtigung eines Betroffenen“,
sagt Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser, leitende Psychologin der
Ambulanz und interdisziplinärer Tagesklinik am Dresdner Universitäts-
Schmerz-Centrum und Kongresspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses
2022 in Mannheim. Um chronische Schmerzen zu behandeln oder ihnen
vorzubeugen, sei idealerweise die Expertise von Medizinern, Psychologen
und Physiotherapeuten notwendig. Alle drei Berufsgruppen sollten zwingend
bei der Behandlung der Betroffenen Hand in Hand arbeiten.

Einige Menschen besitzen eine genetische Prädisposition für die
Entwicklung von chronischen Schmerzen. Kommen Konflikte und Stress in der
Familie oder bei der Arbeit hinzu, kann das dann schnell eine
Abwärtsspirale auslösen. Wie man diesem Teufelskreis entrinnen kann, wird
der Psychologe Dr. Paul Nilges beim Patiententag aufzeigen. Nilges war bis
zu seinem Ruhestand leitender Psychotherapeut am DRK Schmerzzentrum in
Mainz. Neben seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit setzt er
sich für die Etablierung einer qualifizierten Schmerzpsychotherapie in
Deutschland ein.

Rund 20 Prozent aller Frauen und acht Prozent der Männer leiden in
Deutschland an einer Migräne. Studien zeigen, dass Physiotherapie die
Häufigkeit, Dauer und Intensität von Migräneattacken minimieren kann – vor
allem, wenn sie präventiv angewendet wird. Die Professorin Kerstin Lüdtke
von der Universität zu Lübeck hat im Rahmen einer Studie die Wirkung von
Physiotherapie bei Migräne-Patienten wissenschaftlich untersucht. Sie wird
beim Patiententag erläutern, wie eine physiotherapeutische Behandlung bei
Migränegeplagten aussehen sollte und wann sie idealerweise zum Einsatz
kommt.

Schmerzpatientinnen und -patienten können auch selbst zu ihrem
Behandlungserfolg beitragen. „Gerade Menschen mit einer chronischen
Erkrankung, wie es auch bei Schmerzpatienten der Fall ist, informieren
sich häufig im Internet – hier gilt aber Vorsicht“, warnt Heike Norda,
Vorsitzende der Patientenorganisation UVSD SchmerzLOS e.V. Sie wird sich
gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Dr. med. Nicolas Jakobs mit dem
Thema „Mündiger Patient“ befassen. In ihrem Vortrag geht es um den
mündigen Patienten aus der Sicht des Behandlers und aus der Sicht des
Patienten.

Am Patiententag sind die Patientenorganisationen UVSD SchmerzLOS e. V.,
die MigräneLiga e.V. Deutschland, die Deutsche Restless Legs Vereinigung
RLS, das CRPS Netzwerk gemeinsam stark e.V. und die Deutsche Fibromyalgie
Vereinigung (DFV) beteiligt. Zusätzlich wird es einen Stand der CSG
(Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppen e.V.) geben. Der
Patiententag beginnt um 11 Uhr mit Infoständen der Patientenorganisationen
vor dem Veranstaltungsraum. Sie informieren umfassend über ihre Arbeit und
ihre Angebote. Nach den Vorträgen besteht bis 14 Uhr die Möglichkeit, ins
Gespräch zu kommen.

Bei Abdruck, Beleg erbeten.

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Patiententag:

Termin: Samstag, 22.10.2022 11:00 – 14:00 Uhr
Ort: Dorint Hotel, Mannheim Raum: Ludwig van Beethoven
Moderation: Veronika Bäcker, Migräneliga Deutschland

11:30 Uhr
Grußwort der Kongresspräsident:in
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser (Universitätsklinikum Schleswig-
Holstein und TU Dresden)
PD Dr. med. Torsten Kraya (Klinikum St. Georg Leipzig)

ab 11:40 Uhr
Der lange Weg chronischer Schmerzen von der psychischen Störung zur
eigenständigen Diagnose: Konsequenzen für die Psychotherapie
Dr. Paul Nilges (Mainz)

Physiotherapie bei Migräne und chronischen Schmerzen
Prof. Kerstin Lüdtke (Universität zu Lübeck)

Der mündige Patient?! Die Sicht des Behandlers und der Schmerzpatientin
Dr. med. Nicolas Jakobs, Heike Norda (UVSD SchmerzLOS e.V.)

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Terminhinweis:

Online-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
(19. bis 22. Oktober 2022) der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der
Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG)

„Schmerzmedizin heute und morgen: Bilanz und Ausblick“

Termin Mittwoch, 19. Oktober 2022, 11.30 bis 12.30 Uhr
Link zur Anmeldung
<https://attendee.gotowebinar.com/register/2561977966074363405>

Vorläufige Themen und Referenten:

Kopfschmerzen nach Schädel-Hirn-Trauma: Oft unerkannt und falsch
behandelt? Neue Erkenntnisse und Therapien
Privatdozent Dr. med. Torsten Kraya, Chefarzt der Klinik für Neurologie am
Klinikum St. Georg Leipzig und Kongresspräsident des Deutschen
Schmerzkongresses 2022

Der lange Weg vom Versorgungsproblem zum gesundheitlichen
Dienstleistungsprodukt: Wie Präventionsmaßnahmen beim chronischen Schmerz
zur Kassenleistung werden
Apl. Professor Dr. med. Winfried Meißner, Präsident der Deutschen
Schmerzgesellschaft e. V., Leiter der Sektion Schmerztherapie, Klinik für
Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie Leiter der Abteilung
Palliativmedizin, Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena

Cannabinoide in der Schmerztherapie: Im Spannungsfeld zwischen aktueller
Studienlage und widersprüchlichen Empfehlungen
Professor Dr. med. Frank Petzke, Leiter Schmerzmedizin, Klinik für
Anästhesiologie, Universitätsmedizin Göttingen und Sprecher der Ad-hoc-
Kommission „Cannabis in der Medizin“ der Deutschen Schmerzgesellschaft e.
V.

Moderne Kopfschmerzmedizin der nächsten Generation: Innovative Therapien
verhindern zuverlässig und nebenwirkungsarm Migräneattacken
Dr. med. Robert Fleischmann, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für
Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald

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Post-COVID und Apherese – vielversprechende Therapie oder ein Geschäft mit der Verzweiflung?

Gute Wissenschaft braucht Zeit, während leidende Patientinnen und
Patienten sofort wirksame Therapien benötigen. Ein Dilemma. Doch die Liste
an Verfahren und Medikamenten, die nach ersten positiven
Erfahrungsberichten in großen Studien enttäuschten, ist lang. Die Deutsche
Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) mahnt, Registerauswertungen und erste
Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Apheresetherapie bei Long-COVID
abzuwarten. Denn derzeit könne man nicht sagen, ob es sich dabei um eine
vielversprechende Therapie handelt oder um ein Geschäft mit der
Verzweiflung der Betroffenen.

Die DGfN wird immer wieder von verzweifelten Post-COVID-Betroffen
adressiert und gefragt, wer im Lande Aphereseverfahren anbietet, um ihnen
zu helfen. Oft herrscht Unverständnis darüber, dass Nephrologinnen und
Nephrologen nicht ihren Wirkungskreis erweitern und Aphereseverfahren, die
ansonsten nur bei seltenen Erkrankungen, z.B. seltenen Lipidstörungen oder
seltenen Immunerkrankungen, zur Anwendung kommen, breiter anbieten. Der
Fachgesellschaft wird dann oft Untätigkeit oder gar Ignoranz gegenüber dem
Leiden der Betroffenen vorgeworfen.

In einer Stellungnahme vom 11.08.2022 (https://www.dgfn.eu/stellungnahmen-
details/apheresetherapie-long-post-covid-syndrom.html
) hat sich die
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) differenziert dazu geäußert,
warum sie aus ihrer Sicht keine Empfehlung für den breiten Einsatz dieser
Verfahren geben kann, solange keine ausreichende Datenbasis die
Wirksamkeit und letztlich auch die Sicherheit belegen. Zwar gilt die
Apherese wie die Dialyse als ein recht sicheres Verfahren, dennoch kann es
zu Nebenwirkungen kommen. Das Blut wird über einen Schlauch aus den Körper
in das Filtergerät geleitet. Dort werden Medikamente hinzugefüht, damit
das Blut beim Aphereseprozess nicht gerinnt, anschließend wird es in den
Körper zurückgeführt. Es handelt sich also um ein invasives Verfahren, das
für den Körper auch nicht ganz unstrapaziös ist. Wie bei der Dialyse kann
es zu Kreislaufproblemen kommen, viele Patientinnen und Patienten fühlen
sich nach der Behandlung geschwächt. „Nutzen und Risiken müssen bei jeder
Therapie gegeneinander abgewogen werden, was aber dann schwer möglich ist,
wenn der Nutzen nicht wissenschaftlich belegt ist, wie das für
Aphereseverfahren bei Long-COVID der Fall ist“, erklärt Prof. Julia
Weinmann-Menke, DGfN-Pressesprecherin auf der Pressekonferenz der DGfN-
Jahrestagung in Berlin. „Wir haben viele Fallberichte, aber zum einen sind
sie eben genau das: Fallberichte und keine randomisierten Studien mit
Beweiskraft. Hinzu kommt, dass auch nicht alle dieser Berichte einen
‚Lazerus-Effekt‘ beschreiben. Wir wissen auch von Patientinnen und
Patienten, denen das Verfahren nicht geholfen hat oder nur vorübergehend.“

Die Aufgabe der Wissenschaft ist nun, die Evidenzlage zu verbessern und zu
untersuchen, ob die Verfahren helfen, wenn ja, in welchem Schema und bei
welchen Gruppen von Patientinnen und Patienten mit Post-COVID (z.B. jene,
bei denen bestimmte Autoantikörper im Blut gefunden werden). Die
‚International Society for Apheresis‘ hat Anfang Oktober ein Post-COVID-
Aphereseregister aufgelegt [1]. Das soll alle derzeit gebräuchlichen
Behandlungsansätze dokumentieren und zugleich die Evaluation des
klinischen Beschwerdebildes systematisieren. Die Initiatoren hoffen, dass
damit für Patientinnen und Patienten wie behandelnden Ärzte in einem
überschaubaren Zeitraum Informationen zusammengetragen werden, die im
Idealfall in Empfehlungen für weiterführende, randomisierte
Therapiestudien münden könnten.

„Doch angesichts des Leidensdrucks der Patientinnen und Patienten wollen
wir die Register-Empfehlungen nicht abwarten. Stattdessen sind bereits an
mehreren Universitätskliniken die Vorarbeiten zu Studien angelaufen, an
denen Nephrologinnen und Nephrologen beteiligt sind. Die DGfN bemüht sich
nun darum, die Studienprotokolle zu harmonisieren, damit die Daten
perspektivisch gepoolt ausgewertet werden können und eine stärkere Evidenz
erreicht wird.“

Die Studien, von denen hier die Rede ist, werden die Wirksamkeit  der
Immunadsorption untersuchen, ein Verfahren, das Antikörper bzw.
Autoantikörper, von denen vermutet wird, dass sie ursächlich für das Post-
COVID-Syndrom sind, aus dem Blut herausfiltern. „Allerdings ist das nur
eine von mehreren Hypothesen zur Erklärung des Phänomens Post-COVID.
Ebenso könnten beispielsweise subklinische Entzündungsreaktionen die
Krankheit auslösen. Wäre das der Fall, würde die Immunadsorption z.B. gar
keinen Effekt haben können.“

Das Problem, so betont die Wissenschaftlerin, sei, dass Betroffene
hartnäckig eine Therapie einfordern, von der man nicht wisse, ob sie
tatsächlich einen klinischen Nutzen bringt, weil man nicht einmal wisse,
ob, das, was die Therapie im Körper bewirkt, überhaupt zur Krankheit
beiträgt. Angesichts dieser Datenlage sei es grenzwertig, zum jetzigen
Zeitpunkt diese Verfahren zu bewerben und außerhalb von wissenschaftlichen
Studien durchzuführen. „Die Betroffenen zahlen z.T. viel Geld für eine
Behandlung, von der sie nicht wissen, ob sie wirkt bzw. mit welcher
Wahrscheinlichkeit sie wirkt, wie lange sie wirkt und warum sie überhaupt
wirken könnte. Erweist sich die Therapie als unwirksam oder nur kurz
wirksam, werden sich die Betroffen übervorteilt fühlen. Als medizinische
Fachgesellschaft sehen wir uns daher in der Pflicht, zur Besonnenheit zu
mahnen und zu raten, die Ergebnisse aus dem Register und den Studien
abzuwarten. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nicht einmal sagen, ob es
sich bei der Apheresetherapie bei Post-COVID um eine vielversprechende
Therapie handelt, und wir möchten uns keinesfalls am Geschäft mit der
Verzweiflung der Betroffenen beteiligen“, erklärt Prof. Weinmann-Menke.

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CKD ist weit mehr als „nur“ ein Nierenproblem – die Nieren sind Seismographen für die Gefäßgesundheit

Die Nieren sind Seismographen für die Gefäßgesundheit, sie zeigen
Gefäßprobleme an, und zwar lange, bevor ein Nierenversagen, ein
Herzinfarkt oder ein Schlaganfall eintritt. Die Bestimmung der
glomerulären Filtrationsrate (GFR) und die Erhebung der Albuminurie geben
also nicht nur Auskunft über die Gesundheit des Entgiftungsorgans, sondern
auch über das kardiovaskuläre Risiko. Eine solche frühzeitige
Risikoeinschätzung leistet sonst kaum ein Verfahren. Jede bildgebende
Gefäßdiagnostik ist weit aufwendiger und teurer – dennoch wurden die
günstigen Nierentests bis heute nicht in den Vorsorgekatalog der GKV
aufgenommen.

„Der Mensch wird so alt wie seine Gefäße“ (Virchow). Auch eine chronische
Nierenerkrankung ist letzten Endes eine Gefäßerkrankung, und zwar eine,
die man bereits früh erkennen und der man entgegenwirken kann. Die
Filtereinheiten der Nieren (Glomeruli) bestehen aus kleinsten Gefäßknäuel
– und an der Nierenfunktion lässt sich somit der Zustand der Gefäße
ablesen, und zwar nicht nur der Zustand der Gefäße in den Nieren, sondern
des ganzen Körpers. „Wir können daher die Nieren als Seismographen für die
Gefäßgesundheit heranziehen, und zwar schon frühzeitig, lange bevor ein
Nierenversagen, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall eintritt“, erklärt
Prof. Dr. Uwe Heemann, München, Kongresspräsident der 14. Jahrestagung der
DGfN in Berlin. Durch die konsequente Früherkennung einer Nierenkrankheit
ließen sich somit nicht nur Dialysefälle vermeiden, sondern auch andere
Gefäßereignisse wie die von vielen Menschen gefürchteten Schlaganfälle
oder Herzinfarkte.

„Die Nierenfunktion ist ein Fenster zu den Gefäßen, das Problem ist aber,
dass wir viel zu selten hineinschauen“, so der Münchner Nephrologe. „Dabei
ist längst bekannt: Die chronische Nierenkrankheit ist ein
Risikoäquivalent für die koronare Herzerkrankung [1].“ Außerdem zeigte
bereits eine 2010 im renommierten Fachjournal „The Lancet“
veröffentlichte, systematische Analyse [2], die mehr als 1,2 Millionen
Patientinnen und Patienten einbezog, dass mit einfachen
Nierenfunktionstests die Gesamt- wie auch die kardiovaskuläre Mortalität
gut abgeschätzt werden kann. Mit der Bestimmung der glomerulären
Filtrationsrate (GFR) und der Erhebung der Albuminurie, zwei einfachen
Laborparametern, deren Erhebung nur wenige Euros kostet, kann also
beurteilt werden: Wie ist der Zustand der Nieren und der Gefäße insgesamt
–  und welches kardiovaskuläre Risiko resultiert daraus für die
Betroffenen? „Eine solche frühzeitige Risikoeinschätzung leistet sonst
kein Verfahren. Jede bildgebende Gefäßdiagnostik ist weit aufwendiger und
teurer – dennoch wurden die günstigen Nierentests bis heute nicht in den
Vorsorgekatalog der GKV aufgenommen“, kritisiert der Münchner Experte.

Die chronische Nierenkrankheit ist aber nicht nur Seismograph für
Gefäßschädigungen, sondern gleichzeitig auch ihr Katalysator. Eine
Metaanalyse aus dem Jahr 2018 [3] zeigte, dass die „typischen“
Begleiterscheinungen einer chronischen Nierenerkrankung (CKD), wie
erhöhtes Serumalbumin, Phosphat oder Harnsäure unabhängige kardiovaskuläre
Risikofaktoren darstellen. „Das erklärt auch, warum wir eine
überproportional hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit  bei unseren
Nierenpatientinnen und -patienten sehen. Während insgesamt ca. 11% der
Bevölkerung von einer CKD (alle Stadien) betroffen sind, gibt es
verhältnismäßig wenige Betroffene im End-Stadium 5. Das liegt einerseits
an erfolgreichen Präventionsmaßnahmen, denn wir können den Progress einer
Nierenkrankheit medikamentös verlangsamen. Es liegt aber leider auch
daran, dass viele Betroffene an kardiovaskulären Erkrankungen versterben,
bevor sie überhaupt eine schwergradige Nierenerkrankung mit
Dialysepflichtigkeit erreichen“, konstatiert Prof. Heemann. Das bestätigen
auch neue Daten [4]. Besonders gefährdet, einen Schlaganfall oder
Herzinfarkt zu erleiden,  sind demnach männliche Nierenpatienten in den
mittleren Jahren.

Welche Schlüsse müssen aus diesen Erkenntnissen gezogen werden?
- Nierenpatientinnen und -patienten sind eine kardiovaskuläre
Hochrisikoklientel. Sie bedürfen einer besonderen medizinischen Betreuung
und sollten auch über ihr hohes Herz- und Gefäßrisiko aufgeklärt werden,
damit sie es durch einen „gefäßgesünderen“ Lebensstil reduzieren können.
- Die Erhebung der Nierenparameter sollte routinemäßig erfolgen und in die
Check-Up 35+ Untersuchungen der gesetzlichen Krankenversicherungen
integriert werden. Dadurch können frühzeitig Menschen mit einem erhöhten
kardiovaskulären und renalen Risiko identifiziert und einer Therapie
zugeführt werden. Das rettet perspektivisch Leben.

„In der Bibel war noch die Rede davon, dass man etwas „auf Herz und
Nieren“ prüft. Aber im Laufe der Zeit rückten die Nieren immer weiter in
den Hintergrund. Das ist fatal, denn heute wissen wir: Wenn wir die Nieren
prüfen, wissen wir auch viel über den Zustand von Herz und Gefäßen. Aber,
was noch wichtiger ist, wir können etwas dagegen tun und so viele Leben
retten“, erklärte der Kongresspräsident abschließend.

[1] Briasoulis A, Bakris GL. Chronic kidney disease as a coronary artery
disease risk equivalent. Curr Cardiol Rep. 2013 Mar;15(3):340. doi:
10.1007/s11886-012-0340-4. PMID: 23338722.
[2]Chronic Kidney Disease Prognosis Consortium, Matsushita K, van der
Velde M, Astor BC, Woodward M, Levey AS, de Jong PE, Coresh J, Gansevoort
RT. Association of estimated glomerular filtration rate and albuminuria
with all-cause and cardiovascular mortality in general population cohorts:
a collaborative meta-analysis. Lancet. 2010 Jun 12;375(9731):2073-81. doi:
10.1016/S0140-6736(10)60674-5. Epub 2010 May 17. PMID: 20483451; PMCID:
PMC3993088.
[3] Major RW, Cheng MRI, Grant RA, Shantikumar S, Xu G, Oozeerally I,
Brunskill NJ, Gray LJ. Cardiovascular disease risk factors in chronic
kidney disease: A systematic review and meta-analysis. PLoS One. 2018 Mar
21;13(3):e0192895. doi: 10.1371/journal.pone.0192895. PMID: 29561894;
PMCID: PMC5862400.
[4] Alharbi SH. Prevalence of stroke and myocardial infarction among
patients with deteriorated GFR. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2022
Sep;26(17):6259-6264. doi: 10.26355/eurrev_202209_29649. PMID: 36111945.

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Hallo Kollege – vom Azubi zum Mitarbeiter

Vom Anästhesietechnischen Assistenten bis zum Zahnmedizinischen
Fachangestellten – Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) hat von A bis
Z verschiedenste Ausbildungsberufe zur Auswahl. Nun haben weitere elf
Auszubildende erfolgreich ihren Abschluss gemacht. Alle werden nach ihrer
Ausbildung vom UKR übernommen.

So unterschiedlich die Ausbildungsberufe am UKR sind, so verschieden sind
auch ihre Laufzeiten. Deswegen durften sich am 6. Oktober 2022 weitere elf
Auszubildende über ihren bevorstehenden Einstieg ins Berufsleben freuen.
Konkret handelt es sich dabei um einen Elektroniker für Betriebstechnik,
einen Fachinformatiker für Systemintegration, zwei Zahnmedizinische
Fachangestellte, zwei Kauffrauen im Gesundheitswesen, drei Medizinisch-
Technische Radiologieassistenten sowie zwei Medizinische Fachangestellte.
„Unsere heutigen Auszubildenden sind unsere Kollegen von morgen. Es freut
mich daher sehr, dass Sie uns alle auch nach Ihrem Abschluss erhalten
bleiben“, führt Personalleiter Robert Lerchenberger bei seinem Grußwort
auf der Abschlussfeier am UKR aus.

Neben dem Personalleiter waren auch die zukünftigen Vorgesetzten sowie die
Ausbildungsverantwortlichen vor Ort, um den jungen Berufsanfängern zu
ihrem Abschluss zu gratulieren. Eine der Auszubildenden, Theresa
Semmelmann, erhielt noch eine besondere Ehrung für ihre Leistungen als
angehende Kauffrau im Gesundheitswesen. So bekam sie neben ihrem
Abschlusszeugnis die Anerkennung der Regierung von Niederbayern für ihren
hervorragenden Abschluss der Berufsschule und die besondere Anerkennung
der IHK Oberpfalz für die hervorragenden Ergebnisse in der
Abschlussprüfung.

Mehr als Ärzte und Pflegekräfte

Das UKR stellt Ausbildungsplätze in insgesamt 13 Berufen im
kaufmännischen, technischen und (zahn-)medizinischen Bereich zur
Verfügung. Zudem bestehen in den Bereichen Biomedical Engineering,
Medizinische Informatik und Medizintechnik Möglichkeiten für ein duales
Studium.
Als Krankenhaus der Maximalversorgung bietet das UKR Berufsausbildungen in
einem besonderen Arbeitsumfeld, geprägt von Spitzenmedizin, Forschung und
Lehre. Dafür braucht es nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern eine
Vielzahl an verschiedensten Berufsgruppen. So zählen der Elektroniker für
Automatisierungstechnik und der Technische Systemplaner für Versorgungs-
und Ausrüstungstechnik ebenso zu den angebotenen Ausbildungsberufen wie
der Medizinische Technologe für Laboratoriumsanalytik oder der
Operationstechnische Assistent und viele mehr. Als öffentlicher
Arbeitgeber bietet das UKR tarifliche Bezahlung, eine Vielzahl an Fort-
und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein familienfreundliches Umfeld.
Bewerbungen für den Ausbildungsstart im Jahr 2023 sind bereits möglich
über www.ukr.de/jobs.

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