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Lucerne Festival: Das Sommer-Festival 2016 12. August – 11. September 2016

KKL Luzern KonzertsaalThema «PrimaDonna»: Künstlerinnen stehen im Mittelpunkt des Sommer-Festivals –
Fünf Dirigentinnen gestalten den Erlebnistag am 21. August

Riccardo Chailly eröffnet das Sommer-Festival als Chefdirigent des Lucerne Festival Orchestra

Wolfgang Rihm leitet erstmals die Lucerne Festival Academy und ein Composer Seminar

28 Sinfoniekonzerte mit Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, dem São Paulo Symphony Orchestra, dem West-Eastern Divan Orchestra, The Cleveland Orchestra oder den Münchner Philharmonikern

Olga Neuwirth ist «composer-in-residence»

Tänzer und Musiker gestalten «Divamania», die neue Ausgabe von Young Performance

Das Sommer-Festival ist Pierre Boulez gewidmet (1925–2016)

Zum Thema «PrimaDonna» übernehmen Frauen die Hauptrolle beim diesjährigen Sommer-Festival: Als «artistes étoiles» werden alle Künstlerinnen hervorgehoben, die beim Sommer-Festival auftreten, darun­ter allein elf Dirigentinnen. Den Erlebnistag am 21. August gestalten gleich fünf von ihnen wie Konstantia Gourzi, Mirga Gražinytė-Tyla, Anu Tali, Maria Schneider und Elena Schwarz. Die Wiener Philharmoniker spielen mit Emmanuelle Haïm erstmals in Luzern unter der Leitung einer Frau, Marin Alsop debutiert mit dem São Paulo Symphony Orchestra bei Lucerne Festival. Barbara Hannigan dirigiert das Mahler Cham­ber Orchestra, Susanna Mälkki, Elim Chan und Lin Lao arbeiten mit der Lucerne Festival Academy zu­sammen. Zu den Solistinnen zählen unter anderen Martha Argerich, Cecilia Bartoli, Diana Damrau, Sol Gabetta, Iveta Apkalna, Alisa Weilerstein und Anne-Sophie Mutter. Das Programm wird ergänzt durch eine Vortragsreihe, ein NZZ-Podium, Konzerteinführungen und ein Diskussionspanel am Erlebnistag. Barbara Hannigan hält die Eröffnungsrede zum Festivalthema.

Eröffnung mit Gustav Mahlers Sinfonie der Tausend
Beginn einer neuen Ära: Der neue Chefdirigent des Lucerne Festival Orchestra Riccardo Chailly eröffnet das Festival mit Gustav Mahlers Sinfonie der Tausend. Damit setzt er den fehlenden Baustein im gros­sen Mahler-Zyklus des Orchesters, den Claudio Abbado vor seinem Tod nicht mehr vollenden konnte. Bernard Haitink dirigiert das Orchester mit Anton Bruckners Achter Sinfonie. Beide Programme sind jeweils an zwei Abenden zu erleben, darüber hinaus gestalten Solisten und das Brass Ensemble des Lucerne Festival Orchestra zwei «40min»- und zwei Late Night-Konzerte.

Line-up der internationalen Sinfonieorchester und Solisten
Lucerne Festival ist erneut Gastgeber der renommiertesten internationalen Sinfonieorchester, die sich fast täglich im KKL Luzern bei insgesamt 28 Konzerten nacheinander ablösen: Die Berliner Philharmo­niker kommen mit Sir Simon Rattle, die Wiener Philharmoniker mit Emmanuelle Haïm und erstmals mit Tugan Sokhiev, das São Paulo Symphony Orchestra wird von Marin Alsop geleitet, das Royal Concert­gebouw Orchestra Amsterdam ist zum ersten Mal mit seinem neuen Chefdirigenten Daniele Gatti zu erleben. Kirill Petrenko dirigiert sein Luzern-Debut mit dem Bayerischen Staatsorchester, und Yannick Nézet-Séguin tritt erstmals mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra auf und Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern. Erneut zu Gast sind das Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst, das Gewandhausorchester Leipzig mit Herbert Blomstedt und das West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Des Weiteren gastieren das Chamber Orchestra of Europe unter Bernard Haitink und Leonidas Kavakos, das Mahler Chamber Orchestra unter Barbara Hannigan, die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim, das Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan und die Festival Strings Lucerne. Das Abschlusskonzert des Festivals gestaltet das Simón Bolívar Symphony Orchestra of Vene­zuela unter Gustavo Dudamel mit Messiaens monumentaler Turangalîla-Sinfonie. Die Reihe renommier­ter weiblicher Solistinnen wird ergänzt durch männliche Stars der Szene wie Martin Grubinger, Maurizio Pollini, Sir András Schiff und Jean-Yves Thibaudet. Simone Rubino, der junge Preisträger des «Credit Suisse Young Artist Award», debutiert mit den Wiener Philharmonikern.

Wolfgang Rihm leitet erstmals die Lucerne Festival Academy
Die Lucerne Festival Academy steht vom 13. August bis 4. September erstmals unter der Künstlerischen Leitung von Wolfgang Rihm. Er leitet ein neues zweiwöchiges Composer Seminar gemeinsam mit Olga Neuwirth; auf diese Weise erhält die Förderung von Komponisten einen zusätzlichen Schwerpunkt in der Akademie. Principal Conductor Matthias Pintscher und das Akademie-Orchester erarbeiten im Sommer 2016 Strawinskys Feuervogel, Mark Andres hij 1 und György Ligetis San Francisco Polyphony. Pintscher leitet darüber hinaus das Ensemble intercontemporain im Eröffnungskonzert der Akademie. Der Schlag­zeuger Martin Grubinger und die Geigerin Anne-Sophie Mutter treten als Solisten mit dem Orchester der Lucerne Festival Academy auf. Ausserdem arbeitet die finnische Dirigentin Susanna Mälkki mit dem Or­chester, und der Amerikaner Alan Gilbert leitet neben einem Meisterkurs Dirigieren auch das Abschluss­konzert.

Neue Werke von «composer-in-residence» Olga Neuwirth
Die Österreicherin Olga Neuwirth kehrt als «composer-in-residence» nach Luzern zurück und schreibt im Rahmen der Roche Commissions ein neues Solokonzert für Martin Grubinger, das mit der Akademie unter der Leitung von Susanna Mälkki zur Uraufführung kommt. In Luzern erklingen unter anderem ihre von David Lynch inspirierte Lost Highway Suite und das grosse Ensemblewerk Le Encantadas o le avventure nel mare delle meraviglie, das sie selbst als fiktionale «Raum-Zeit-Reise» bezeichnet. Das Werk Eleanor ist «vergessenen afroamerikanischen Jazz-Musikerinnen» gewidmet. Neun Songs des Pop-Countertenors Klaus Nomi sind in Neuwirths Bearbeitung als Hommage à Klaus Nomi zu erleben, am gleichen Abend erklingt das Werk Kloing! für computergesteuertes Klavier, Live-Pianisten und Film als wahres Tastengewitter. Die Klanginstallation …miramondo multiplo… ist während der Festivalzeit im KKL Luzern zugänglich.

Reihe mit Komponistinnen aus vergangenen Jahrhunderten
Die Solisten des Lucerne Festival Orchestra, ein Ensemble aus Berliner Philharmonikerinnen und das «ECHO Klassik»-prämierte Schweizer Spyros-Klaviertrio stellen bedeutende Komponistinnen der Ver­gangenheit vor: Ethel Smyth, Fanny Mendelssohn, Louise Adolpha Le Beau, Clara Schumann, Louis Farrenc und Mel Bonis. Beim Debut von Hagar Sharvit hört das Publikum jeweils sieben Lieder von Komponistinnen und Komponisten und darf raten, welche von einem Mann und welche von einer Frau geschrieben wurden.

Moderne mit 15 Uraufführungen
Michel Roth thematisiert auf der Grundlage von Hermann Burgers Roman Die künstliche Mutter mit einem neuen burlesken Musiktheater den Versuch eines Privatdozenten, seinen Mutterkomplex in einer unterirdischen Klinik im Gotthardmassiv, dem «Schoss von Mutter Helvetia» zu kurieren. Von insgesamt 15 Uraufführungen, die im Rahmen des Sommer-Festivals erklingen, werden 12 Schweizer Projekte realisiert: Erstmals wurde gemeinsam mit dem Schweizerischen Tonkünstlerverein ein Kompositionswettbewerb ausgeschrieben. Daraus resultieren acht Uraufführungen junger internationaler Komponisten wie Antoine Fachard, Gary Berger, Saskia Bladt und Nemanja Radivojevic, die in vier Kurz­konzerten am 4. September erklingen. Weitere neue Werke von Gabrielle Brunner, Helena Winkelman und Cyrill Lim kommen zur Uraufführung. Am Erlebnistag dirigiert Konstantia Gourzi die Premiere eines eigenen neuen Werks für das Orchester der Lucerne Festival Academy. In der diesjährigen Kooperation mit dem Luzerner Theater wird Luigi Nonos Prometeo realisiert.

Tanz und Musik bei Young Performance
Die dritte Young Performance-Produktion «Divamania» kombiniert erstmals Tanz und Musik und wird für ein Publikum ab 9 Jahre präsentiert – alles dreht sich um die Sehnsucht nach Anerkennung im Zeitalter der Social Media. Einen Tanzschwerpunkt setzt ebenfalls das Sitzkissenkonzert ab 4 Jahre, die Pro­duktion «Goldmädchen» von Regisseur Dan Tanson. «Aschenputtel!» erzählt das bekannte Märchen als fantasievolles Musiktheater mit Musik von Ivan Boumans. Das Figurentheater Petruschka zeigt eine neue Produktion mit Live-Musikern «Die Aufziehprinzessin», und mit dem inszenierten Konzert «Vier gewinnt» gewährt das vision string quartet einen ganz ungewöhnlichen Einblick in die gemeinsame Probenarbeit.

Hochkarätige «Debutanten»
In der rein weiblich besetzten Debut-Reihe stellen sich Nicola Benedetti, Asya Fateyeva, Harriet Krijgh, das Trio Rafale, Hagar Sharvit und das Quatuor Zaïde vor. Mit Elim Chan debutiert erstmals auch eine junge Dirigentin.

«40min», «Interval», «Soundzz.z.zzz…z» und Open-Air-Konzerte
Freitags und samstags Abend lädt Lucerne Festival ins neugestaltete Foyer des KKL Luzern ein: «Interval» lädt die Besucher zum Verweilen ein, mit Auftritten ausgewählter Festivalkünstler und bei freiem Eintritt. Erneut kann das Eröffnungskonzert auch gratis beim Public Viewing auf dem Inseli zu erleben sein. Das beliebte Gratiskonzertformat «40min» wird an zehn Terminen, jeweils um 18.20 Uhr im Luzerner Saal fortgeführt. Dort treten Mitglieder des Lucerne Festival Orchestra und Studierende der Lucerne Festival Academy mit Festival-Künstlern wie Barbara Hannigan, Anne-Sophie Mutter, Martin Grubinger, Susanna Mälkki und Alan Gilbert auf. Open-Air-Konzerte finden jeweils donnerstags «zu Gast
bei der Buvette» oder während des Festivals «In den Strassen» statt. Der Gewinner des Wettbewerbs «Soundzz.z.zzz…z», in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Luzern, präsentiert ein Projekt an der Schnittstelle von Musik und Bildender Kunst.

Informationen zum Kartenverkauf unter www.lucernefestival.ch

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Stadttheater Sursee: Über 10.000 Tickets für MASKE IN BLAU abgesetzt

Stadttheater Sursee. MASKE IN BLAUDer Operetten-Klassiker MASKE IN BLAU ist erfolgreich unterwegs. Noch vor Halbzeit sind
bereits mehr als 10.000 Tickets abgesetzt worden. Die bittersüsse Liebesgeschichte von Fred
Raymund begeistert das Publikum. Die Produktion mit über 100 Mitwirkenden wird noch bis
Ende März aufgeführt.
Seit der Premiere der Operetten-Revue MASKE IN BLAU vor einem Monat sind weit über 10.000
Tickets verkauft worden. Das entspricht einer Auslastung von rund 85 Prozent über die gesamte
Spielzeit. Der Präsident der Musik- und Theatergesellschaft Sursee, Daniel Gloor, zieht eine
positive Halbzeitbilanz: „Das Publikum ist von der Produktion begeistert und dankt es mit
regelmässigen Standing Ovations.“
Regisseur Björn B. Bugiel hat am Stadttheater Sursee mit seiner humorvollen und temporeichen
Inszenierung einmal mehr ein gutes Händchen bewiesen.
Der Operetten-Klassiker von Fred Raymond ist auch bekannt für die eingängigen Melodien –
darunter die bekannten Evergreens wie „Die Juliska, die Juliska aus Buda-Budapest“ oder „Am Rio
Negro“. MASKE IN BLAU bietet zudem mitreissende Tanzszenen an exotischen Schauplätzen.
Maske als „blauer“ Faden
Eine geheimnisvolle Unbekannte hat dem Maler Armando Cellini für sein preisgekröntes Porträt
MASKE IN BLAU Modell gesessen und versprochen, nach einem Jahr nach San Remo
zurückzukehren und ihre Identität preiszugeben. Als Erkennungszeichen hat Armando ihr einen
Ring geschenkt. Tatsächlich kommt die Dame nach Ablauf der Frist in Armandos Atelier. Es ist die
Argentinierin Evelyne Valera. Beide gestehen sich ihre Liebe.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Roberto Conciatori:fotogalerien.wordpress.com/2016/02/15/stadttheater-sursee-maske-in-blau/
Dann kommt Pedro dal Vegas ins Spiel. Er möchte Evelyne selber heiraten und spinnt deshalb
eine Intrige. Pedro stiehlt Evelyne den Ring und gibt ihn Armando zurück. Armando fühlt sich
betrogen und annulliert die Verlobung. Evelyne kehrt daraufhin enttäuscht nach Argentinien
zurück. Das Missverständnis klärt sich auf und Armando und Evelyne holen ihre Verlobung nach.

http://www.stadttheater-sursee.ch Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst

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Luzerner Theater Dantons Tod Drama von Georg Büchner, Première, 13. Februar besucht von Léonard Wüst

Luzerner Theater Dantons Tod Drama von Georg BüchnerProduktionsteam
Andreas Herrmann Inszenierung
Max Wehberg Bühne
Catherine Voeffray Kostüme
Erik Altorfer Dramaturgie

Besetzung

Christian Baus Georg Danton, Judith Cuénod Lacroix, Jörg Dathe Herrmann/Marion/Eine Frau, Julia Doege Robespierre, Hans-Caspar Gattiker Philippeau, Wiebke Kayser St. Just/Julie, Lilli Lorenz Legendre/Lucile, Bettina Riebesel Thomas Payne/Ein Mann, David Michael Werner Camille Desmoulins Timo Huser – Tambourenjunge

Rezension:

Ein relativ unspektakuläres, dafür umso effektvolleres Bühnenbild präsentierte sich den Besuchern der Première. Vor dem eigentlichen Beginn der Aufführung wirbelte ein Tambourjunge auf seiner Trommel, fast ein wenig bedrohlich und kriegerisch wirkend. Kriegerisch und blutig waren ja auch diese Zeiten, als Danton und die andern Figuren von Büchners Drama das gesamte Weltgeschehen beeinflussten und in andere Bahnen lenkten. Symbolisch dafür die auf der Bühne platzierte halbe, sich drehende Erdkugel, auf denen die Schauspieler agierten, sich mal hinlegten, herumliefen und dabei auch mal abrutschten, sich wieder aufrafften um erneut in den Weltenlauf zurückzukehren, ihn zu beeinflussen. Da der Krieg damals ja nicht von aussen kam, sondern untereinander in Form eines brutalen Bürgerkrieges wütete, waren alle Protagonisten in irgend einer Art und Weise mal Verbündete, Todfeinde, gar vermeintliche Totengräber der eben erst errungenen Privilegien der Revolution, von „Liberté, Egalité und Fraternité“, die als solche erst. über 50 Jahre später, unter Napoleon III., zu deren Parole erklärt wurde.

 

Messerscharfe, besser Guillotinen scharfe Dia- und Monologe prägen dieses Drama, das Georg Büchner in sehr jugendlichem Alter knapp 50 Jahre nach den tatsächlichen Ereignissen verfasste. Eine Art „Stück im Stück“ flocht die Dramaturgie mit den, teils in sächsischem Dialekt rezitierten Dialogen durch Bettina Riebesel (ein Mann) und Jörg Dathe (eine Frau) in auflockernder und sehr aktueller, auf heutige Vorkommnisse bezugnehmende, Weise ein. Damals wie heute wurden Rechte von den Machthabern, Despoten, Regierenden eingefordert für den Normalsterblichen, wodurch die Parole „Wir sind das Volk“ wieder zurechtgerückt wird im historischen Kontext der Volksaufstände und Massendemonstrationen. Damals wie heute war man sich auch unter den Revoltierenden nicht immer eins, was denn der richtige Weg sei, um die angestrebten Ziele zu erreichen.

Der durch seine Freunde immer wieder auf das drohende Unheil angesprochene Danton fühlte sich, als einer der massgeblichen Anführer der Revolution und späteren Vorsitzenden der Jakobiner, als relativ unantastbar und wähnt sich in trügerischer Sicherheit, selbst als absehbar war, dass eine Anklage gegen ihn erhoben würde, die Messer für ihn schon gewetzt, respektive die Klingen des von Dr. Guillotin erfundenen Massenhinrichtungsinstrument schon geschärft waren. Es kam dann, wie hinlänglich bekannt, zu dieser historischen Anklage vor der, von Danton mitbegründeten, Nationalversammlung, die massgeblich von seinem früheren Mitstreiter, seinem Nachfolger als Chef der Jakobiner und jetzigem Hauptgegenspieler und Hauptverantwortlicher für die Terreur von 1793/94, Maximilien Marie Isidore de Robespierre, genannt „Der Unbestechliche“, geprägt war. Ebendieser Robespierre wird eher fast diskret konziliant geschmeidig und nicht so bedrohlich furchterregend dargestellt durch Julia Doege. Überzeugend einmal mehr alle Akteure, die oftmals einzeln, zu zweit oder in Gruppen philosophierten und Fragen stellten, wie z.B. ob die Moral aus Gott entstanden, oder vielmehr Gott durch die Moral entstanden sei, dass Revolutionen schon immer lange gedauert hätten, wie das Beispiel von Moses zeige, der jahrelang mit seinem Volk durch die Gegend und die Wüste gezogen sei, auch ein Meer durchqueren musste, bis sie ihr Ziel endlich erreicht hatten, aber dort bis zum heutigen Tag doch noch nicht in Ruhe und Frieden leben könnten.

Die Protagonisten erhielten zwischendurch auch mal Szenenapplaus des sichtlich faszinierten und berührten Publikums.

Die Verhandlung:

Grossartig wie Wiebke Kayser als St. Just auf der sich, an Seilen fixierten sich anhebenden, Welthalbkugel stehend (symbolträchtig in eine blutrotes Gewand gehüllt), die anklagende Brandrede gegen Danton vor der Nationalversammlung in den Raum schleuderte, den ehemaligen Chef der Jakobiner des Hochverrats und der Konspiration mit den Feinden der Revolution bezichtigte und seine ultimative Verurteilung durch die, parteiisch ausgewählten, Geschworenen einforderte.

Höhepunkt dieser Sequenz die Intonation der „Marseillaise“, damals eine der diversen Revolutionshymnen, die dann später, genauer, am 14. Juli 1795 zur französischen Nationalhymne erklärt wurde. Begleitet durch bombastische Orgelklänge sang sich Wiebke Kayser auf der Welthalbkugel in die Höhe, eingetaucht in die Farben der „Tricolore“, ein akustischer und visueller Fanal auch an den vom aussen nach Paris gebrachten Terror des letztjährigen Novembers.

Daraufhin las uns ein junges Mädchen die Leviten in Form des Zitierens der Artikel der am 26. August 1789 von der französischen Nationalversammlung verkündeten Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen), die in leicht modifizierten Formen noch heute in den Verfassungen jeder legitimierten modernen Demokratie stehen. Sie tat dies sehr engagiert, emotional und entliess daraufhin ein ziemlich nachdenklich beeindrucktes Publikum in die Pause, den Artikel 1 (Die Menschen (Männer) werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es) in den Gedanken nachhallend.

 

Nach der Pause die Geschichte weitergesponnen bis zum bitteren Ende, dem ein keiner entrinnen konnte, wie man heute weiss. Ein in jeder Hinsicht überzeugender, packender und aufwühlender Schauspielabend, ganz grosses Theater im „Haus an der Reuss“. Die Akteure, durften sich dann auch einen kräftigen Applaus abholen, sich lange daran erfreuen und baten auch noch das Produktionsteam auf die Bühne um auch diese, meistens „Unsichtbaren“, am verdienten Künstlerlohn teilhaben zu lassen.

Dantons Tod | Luzerner Theater (Official Trailer)

www.youtube.com/watch?v=JkuMT_T8ZZo


Kleine Fotodiashow von Toni Suter www.ttfoto.ch/ www.luzernertheater.ch und Wikipedia

fotogalerien.wordpress.com/2016/02/14/luzerner-theater-dantons-tod-drama-von-georg-buechner/

Text: leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch Toni Suter/ T+T Fotografie

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch  www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch  Paul Ott:www.literatur.li

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Luzerner Theater Béatrice et Bénédict, Opéra comique in zwei Akten von Hector Berlioz, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Luzerner Theater Béatrice et Bénédict, Opéra comique in zwei Akten von Hector BerliozOpéra comique in zwei Akten von Hector Berlioz,Text von Hector Berlioz, nach William Shakespeare, In französischer Sprache mit deutschen Dialogen und Übertiteln

Besetzung:

Produktionsteam

Boris Schäfer Musikalische Leitung, Béatrice Lachaussée Inszenierung, Werner Hutterli Bühne
Nele Ellegiers Kostüme, Ueli Riegg Licht
Mark Daver Choreinstudierung, Dr. Christian Kipper Dramaturgie

Besetzung

Jutta Maria Böhnert Béatrice, Todd Boyce Claudio, Flurin Caduff Don Pedro, Szymon Chojnacki Somarone, Utku Kuzuluk Bénédict, Eunkyong Lim Ursule, Carla Maffioletti Héro, Chor des Luzerner Theaters, Luzerner Sinfonieorchester

Rezension: Ein vergnüglicher Abend wird einem versprochen mit «Béatrice und Bénédict» im Luzerner Theater und vergnüglich war er durchaus. Hector Berlioz Opéra comique in zwei Akten erlebt momentan in Luzern eine schlichte, unaufgeregte Inszenierung mit einem tollen Ensemble, welches vom Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Boris Schäfer leichtfüssig, elegant-französisch und wo nötig wehmütig-melancholisch unterstütz wird.

Auf der Bühne liegen als «Kulisse» lediglich Holzelemente als Labyrinth ausgelegt, mal warm dezent, mal hell ausgeleuchtet. Diese werden in ein paar Handgriffen im Laufe der Aufführung in ein kriegerisches Chaos verwandelt, das wie ein abstrakt-kühles Kunstwerk anmutet und schlussendlich für die Hochzeitsszene zu einem Saal mit Bänken, eine raffinierte Lösung, schlicht und doch ausdrucksstark, aber wohl für die Sänger, welche sich darin bewegen müssen, nicht ganz ohne Tücken.

 

Die erste Szene – vier Kinder, die in diesem Labyrinth spielen und sich necken – erinnert an ein Bild aus einem alten Kinderbuch und läutet das Verspielte des Stücks ein. Die Geschichte ist banal, basiert auf Shakespeares «Much Ado About Nothing» und ist, aufs Nötigste reduziert, ungefähr folgende: Hero, Tochter des Gouverneurs auf Sizilien, wartet auf ihren Claudio, Adjutant der sizilianischen Armee, welcher  aus dem Krieg zurückkehrt. Sie erhält die Erlaubnis ihres Vaters, ihn auch sogleich zu heiraten und beginnt mit den Hochzeitsvorbereitungen. Ihre Cousine Béatrice jedoch (eine herrlich streitsüchtige Jutta Maria Böhnert, die sich ihre Erkältung an diesem Abend in keiner Weise anmerken lässt) verweigert sich der Liebe und streitet sich permanent mit Bénédict (Utku Kuzuluk, selbstverliebt und mit wunderbar südländischen Allüren) einem sizilianischen Offizier und Freund von Claudio. Durch eine Intrige, welche so nur in einer Oper möglich ist, finden die beiden aber doch noch zueinander, verlieben sich auf der Stelle und heiraten gleichzeitig mit Hero und Claudio.

 

Bis es soweit ist, wird wortstark und deutsch gestritten (eine Herausforderung, wie der Dramaturg Christian Kipper in seiner übrigens sehr hörenswerten Einführung erklärte, sind doch im Ensemble sieben verschiedene Nationen vertreten!) und  französisch gesungen. Ein Höhepunkt dabei die Arie «Vous soupirez, Madame» zwischen der Amme Ursule, Eunkyong Lim, und Hero, Carla Maffioletti. Kims wunderbar warmes Timbre verwebt sich da aufs Schönste mit Maffiottis hellem Sopran, ein Gänsehautmoment! Neben Arien und Wortgefechten ist da noch der Chor des Kapellmeisters Samarone, der eher an einen Raubtierdompteur erinnert als an einen Dirigenten. Sein Chor verhält sich auch dementsprechend und seine düsteren Kompositionen wollen so gar nicht zur Hochzeit passen. Die Kostüme, fast ausschliesslich in Schwarz-Weiss, passen sich der Schlichtheit des Szenenbildes an. Einzige Farbtupfer sind das rote Kleid von Hero, das sie wie ein kleines Mädchen aussehen lässt und das dunkelrote koreanische Hochzeitskleid der Amme Ursule, welches ihr eine unglaubliche Ruhe und Würde gibt.

Alles in allem eine sehr stimmige Aufführung, ein unterhaltsames, leichtfüssiges Kunstwerk für einen amüsanten, erfreulichen Abend. leine Fotodiashow von  Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2016/01/25/luzerner-theater-beatrice-et-benedict-opera-comique-in-zwei-akten-von-hector-berlioz-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Trailer der Produktion:

www.youtube.com/watch?v=KyeWpKKxmEU

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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