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HSLU (Musik): Solistenkonzert, Konzertsaal des KKL in Luzern , 23. Juni 2015, besucht von Léonard Wüst

,Luzerner Sinfonieorchester, ältestes Sinfonieorchester der SchweizProgramm: Werke von:

Igor Strawinsky
Bernd Alois Zimmermann
Victor Alexandru Colţea
Sergej Prokofjew

Besetzung:

Natalia Ryzhova, Klavier
Fiona Milla Jäntti, Violine
Victor Alexandru Colţea, Komposition
Maria Anikina, Klavier
Luzerner Sinfonieorchester
James Gaffigan, Leitung

 

Grundsätzliche Informationen:

Das Solistenkonzert ist der Höhepunkt der künstlerischen klassischen Ausbildung an der Hochschule Luzern – Musik: Nach Abschluss des sehr anspruchsvollen Studiengangs «Solo Performance» treten die Absolventinnen und Absolventen ins Berufsleben.Ausgewählte Studierende erhalten die Möglichkeit, sich mit dem Luzerner Sinfonieorchester im Konzertsaal des KKL Luzern zu präsentieren. Das diesjährige Programm hält nebst drei anspruchsvollen Solokonzerten die Uraufführung einer Komposition eines Studenten bereit.

Dargeboten werden folgende Werke durch nachgenannte interpretinnen:

Igor Strawinsky (1882 – 1971), Capriccio für Klavier und Orchester
Natalia Ryzhova, Klavier
Klasse Konstantin Lifschitz

Bernd Alois Zimmermann (1918 – 1970), Violinkonzert
Fiona Milla Jäntti, Violine
Klasse Sebastian Hamann

Victor-Alexandru Colţea (*1986), «Ruthless» (Uraufführung)
Victor-Alexandru Colţea, Komposition
Klasse Dieter Ammann

Sergej Prokofjew (1891 – 1953), Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 16
Maria Anikina, Klavier
Klasse Konstantin Lifschitz

Rezension:

Das Solistenkonzert der HSLU im Konzertsaal des Kunst – und Kongresszentrum Luzern (KKL) ist für mich immer so etwas wie die ultimative Einstimmung auf das ungefähr einen Monat später beginnende Lucerne Festival im Sommer, ist es doch sehr gut möglich, dass eine der Solistinnen, als Mitglied eines renommierten Orchesters wieder einmal hier auftreten, wird im Rahmen eben dieses, oder eines anderen Lucerne Festivals. Das diesjährige Programm deckte fast alle meine Präferenzen, ab mit zwei Darbietungen am Klavier und Werken der Komponisten Igor Strawinski (1882 – 1971) und Sergej Prokofjew (1891 – 1953).

Natalia Ryzhova, Solistin am PianoPerfekter Einstieg ins Konzert dank der überragenden Natalia Ryzhova bei der Interpretation des Werkes des geborenen Russen Strawinski. Mit spielerischer Leichtigkeit, gelassen abgeklärt stelle sie klar, dass sie nicht einfach nur eine grossartige Musikerin unter vielen ist, sondern eben eine talentierte, bestens gerüstete Solistin. Der grosse Applaus am Ende ihrer Darbietung machte deutlich, dass dies auch das, leider nicht sehr zahlreich aufmarschierte, Publikum so sieht, bzw. hört.

Selbstverständlich trug zu dieser Glanzleitung auch das bestens aufgelegte Luzerner Sinfonieorchester unter der Ägide seines quirligen, wie immer voll engagierten Chefdirigenten James Gaffigan, der seinen Vertrag soeben bis 2022 verlängert hat, das seine dazu bei.

 

 

Fiona Milla Jännti, Solistin ViolineDann betrat die, in ein dunkelblaues elegantes Abendkleid gehüllte, Solistin Fiona Milla Jäntti mit ihrer Violine die Szene und beherrschte dieselbe augenblicklich. Ihre Interpretation war so eindrücklich, dass James Gaffigtan leicht in die Knie ging, sich quasi tief beeindruckt verbeugend. Ob sie ihr Instrument als Zupf – oder Schlagkörper einsetzte oder sanft mit dem Bogen streichelte, in schnellen wie auch gemächlichen Passagen, mit leisen oder lauteren Tönen, ob Vibrato, oder Staccato, da war einfach alles harmonisch, inklusive ihrer Körpersprache. Offensichtlich haben Musikerinnen mit nordischen Wurzeln eine ausgeprägte Affinität zur Geige. (In dem Fall eine in Berlin geborene mit u.a finnischen Vorfahren). Da wächst eine heran, die sich nahtlos einreihen kann in der Folge einer Vilde Frang (Norwegen), Janine Jensen, Line Kruse (Dänemark), diesbezügliche nordische Tradition aufrechterhaltend. Das bezeugten auch die Applauswogen die dieser Demonstration folgten. In der anschliessenden Pause schnappte man überall begeisterte Gesprächsfetzen auf und es war klar, dass die beiden Solistinnen die Messlatte für die zwei noch folgenden Studienkolleginnen hoch gesetzt hatten und dass wohl besonders der Komponist einen schweren Stand haben dürfte, da er ja nicht in dem Sinne auf der Bühne präsent war wie die andern, sondern sein, durch das LSO vermittelte Werk, für sich selbst sprechen lassen musste.

Victor Alexandru Colţea, KompositionRücksichtslos (Ruthless) war aber die Uraufführung des Komposition studierenden Victor-Alexandru Colţea nicht, ungewohnt schon, berücksichtigt doch das Werk bevorzugt die Bläser und Perkussionisten, die Streicher spielen hier nicht unbedingt die erste Geige. Nicht klar herauszuhören, ob man dies unter zeitgenössisch einreihen soll oder in die Tradition der Moderne anfangs des 20sten Jahrhunderts, an die Franzosen anlehnend (Debussy, Poulenc,Messiaen). Deutlich erkennbar aber, dass er in der Klasse von Dieter Ammann studiert hat. Durch die abrupt fulminant verblüffende Schlusssequenz schienen die Zuhörer etwas irritiert, wie das Gebotene applausmässig zu bewerten ist, eigentlich so ohne erkennbare Bezugsperson, klatschte dann den jungen Rumänen ( er sichtlich erfreut und entspannt), aber doch dreimal auf die Bühne, wo ihn Gaffigan mit einer herzlichen Umarmung und die Musiker mit Applaus willkommen hiessen.

Maria Anikina, Solistin am PianoDarauf wurde der Konzertflügel wieder in die Mitte der Bühne gerollt, damit auch die letzte Solistin ihr Debut im KKL absolvieren konnte. Maria Anikinawirkte etwas verkrampft, vielleicht verunsichert, ob sie ihren Vorgängerinnen das Wasser reichen könne. Konnte sie, technisch (manchmal fast zu) perfekt, aber leider nicht mit der Ausstrahlung, die einer Solistin zugeordnet werden. Es war eine Lehrstunde, was möglich ist dank überdurchschnittlichem Talent, unbedingtem Willen, durch Einüben und stetes Repetieren der Grundtechniken, in den Werken Prokofjews besonders gefordert. Filigrane Fingerläufe, wie auch spektakuläre Über– und Untergriffe, zweihändiges Spielen am äussersten Rand der Tastatur, ob rechts oder links, aber alles irgendwie ohne Leben, rein mechanisch. Anikina spielte beeindruckend, aber nicht überzeugend. Der Grossteil des Publikums sah das aber anders und hatte seine helle Freude, durch fulminanten Applaus auch kräftig bezeugt. Fazit: Wie jedes Jahr ein Höhepunkt, nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Konzertbesucher. Eigentlich unverständlich, dass bei solch äusserst moderaten Eintrittspreisen nicht mehr Musikbegeisterte den Weg ins KKL fanden. Ein Ticket für ein „normales“ Konzert des LSO im KKL kostet doppelt so viel wie das Solistenkonzert der HSLU. Einmal mehr gilt: „Les absents on toujours tort“. Ein schöner Musikabend an den Gestaden des Luzerner Seebeckens.

Kurze Trailer sämtlicher Solisten:

Natalia Ryzhova, Klavier www.youtube.com/watch?v=Uj0rgKBr_OU

Fiona Milla Jäntti, Violine www.stagend.com/fionamillajaentti

Victor-Alexandru Colţea, Komposition www.youtube.com/watch?v=oLjr1uVg0NI

Maria Anikina, Klavier www.youtube.com/watch?v=wobISowaZKg

 

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.sinfonieorchester.ch/home und www.hslu.ch

Kleines Video des Luzerner Sinfonieorchesters als Kostprobe

https://www.youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0

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Schweiz: Oper Schloss Hallwyl Zwei Welten entstehen im Schlosshof, Die Zauberflöte

Vom 24. Juli bis 22. August 2015 prallen im Schlosshof Hallwyl bei der Inszenierung der
„Zauberflöte“ zwei Welten aufeinander. Regisseurin Regina Heer nimmt sich den
Kontroversen dieser Oper von Wolfgang Amadeus Mozart an und lehnt sich bei ihrer
Inszenierung eng an die Märchenvorlage des Librettos.

So malerisch das Schloss Hallwyl am Halwilersee ist, es wurde nicht für eine Opernproduktion gebaut. Doch Regina Heer ist mit diesen speziellen Rahmenbedingungen bestens vertraut. Bereits 2012 beim „Il Barbiere di Siviglia“ war sie als Regisseurin engagiert und weiss, wie ein denkmalgeschützter Ort zur Opernbühne wird.
In diesem Jahr gilt es, die ursprünglich als „grosse Maschinenoper“ angekündigte „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, im Schlosshof zur Aufführung zu bringen. Es wird eine Inszenierung entstehen, die sich eng an das Märchen „Prinz Lulu oder die Zauberflöte“ von August Jacob Liebeskind hält, welches unter anderem als Vorlage für das Libretto von Emanuel Schikaneder diente. In einem, den Rahmenbedingungen entsprechenden, modernen Bühnenraum prallen zwei Welten aufeinander, welche einmal verschmolzen waren. Beide Machtgefüge, das Reich von Sarastro und das Reich der Königin der Nacht, beharren auf ihrer Vormachtstellung. Obwohl die Oper bereits 1791 uraufgeführt wurde, hat diese Thematik einen –leider– hoch aktuellen Bezug.
In „Die Zauberflöte“ sind es diese diametralen Reiche und ihre Machthaber, die das Interesse von Regina Heer geweckt haben. In ihrer Inszenierung arbeitet sie die Kontroversen Aussagen und Taten dieser beiden heraus. So werden einerseits Grenzen scharf beleuchtet und andererseits aufgeweicht.
In Zusammenarbeit mit Andrea Hölzl, Bühnenbildnerin, und Bernhard Duss, Kostümbildner,
werden diese beiden Machtsysteme gleichwertig sichtbar gemacht. Dabei sind die verwendeten Stilelemente nicht an eine Epoche gebunden, sondern untermalen ganz assoziativ den Charakter der jeweiligen Figuren.
Schlussendlich wird dem Publikum überlassen ob – und falls – mit welchem der beiden
Machtsysteme es sympathisiert.
Die Premiere findet am 24. Juli statt. Bis zum 24. August werden insgesamt 21 Vorstellungen
unter freiem Himmel stattfinden. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20.00 Uhr. Wie in denletzten Jahren können sich die Besucherinnen und Besucher der Oper Schloss Hallwyl in
wunderschönem Ambiente mit kulinarischen Köstlichkeiten auf das Freilichterlebnis
einstimmen. Für die Spielzeit 2015 wird neu Giuliano Caranci und sein Team vom Ristorante LaDeliziosa in Boniswil die Gäste der Oper Schloss Hallwyl mit mediterranen Spezialitäten
verwöhnen.
Weitere Informationen und Vorverkauf: www.operschlosshallwyl.ch

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Zwei Drittel der Deutschen befürworten gleichgeschlechtliche Ehe

RegenbogenfahneAm vergangenen Freitag hat der Oberste Gerichtshof in den USA die gleichgeschlechtliche Ehe landesweit legalisiert. Irland hat diese Entscheidung bereits im Mai per Volksentscheid getroffen. In Deutschland dürfen Homosexuelle eine eingetragene Partnerschaft eingehen, die aber rechtlich anders ausgestaltet ist als eine Hetero-Ehe.

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Migros Kulturprozent Classic Tournee VI: London Symphony Orchestra, Interpreten Daniel Harding (Leitung), Janine Jansen (Violine), Tonhalle Zürich, 29. Mai 2015, besucht von Irène Hubschmid

London Symphony OrchestraKonzertprogramm:

Edward Rushton
«I nearly went, there»
Uraufführung, Kompositionsauftrag Migros-Kulturprozent-Classics
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

Interpreten:

London Symphony Orchestra

Daniel Harding (Leitung)
Janine Jansen (Violine)

Rezension:

Der Auftakt von Edward Rushtons Uraufführung war gewaltig, furios, keineswegs  harmoniereich. Das zahlenmässig grosse, im Jahre 1904 gegründete sehr routinierte Orchester spielte fulminant. Der begeisternd auf die Konzertbühne springende Edward Rushton zeigte sich zufrieden mit der Interpretation seiner zeitgenössischen melodielosen Komposition, man hörte keine Klangharmonien. Er liess sich von Mahler inspirieren. Nur hat es bei Mahler eben Harmonien.

Solistin Janine Jansen, ViolineGeradezu kontrapunktierend wohltuend fiel die bekannte Melodie von Felix Mendelssohn ins Ohr. Die elfenhafte Solistin Janine Janson spielte ihre Violine mit grosser Verve, da fehlte nichts. Sie nahm das Publikum völlig für sich ein. Für ihr Können erntete sie grossen Beifall.

Die niederländische Virtuosin spielt auf der Barrere-Stradivarius von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1727.

Mahlers 5. Sinfonie ist gigantisch. Sie zeigt die innere Zerrissenheit des früh verstorbenen Komponisten ganz deutlich. Das Potenzial des London Symphony Orchestera, dessen ständige Spielstätte seit 1982 das Barbican Center London ist, in dem es jährlich etwa 70 Konzerte bestreitet, erwies sich als schlichtweg grossartig.

Der Dirigent Daniel Harding leitete seine Musiker zart, leicht, elegant und temperamentvoll. Er überspielte die Sätze in einem grossen Bogen vom Trauermarsch (er erinnerte an den Trauermarsch von New Orleans) bis zum lieblichen Walzer. Ein grosses Werk!

Dirigent Daniel HardingDas begeisterte Publikum verliess zufrieden den Saal in die laue Vorsommernacht, dies nach langanhaltendem frenetischem Applaus.

Text: www.irenehubschmid.ch 

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

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