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Sixto Rodriguez, Searching for Sugar Man, Kongresshaus Zürich, 13. Mai 2015, besucht von Léonard Wüst

Sixto Rodriguez,Sänger und GitarristBesetzung:

Sixto Rodriguez, vocals/guitar - Matthew Smith, guitar - Maree Thom, bass - Sebastian Beresford, drums

Rezension:

Kann ein Mythos seiner, von andern portierten und vor allem durch den Oscarpreisgekrönten Film „Searching for Sugar Man“glorifizerten Legende gerecht werden, war für mich das grosse Fragezeichen dieses Events. Die äusseren Umstände sprachen klar dagegen und nervten gewaltig, was die Vorfreude merklich dämpfte. Während des ganzen Konzerts zirkulierten dutzende Besucher durch den Kongresssaal, bewaffnet mit Getränkedosen, Sandwiches, Fingerfood etc. wie man es von den sommerlichen Open Air Konzerten her gewohnt ist, was hier aber völlig deplatziert war und entsprechend nervte. Auch der Opening Act  Charlie Cunningham war da überfordert und kämpfte mit einer Art Flamencogitarrenmusik und relativ mickriger Stimme erfolglos dagegen an, entsprechend fad auch seine eingestreuten Statements der üblichen Art wie: great to be here in this wonderful town in this amazing concert hall etc., denn während all seinen Bemühungen war ein völliges Chaos auf der Rängen, seinen Platz suchen, einrichten mit Rucksäcken, Verpflegungstüten und anderen Utensilien, fehlte nur noch der Sonnenschirm und das Kleinzelt.

Auf Cunningham folgte eine längere Pause für den Bühnenumbau durch die Roadies und dann erschien, nein, nicht Rodriguez, sondern eine Dame als Art „Speedy Gonzales“ Verschnitt oder Parodie, mit der entsprechender Musik dazu, wohl als Hommage an die mexikanischen Wurzeln von Rodriguez gemeint, war aber auch nicht grad appetitanregend oder inspirierend. Da wurden sogar die unruhigen Konzertbesucher auf ihren Rängen langsam quengelig und ungeduldig und es ertönten einzelne Buhrufe u.ä..

Wieder folgte eine längere Pause mit erneutem Bühnenumbau, dann endlich war es soweit, das Mysterium Rodriguez betrat, gestützt von einer Dame, möglicherweise eine seiner Töchter, zusammen mit seinen Mitmusikern die Bühne und startete, man glaubt es kaum, mit „Happy Birthday“, aus welchem Grund auch immer, Hauptsache er war endlich angekommen. Es folgte ein weniger bekanntes Stück seines Schaffens, bevor mit „I Wonder“ der endgültige Startschuss gegeben wurde, frenetisch bejubelt von den Anwesenden, die intellektuell eher nicht in den höheren Sphären anzusiedeln waren, der Schreibende inkl. Begleitung natürlich ausgenommen. Song um Song wurde abgeliefert, meist in einer Kurzfassung von grad mal einer Strophe, also ca. eine halbe Minute. Einige der Songs kamen mir bekannt vor oder waren mir vom Filmsoundtrack her vertraut, andere waren gar Cover Versions. Die reichten von „Blue Suede Shoes“ bis „La Bamba“. Aber zum Glück dazwischen die erwarteten Songs, wie vor allem „Sugar Man“, frenetisch gefeiert und ein, so denk ich mal, organisiertes zum Event gehörendes jüngeres Groupie, stürmte die Bühne umarmte Sixto heftig und wurde unter allgemeinem Johlen und Gekreische von der Security wieder vom Stage entfernt. Eine unnötige Inszenierung, gehört aber wohl einfach zum Ritual der Stilisierung einer Ikone. Mir tat der ältere Herr aus Detroit fast ein wenig leid, war es doch eher beschämend und demütigend, so vorgeführt zu werden. Nach ein paar weiteren Titeln brodelte es dann bei der Darbietung der Hymne der südafrikanischen Apartheidbewegung schlechthin, dem „Establishment Blues“. Ein würdiger Abschluss eines Konzertes bei dem ich das Gefühl nicht loswurde, dass Rodriguez lieber sein unspektakuläres Leben zurück hätte, statt sich jetzt, doch recht betagt, im Stile eines Tanzbärs, weltweit präsentieren zu müssen. Fluch des doch noch erreichten Starstatus oder zementieren des Hype und der, trotz allem noch nicht ganz enthüllten Rätsel über ihn? Fazit: Hauptsache man war dabei, wenn das Vergnügen und Freude darüber auch durch die erwähnten No Goes des Publikums massiv beeinträchtigt wurden.

 

Kurze Trailer über Sixto Rodriguez:

www.youtube.com/watch?v=9yegqEwDsUE

http://sonyclassics.com/searchingforsugarman/

 

 

Sixto Rodriguez  Sugar Man vom 1. Album Cold Fact(1970)

www.youtube.com/watch?v=qyE9vFGKogs

Sixto Rodriguet "I wonder" vom 1. Album Cold Fact(1970)

www.youtube.com/watch?v=t6bjqdll7DI

Liveaufnahmen vom Konzert (c) L. Achermann:

Sixto Rodriguez  "I wonder"  im Kongresshaus

 

www.youtube.com/watch?v=JUErl6wAoOk&feature=youtu.be

3. Song des Konzertes:

www.youtube.com/watch?v=K4KLYxhZWSw&feature=youtu.be

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.allblues.ch

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Luzerner Theater: Prima la musica, poi le parole, Première im UG, 13. Mai 2015, besucht von Gabriela Bucher - Liechti

Prima la musica, poi le paroleDivertimento teatrale in einem Akt von Antonio Salieri
Text von und nach Giambattista Casti
In italienischer, französischer und deutscher Sprache mit deutschen Dialogen
Koproduktion mit der Hochschule Luzern – Musik

Produktionsteam

Andrew Dunscombe Musikalische Leitung
Dr. Christian Kipper Inszenierung
Sabine Jaschke Bühne
Birgit Künzler Kostüme

Besetzung

Alexandre Beuchat Maestro, Rebekka Bräm Eleonora, Serafin Heusser Poeta, Désirée Pauli Tonina

Junge Philharmonie Zentralschweiz

Rezension:

Die Handlung kurz zusammengefasst: Ein Komponist und ein Dichter sollen in vier Tagen eine Oper fabrizieren – im Grunde kein Problem, wenn nicht zwei sehr selbstbewusste Primadonnen, die eine virtuose Spezialistin für Pomp und Pathos, die andere aufstrebende Fachfrau in Sachen Witz und Wahn, unterzubringen wären. Wie sollen bloss Trauerspiel und Komödie in einem Stück zusammenfinden? Und wie lässt sich über diese Frage in Ruhe nachdenken, wenn die beiden Sängerinnen unterdessen handgreiflich werden?

Es findet sich natürlich eine Lösung, dies aber erst nach einer Stunde, glücklicherweise, denn diese Stunde ist Unterhaltung pur. Das Stück beginnt mit einem vor sich hin komponierenden, und gleich auch noch virtuos Geige spielenden, Komponisten (Alexandre Beuchat), das Orchester spielt im Off, als würde er es in seinem Kopf hören. Zum Komponisten gesellen sich nach und nach der Dichter (Serafin Heusser), die kühle und sehr selbstüberzeugte Donna Eleonora (Rebekka Bräm) und eine quirlige, lebenslustige Tonina (Désirée Pauli) als Soubrette. Diese vier Charaktere unterhalten ihr Publikum auf beste Weise, mit viel Witz, Charme, pathetischen Arien und schwindelerregenden Koloraturen. Es wird verbal, singend aber durchaus auch mit echten Waffen gekämpft, zuweilen toben sich die beiden Diven gesanglich aus und singen sich in Grund und Boden, wobei die eine die „vielen Noten“ hat, die andere dafür den überschäumenden Pathos. Die Dialoge, welche in dieser Inszenierung die Rezitative ersetzen, nehmen die Oper als solche aufs Korn: die unsäglichen Plots, die unlogischen Libretti, das übertriebene Getue, wie da geliebt wird im Duett, auf Rache gesonnen im Terzett, Vergeltung geübt im Quartett und wie man als Nebendarsteller der Hauptrolle minutenlang beim Sterben zusehen muss. Das alles ist ungemein unterhaltsam, beste Parodie und so wird auch viel und herzhaft gelacht am Premierenabend.

Die Inszenierung (Christian Kipper) ist geschickt gemacht, die kleine Bühne erlaubt schwarz-weisse, düster anmutende Videoeinspielungen zum pathetischen Gesang, ab und an öffnet sich der schwarze Vorhang und gibt den Blick frei aufs Orchester und auf eine zweite, grössere Bühne hinten im Raum. Die Kostüme unterstreichen die Charaktere der vier Darsteller aufs Beste: Der Komponist im schicken Anzug, der Dichter mit kariertem Sakko, Donna Eleonora in klassischen, meist etwas beengend anmutenden Ensembles und die Soubrette Tonina in weiten, farbigen Röcken aus wunderbaren Stoffen. Wenn sie auf die Bühne fegt, wähnt man sich an der Adria im Urlaub. Last but not least: Was die vier jungen Studierenden der Hochschule Luzern gesanglich und darstellerisch bieten ist ganz grosse Klasse.

Witz, Spass und Unterhaltung, gepaart mit Können und ein paar herzzerreisenden Opernarien – das alles bekommt man im UG geboten – also hingehen und einen vergnüglichen Abend geniessen!

Text: www.gabrielabucher.ch

Kleine Fotodiashow von Ingo Höhn, Luzerner Theater www.luzernertheater.ch

https://fotogalerien.wordpress.com/2015/05/13/luzerner-theater-prima-la-musica-poi-le-parole-13-mai-2015-premiere-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

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