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Migros-Kulturprozent-Classics präsentiert das Guangzhou Symphony Orchestra, Tonhalle Zürich, 26. Januar 2015, besucht von Irène Hubschmid

Das Guangzhou Symphony OrchestraProgramm

Guo Wenjing  (*1956)
„Folk Song Suite“ für Streichorchester
Yin Chengzong / Chu Wanghua / Sheng Lihong / Liu Zhuang
„Der Gelbe Fluss“, Konzert für Klavier und Orchester
Peter Tschaikowski (1840-1893)
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64  

Rezension:

Dieses aussergewöhnliche Konzert ging einem bis zum Schluss unter die Haut. Dirigent Lin Daye leitete seine zahlreichen Musiker, sein grossartiges Orchester mal sanft mit Tai-Chi-anmutenden Gesten, mal mit eher streng temperamentvollen.

Dirigent Lin Daye

 

Die „Folk Song Suite“ unterstrichen die Instrumentalisten der Kontrabässe und Celli, indem sie auf ihre Instrumente klopften. Dies erzeugte eine wunderschöne Atmosphäre, fast wie ein Bild von der Weite Chinas.

Die Komposition „Der Gelbe Fluss“ beginnt mit einem Harfenakkord. Den Solopart am Flügel übernahm die 20-jährige Mélodie Zhao, eine Schweizerin mit chinesischen Wurzeln.

Solistin am Piano Mélodie Zhao

 

Leider übertönten die anderen Musiker zeitweise das grandios perlende Spiel der Solistin. Die Komposition ist teilweise jazzig, melodiös, bombastisch. Die asiatischen Akzente setzt die traditionelle Bambusflöte. Das Finale reiht mehrere Kampflieder der Partei aneinander, bevor ganz zuletzt die Mao-Hymne „Der Osten ist rot“ ertönte, die in die Schlusszeile der „Internationalen“ übergeht. Ein wuchtig-lautes Klangerlebnis.

Als Zugabe spielte Mélodie Zhao noch ein kurzes, fröhliches, berauschendes chinesisches Stück, bevor man das gutgestimmte Publikum in die Pause entliess.

Zweiter Konzertteil:

Tschaikowskis 5. Sinfonie begann mit schwermütigen Klängen, mit russischer Melancholie, die sich bis zum Finale zur Euphorie steigerte. Fast zu perfekt gespielt und pompös fürs Ohr.

Das bravouröse Orchester verdankte den Applaus des begeisterten Publikums mit zwei Zugaben.

Text: www.irenehubschmid.ch

Konzert organisiert von: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

Fotos: Homepage von Migros-Kulturprozent

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Luzerner Theater: DIE AFFÄRE RUE DE LOURCINE Komödie von Eugène Labiche Deutsch von Elfriede Jelinek, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Die Affäre Rue de Lourcine

 

 

 

 

 

 

 

 

 Produktionsteam

Andreas Herrmann Inszenierung
Max Wehberg Bühne
Catherine Voeffray Kostüme
Sandro Corbat Musik
David Hedinger Licht
Ulf Frötzschner Dramaturgie

Besetzung Christian Baus Mistingue, Jörg Dathe Lenglumé, Hans-Caspar Gattiker Potard, Bettina Riebesel Norine, Samuel Zumbühl Justin

Rezension

Die Komödie von Eugène Labiche (1815-1888) handelt von zwei alten Freunden, die nach einem feucht-fröhlichen Klassentreffen zusammen aufwachen und keine Ahnung mehr haben, was am Vorabend passiert ist. Alles spricht dafür, dass sie die Mörder eines Kohlemädchens sind, über welches in der Morgen-Zeitung berichtet wird. Dass diese Zeitung allerdings 20 Jahre alt ist, wissen sie nicht. Die beiden versuchen nun fieberhaft, Indizien und Zeugen aus dem Weg zu schaffen. Dies die Geschichte zur neusten Produktion des Luzerner Theaters. Umgesetzt wurde sie durch Andreas Herrmann mit Musik von Sandro Corbat. Für die Bühne zeichnet Max Wehrberg.

Auf der Bühne des Luzerner Theaters steht ein riesiges Bett, sonst nichts. Darauf liegen ein paar Kleidungsstücke, der eine oder andere Schuh, alles achtlos hingeworfen, auch ein  schlafender, halbangezogener Mann. Auf diesem Bett  aus riesigen, weichen Matratzenteilen spielt sich das ganze Geschehen ab. Nebst wunderbar skurrilen Momenten und ganz speziellen Bildern, welches dieses Bühnenbild ermöglicht, verlangt es aber auch alles ab von den Schauspielern. Diese kämpfen sich anderthalb Stunden nicht nur bildlich auf unsicherem Boden. Sie  torkeln, schwanken, rennen, stampfen, kämpfen, tanzen, vergraben und verstecken sich  und diverse Gegenstände in diesem weissen, wogenden Meer von grossen, weissen Kissen.   

Die erste Szene geht dank einem herausragenden Jörg Dathe als Lenglumé ziemlich unter die Haut. Mit wirrem Haar, schmerzverzerrtem Gesicht, weinverschmiertem Unterhemd und einer Stimme wie Schmirgelpapier  torkelt er völlig verkatert auf dem riesigen Bett herum und versucht sich zu erinnern, man meint die Kopfschmerzen selber zu spüren. Immer wieder blitzt während des Stücks der französische Humor auf, auch in der Person von Potard, dem Vetter (Hans-Caspar Gattiker) in seinem sehr Unterkörper-betonten Freizeit-Tenue und immer wieder entstehen spannende Bilder durch das riesige Bett, welches die Protagonisten klein und unscheinbar erscheinen lässt und die Proportionen verzerrt. Und immer wieder gibt es Momente voller Komik und Skurrilität, zum Beispiel wenn die beiden angeschlagenen Freunde sich anzuziehen versuchen, ein urkomisches Ballett zu Musik von Purcell, bei Tisch, wenn den Zuschauern vier paar Schuhsolen anklagend entgegenstarren, vier Köpfe über einem beleuchteten Balken, der als Tisch dient, hervorlugen, eine Szene wie aus einem Märchen, die Darsteller wie Kinder an einer Geburtstagsparty. Leider zieht diese Szene sich dann aber sehr lange hin, da helfen weder die umwerfende Mimik von Bettina Riebesel als Norine noch die Sprüche von Christian Baus als Mistingue. Beinahe gespensterhaft der Auftritt des rabenschwarzen Dieners Justin (Samuel Zumbühl), wenn er wie ein Totengräber mit rauchendem Kessel über die Bühne schreitet und im schwarzen Nachthimmel über Lenglumé ein zarter grauer Wolkenschleier hängen bleibt.

Die Komik ist da, Gags gibt’s viele, skurrile Momente auch, das Bühnenbild ist einzigartig, die Schauspieler geben alles. Mit etwas weniger Längen würde das Stück wohl noch dichter und die Lacher noch zahlreicher.

Text: www.gabrielabucher.ch
Kleiner Trailer der Produktion: http://www.art-tv.ch/11340-0-Luzerner-Theater-Die-Affaere-Rue-de-Lourcine.html?reg=3144

Kleine Fotodiashow vonTanja Dorendorf / T+T Fotografie www.ttfoto.ch 

Weitere Aufführungsdaten und andere Informationen: http://www.luzernertheater.ch/

https://fotogalerien.wordpress.com/2015/01/27/luzerner-theaterdie-affare-rue-de-lourcine-komodie-von-eugene-labiche-deutsch-von-elfriede-jelinek/

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Guangzhou Symphony Orchestra, ein Konzert in Bildern, im Kultur Casino Bern, 28. Januar 2015, besucht von Paul Ott

Guangzhou Symphony Orchestra

Programm

Guo Wenjing
„Folk Song Suite“ für Streichorchester
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15
Peter Tschaikowski
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64

Das Guangzhou Symphony Orchestra unter der Leitung von Long Yu beglückte das Berner Konzertpublikum an einem feuchtkühlen Winterabend mit einem Konzert, das viel Wärme ausstrahlte. Es begann mit einer Komposition von Guo Wenjing, „Volksliedsuite für Streichorchester“. Sanft perlte ein Bächlein durch weite Auenwälder, es hätte noch eines mit hoher Stimme singenden Mädchens bedurft, um die Illusion chinesischer Volkslieder wirksam werden zu lassen.

Piano-Wunderkind Serena Wang

 

Der erste Teil ging weiter mit Ludwig van Beethovens „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1“, virtuos gespielt vom 11-jähigen Piano-Wunderkind Serena Wang. Man mag davon halten, was man will, das Publikum jedenfalls war begeistert.

 

 

Dirigent Long Yu

 

Nach der Pause stürmten zaristische Reiterhorden durch die russische Steppe in Peter Tschaikowskis „Sinfonie Nr. 5“, bevor das Orchester mit einem kurzen chinesischen Lied als Zugabe schloss. Die Einordnung dieses Konzerts fällt mir nicht leicht. Es war keine Einheit des Programms, eher eine Einheit der Interpretation. Einerseits waren verschiedene Teile ausserordentlich bildreich, evozierten Landschaftsgemälde, Jagdszenen oder Schlachtenlärm, erinnerten immer wieder an Filmmusik. Andererseits waren einige Passagen mit viel romantischen Schmelz gespielt, bei Puristen wahrscheinlich bereits unter Kitschverdacht, beim Publikum aber auf grossen Anklang gestossen.

Gerne hätte man etwas mehr aus dem chinesischen Fundus gehört, was Bern – anders als der Zürcher Aufführung – leider versagt blieb.

Text: Paul Ott www.literatur.li

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Fotos:  Homepage von Migros-Kulturprozent

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About Time – Big Band-Konzert Jazz Oliver Leicht und Big Band der Hochschule Luzern im Rahmen des Musikfestivals Szenenwechsel, 25- Januar 2015, besucht von Léonard Wüst

Big Band der Hochschule Luzern am Szenenwechsel 2012 © Ingo Höhn

 

Big Band der Hochschule Luzern
Naijma Gürth, Benjamin Knecht, Nicolas Gurtner, Andri Schärli, Thierry Looser, Saxofone
Felix Meyer, Daniel Rapold, Martin Borner, Sonja Ott, Trumpets
David Rufer, Simon Ruckli, Florentin Setz, David Müller, Trombones
Alessio Cazzetta, Guitar; Raphael Loher, Piano; Jonas Künzli, Bass; Clemens Kuratle, Drums

Oliver Leicht, Arrangement, Komposition und Leitung

 

Grundinformationen über das Konzert:

Im Rahmen des Musikfestivals Szenenwechsel der Hochschule Luzern und
in Zusammenarbeit mit dem Jazzclub Luzern

Neue Klänge erheben sich aus der Tradition des Big-Band-Jazz
Für die erneute Gemeinschaftsproduktion mit dem Jazz Club Luzern hat die Hochschule Luzern für die Big Band Oliver Leicht als Gast eingeladen. Oliver Leicht schöpft neue, aufregende Big-Band-Klänge, ohne die Essenz des orchestralen Jazz gänzlich zu verlassen. Seine Kompositionen inhalieren den Geist der Jazz-Geschichte und sind beim Ausatmen ein zwar komplexes, jedoch äusserst harmonisches, fantastisches Exemplar des grossorchestralen Jazz. Immer bleibt die Kernsubstanz einer Big Band erhalten, immer lässt er aber auch hervorragenden Solistinnen und Solisten den geeigneten Raum für einzigartige Soloarbeit. Bei Oliver Leicht erklingt ein Sound, der wie ein sanfter Westwind aus den Regionen des Cool-Jazz und West-Coast zu uns herüber weht.
Oliver Leicht Die breit gefächerten Erfahrungen mit vielen Big Bands in Europa und den USA bilden den Nährboden für seine Arrangements. Immer in tiefem Respekt vor der Big-Band-Geschichte, von den allerersten Anfängen bei Jimmy Lunceford und Fletcher Hendersson bis in die Gegenwart hinein.

Rezension:

Man vergisst immer ein bisschen, dass es im KKL in Luzern nicht nur den grossen weissen Konzertsaal gibt, sondern eben auch den kleineren Luzerner Saal für Events, die nicht grad 2000 Personen mobilisieren, was aber nicht zwangsläufig heisst, dass Konzerte in diesem Rahmen qualitativ nicht gleichwertig sind wie Darbietungen im Konzertsaal. Für Formationen wie eine Big Band und jeweils auch Solokonzerte anlässlich des Blueballfestivals ist der Luzerner Saal ideal, etwas intimer und man ist, positiver Nebeneffekt, als Besucher näher am Geschehen. Für die HSLU Bigband war das natürlich quasi ein Heimspiel, entsprechend viele Angehörige, Bekannte und Freunde waren im Saal anwesend als Oliver Leicht, sichtlich gutgelaunt mit dem Stück “see and me” das erste Set eröffnete und danach die Anwesenden willkommen hiess und die Band kurz vorstellte. Nach der Erläuterung, dass ausser einem der dargebotenen Stücke, alles seine eigenen Kompositionen und Arrangements sind ging es furios weiter mit „Parade“, Gelegenheit auch unter Beweis zu stellen, welch brillanter Klarinettenvirtuose er selber ist, aber auch der Gitarrist erhielt die Möglichkeit sein Können zu demonstrieren. Ganz stark sowieso die Grundformation (das klassische Jazztrio halt, mit Piano, Bass und Schlagzeug), das eben durch den Gitarristen auf ein Quartett erweitert war. Darauf liess sich gut aufbauen und aufschichten, genügend Basis um Platz und Raum für die Solisten zu schaffen und lassen. Solides wechselte sich ab mit ein paar etwas gewagteren Ansätzen, nie aber zu abdriftend ins uferlose, noch sich verlierend. Eine kompakte Darbietung straff geführt vom kompromisslosen Oliver Leicht, der aber auch in Sachen Qualität keinerlei Kompromisse einging, seine Mitmusiker zwischendurch immer wieder mit Gesten und Worten noch mehr motivierte, ihnen damit auch sehr viel Selbstvertrauen einflösste. All diese einzelnen Komponenten fügten sich zu diesem kompakten Ganzen, woran auch die Protagonisten selber sichtlich ihren Spass und Genugtuung hatten und zum Schluss auch den verdienten grossen Applaus abholen durften, der umgehend mit einer kleinen Zugabe belohnt wurde. Ein vergnügliches solides Konzert , dem bloss der kleine Sekundenbruchteil von Genialität fehlte, um als grossartig taxiert zu werden. Ein Hochgenuss war es allemal, besonders erfreulich, dass es sich dabei um „Heimisches Schaffen“ handelte.

 

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.hslu.ch und http://www.jazzluzern.ch/

Homepage der Bigband der HSLU

https://www.hslu.ch/de-ch/musik/ueber-uns/ensembles-und-veranstaltungsreihen/big-band/

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