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Auto/Motor

Die Zukunft der Automobillogistik: Wie Technologie und Innovation die Lieferkette verändern

Automobillogistik Symbolbild
Automobillogistik Symbolbild

Ist das Auto defekt, führt der erste Weg in die Kfz-Reparaturwerkstatt. Dort erwartet man neben einer schnellen Diagnose auch die zeitnahe Ausführung der Reparatur. Ist ein Ersatzteil vonnöten, wird dieses online beim Ersatzteilhändler bestellt – die Werkstatt selbst hat kein Warenlager. Am nächsten Tag, in dringenden Fällen binnen weniger Stunden, erfolgt die Lieferung des Teiles und das Fahrzeug kann repariert und wieder abgeholt werden. Diesen Service genießen Autofahrer beinahe selbstverständlich, doch was steht hinter diesem schnellen Lieferdienst, der in der Lage ist, selbst spezielle Bauteile spontan liefern zu können?

Blick hinter die Kulissen der Autowerkstatt


Der Kfz-Meister identifiziert anhand der Artikelnummer das Ersatzteil, einen Kabelbaum etwa. Auf der Autoersatzteile-Plattform löst er die Bestellung aus, per Express wird das Teil in Direktlieferung noch am selben Nachmittag geliefert und das Fahrzeug kann instand gesetzt werden. Wie gelangte ein Ersatzteil – irgendwo in der Welt produziert – so schnell an seinen Einsatzort? Das wird möglich durch intelligente Vertriebssysteme. Schlüssel dazu sind modernste Logistikzentren, wie das kürzlich von Autodoc in Stettin eröffnete Hub. Von diesem Hauptumschlagplatz aus sollen nach den Angaben von logistik-heute.de über 400.000 Autoersatzteile pro Tag versandt werden.

⁣Nur, wer den Trend erkennt, kann in der Automobilbranche überleben


Der Automobilmarkt wird durch Neuentwicklungen auf dem Fahrzeugmarkt immer komplexer. Dementsprechend die Nachfrage nach Ersatzteilen. Direktes Bestellen beim Hersteller würde extrem lange Wartezeiten und hohe Preise für die Werkstattkunden bedeuten. Externe Lagerhaltung gibt es deshalb schon immer: Ein Zwischenhändler kauft große Posten zum Großhandelspreis ein und gibt bei Bedarf kleine Mengen zum Listenpreis an seine Kunden weiter. Die Differenz – die Marge – ist sein Gewinn. Das ist auch bei modernsten Logistikzentren nicht anders. Ein Problem des weltweiten Handels sind jedoch politische Turbulenzen oder weite Wege, die ein Produkt vom Hersteller bis zum Kunden nimmt. Um diese Risiko- und preistreibenden Faktoren zu minimieren, greifen Online-Händler der Kfz-Branche zunehmend auf Eigenmarken zurück. Das bedeutet im Fall des bestellten Kabelbaumes für den Kfz-Meister ein günstiger Einkaufspreis, den er an seinen Kunden weitergeben kann. Durch den Einsatz von Eigenmarken bleiben alle Beteiligten der Lieferkette marktfähig. Doch durch diese Entfaltung eigener Produktlinien ergibt sich das Problem der Kontinuität.

Warenbestände regulieren anhand bestimmter Kriterien


Die Lieferkette vor dem Hub – also die Produktionsstätten der Eigenmarken-Ersatzteile – erfordert einen Vorlauf. In engen Zeitfenstern liefern wiederum deren Zulieferer die benötigten Komponenten. Just-in-Time ist hier Standard. Nur so können Liefertermine eingehalten werden, die Produktion läuft kontinuierlich immer weiter, bis zu dem Tag X. An dem bricht plötzlich die Nachfrage zusammen, weil der Autohersteller durch einen Modellwechsel etwa andere Teile benötigt. Hier muss die Produktion zeitnah gedrosselt werden. Um das zu realisieren, ist die Marktbeobachtung und die Erstellung von Algorithmen zwingend notwendig, um "Halden-Produktion" zu verhindern.

Herausforderungen an die Logistik


Um Millionen von Artikeln listen, lagern und auffinden zu können, müssen Vorgänge automatisiert und überwacht werden. Gleichzeitig muss dieser Teil der Lieferkette nachvollziehbar dokumentiert werden und übersichtlich bleiben. Durch maßgeschneiderte Software im Zusammenspiel mit innovativer Lagertechnik kann das Warehousing - alle Aktivitäten im Bereich der Lagerhaltung und Logistik innerhalb von Warenlagern – reibungslos ablaufen. Doch die Organisation des Lagerbestandes ist das eine, die Verlässlichkeit des gesamten Systems das andere. Was geschieht, wenn Artikel nicht lieferbar oder durch technische Defekte nicht auffindbar sind?

Gefahr durch Fehler – Controlling muss funktionieren


Leere Lagerplätze in einer Halle und Chaos in der anderen, weil ankommende Waren nicht zeitgerecht abgearbeitet werden können. Die Folge: Die Bestandslisten laufen aus dem Ruder, Bestellungen werden nicht ausgeführt, weil die Artikel zwar vorhanden, aber noch nicht eingebucht und abgespeichert sind. Das ist nur ein Beispiel für menschliche Denkfehler oder technische Probleme. Durch die Automatisierung werden solche Mängel weitestgehend ausgeglichen, doch unvorhergesehen Fälle gibt es immer. Hier hat sich ein stehendes Krisenmanagement bewährt, ein Team von Mitarbeitern, die über die entsprechende Software wie Roadmap miteinander kommunizieren und bei Engpässen, Unfällen oder höherer Gewalt innerhalb der Lieferkette eingreifen können.

Ziel der künftigen Logistik


Der Weg eines Produktes vom Hersteller zum Hub, von da zu Distributionszentren oder direkt zum Kunden muss im marktwirtschaftlichen sowie umweltgerechten Sinn gestrafft werden. Dabei kommt dem Ausbau von zentralen Logistikstandorten eine wachsende Bedeutung zu.

 

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So geht es: Das neue Auto per Kredit finanzieren

Das neue Auto per Kredit Symbolbild unsplash
Das neue Auto per Kredit Symbolbild unsplash

Knapp die Hälfte aller Autokäufe haben Pkw-Eigentümer in Deutschland finanziert. Doch bei einem Autokredit gibt es jede Menge Sparpotenziale, die nicht jeder auf den ersten Blick erkennt. Wie Autokäufer einen besonders günstigen Autokredit für ihr Traumauto finden können.

Den Traum vom Autofahren haben viele Menschen – und die meisten davon haben dafür auch ein ganz spezielles Fahrzeug im Visier. Dennoch können sich viele davon den Traumwagen nicht aus dem eigenen Ersparten leisten oder streben einen Autokredit an – laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamt favorisierten im vergangenen Jahr 35 Prozent der Befragten diese Finanzierungsform. Wer daran denkt, sein Auto mit einem Kredit zu finanzieren, der sollte sich allerdings vorher genau informieren. Denn gerade im Finanzierungsbereich gibt es Sparpotenziale, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind und für die eine gute Planung nötig ist.

Daher sollten Autofahrer vor einem kreditfinanzierten Autokauf unbedingt verschiedene Angebote einholen und die Kosten gegenüberstellen. So können sie manche Kostenfalle erkennen und umgehen. Oft locken zum Beispiel Händler mit sogenannten Null-Prozent-Finanzierungen. Diese auf den ersten Blick lukrative Finanzierung können Kfz-Händler allerdings häufig nur dann anbieten, wenn sie die entgangenen Zinsen durch einen höheren Verkaufspreis des Autos einpreisen. Wie günstig der Kredit  ist, das können Autofahrer vorab besonders einfach mit einem Rechner aus dem Internet kalkulieren, den viele Vergleichsportale im Internet kostenlos anbieten.

Richtig planen und Geld sparen

Denn mit diesem können sie ihre Autofinanzierung mit ihren individuellen Vorstellungen vorab planen und so die tatsächlichen Kosten berechnen. Dazu gibt man einfach den für den Autokauf notwendigen Betrag in den Rechner ein sowie zusätzlich den gewünschten effektiven Jahreszins und die Laufzeit. Schon sehen Kreditinteressenten, welche monatliche Rate sie aufbringen müssen und wie hoch der Zinsaufwand und damit die Gesamtkosten des Kredits sind. Darüber hinaus stellt der Kreditrechner noch einen detaillierten Tilgungsplan für die gesamte Laufzeit des Darlehens auf und zeigt alternative Laufzeiten an, mit denen Kreditnehmer unter Umständen Zinskosten sparen können.

Die Monatsrate muss gut kalkuliert sein

Wie hoch die tatsächliche monatliche Rate sein kann, sollten Autofahrer eine sogenannte Haushaltsrechnung aufstellen. In dieser müssen sie einfach ihre monatlichen Ausgaben von den monatlichen Einnahmen abziehen. Der Betrag, der am Monatsende übrig bleibt, können sie dann für die Begleichung der Kreditrate nutzen. Unbedingt zu empfehlen ist dabei, ein finanzieller Puffer. Dieser ist nötig, um unvorhergesehene Ausgaben wie eine Autoreparatur oder eine Sanierung am Haus problemlos bezahlen zu können.

Die wirklich günstigste Autofinanzierung erhalten Kreditinteressierte nicht nur durch den Vergleich verschiedener Kreditangebote. Sie sollten unbedingt auch als Verwendungszweck einen Autokauf angeben. Denn dann werten Banken das finanzierte Auto als zusätzliche Sicherheit und geben häufig einen günstigeren Zinssatz. Zusätzlich können Autokäufer darüber nachdenken, ob sie nicht einen zweiten Kreditnehmer mit guter Bonität wie den Ehe- oder Lebensabschnittspartner in die Finanzierung integrieren. Auch das führt in der Regel dazu, dass Banken einen günstigeren Zinssatz anbieten.

Mit einer gut durchdachten Autofinanzierung können Autofahrer also viel Geld sparen. Dabei sollten sie vorab mehrere Angebote vergleichen, diese genau durchrechnen und unbedingt darauf achten, als Verwendungszweck den geplanten Autokauf anzugeben. Denn auf diesem Wege fallen die Zinsen in der Regel niedriger aus und damit auch die tatsächlichen Kosten für das Traumauto.

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Klimafreundlichere Autoproduktion

Koordiniert vom Helmholtz-Zentrum Hereon arbeiten Forschung und Industrie
gemeinsam an einer umweltfreundlicheren Herstellung von Leichtbauteilen
für die Automobilindustrie. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Klimaschutz (BMWK) geförderte Verbundprojekt „S3-ALU“ wird den Ersatz von
reinem Aluminium durch recyceltes Aluminium testen, welches den
CO2-Fußabdruck pro Fahrzeug um 55 Prozent senken könnte.

22.000 Tonnen CO2 - das ist der Fußabdruck der täglichen in Deutschland
produzierten SUVs. Ein Teil davon geht auf das verwendete Material zurück:
Aluminium beziehungsweise Primäraluminium. Diese reine Form des Aluminiums
wird direkt aus dem Rohstoff Bauxit hergestellt und ist dank ihrer
Vorteile in Bezug auf Gewicht und Korrosionseigenschaften der
Hauptbestandteil von Legierungen in der Automobilproduktion. Ein
Zusammenschluss aus Forschung und Industrie untersucht jetzt die
Möglichkeit, das bisher verwendete Primäraluminium durch
Sekundäraluminium, also unreineres, recyceltes Aluminium, zu ersetzen –
ohne die vorteilhaften Eigenschaften zu verlieren.

Das Einsparpotential ist dabei enorm: Um eine Einheit Sekundäraluminium
herzustellen, werden nur fünf Prozent der Energie verbraucht im Vergleich
zur Herstellung von Primäraluminium. Übertragen auf die
Automobilproduktion bedeutet das eine Einsparung von 0,7 Tonnen CO2 pro
Fahrzeug beziehungsweise 700.000 Tonnen CO2 für die SUV-Jahresproduktion
in Deutschland. Aluminium wird immer häufiger in elektrischen Fahrzeugen
verwendet, um beispielsweise das Gewicht der Batterie auszugleichen. Das
verschärft die Notwendigkeit, klimafreundlichere Alternativen wie
Sekundäraluminium hinsichtlich seiner Anwendung zu untersuchen und zu
optimieren. Aktuelle Prognosen zeigen, dass das Einsparpotenzial bei
aluminiumintensiven Bauweisen bei bis zu 1,7 Tonnen CO2 pro Fahrzeug
liegt.

Der digitale Zwilling

Mithilfe eines digitalen Zwillings sollen verschiedene Zusammensetzungen
von Sekundäraluminium modelliert werden, um den bestmöglichen Ersatz für
das Original zu finden. So müssen die vielen Materialvarianten nicht alle
in Experimenten durchgetestet werden, sondern werden zeit- und
ressourcensparend im Modell erforscht. Vorherige Untersuchungen haben
bereits gezeigt, dass kleine Verunreinigungen des Primäraluminiums
auftreten und dennoch für den sicheren Einsatz des Werkstoffs akzeptabel
sind. Die Frage ist jedoch, wie groß kann bzw. darf der Anteil von
recyceltem Aluminium werden und in welcher Zusammensetzung? Die Antwort
kann der digitale Zwilling liefern.

„Die Entwicklung eines digitalen Zwillings, also einer mehrskaligen
physikalischen Abbildung des zu untersuchenden Materials – der Alu-
Sekundärlegierung – wird die experimentellen Bemühungen deutlich verkürzen
und es ermöglichen, die zur Verfügung stehenden Schrotte uneinheitlicher
Qualität in Bezug auf den möglichen Einsatz in der Materialherstellung
beziehungsweise der Produktion zu bewerten“, erklärt Eugen Gazenbiller,
Doktorand am Hereon-Institut für Oberflächenforschung.

Das Verbundprojekt „S3-ALU: Simulationsmethodiken zur Bewertung von
Bauteilen und Systemen für nachhaltigen Leichtbau mit Sekundär-Aluminium“
wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über drei
Jahre mit 2 Millionen Euro gefördert. Projektpartner aus der Forschung
sind das Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE), Access e. V. und
das Helmholtz-Zentrum Hereon, dessen Institut für Oberflächenforschung das
Projekt koordiniert. Aus der Industrie sind die Volkswagen AG, Bode – die
Tür GmbH und LGL Bad Langensalza GmbH beteiligt.

Hintergrund: Digitaler Zwilling

Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Darstellung eines realen
Prozesses, Objekts oder Materials mit einer wechselseitigen Verbindung.
Das heißt, dass Änderungen am realen Objekt nahezu in Echtzeit in den
digitalen Zwilling einfließen. Im nächsten Schritt kann der digitale
Zwilling unterschiedlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt werden und so
wiederum potenzielle „Was-wäre-wenn"-Szenarien des realen Objekts
darstellen. So können zum Beispiel Materialien und Werkstücke zunächst
digital in verschiedenen Situationen getestet werden, ohne Durchlauf des
vollständigen Produktionsprozesses.

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Biogas im Tank: CO2-freie Fahrt für ÖPNV und Schwerlastverkehr

Ergänzung zur Elektro-Mobilität: Regenerativ erzeugtes Bio-LNG als Bus-
und LKW-Treibstoff kann CO2-Bilanz mehr als 65 % verringern oder sogar
negativ werden lassen

Biomethan aus landwirtschaftlichen Reststoffen ist in großen Mengen
verfügbar, die Infrastruktur steht und es eignet sich besonders als
Treibstoff für LKWs, Busse, Bau- und Landmaschinen – also für die
Fahrzeuge, bei denen die Elektromobilität nur schwer Einzug hält. Von
allen erneuerbaren Kraftstoffen weist Biomethan die beste
Treibhausgasbilanz auf. Wird es aus Gülle produziert, ist seine CO2-Bilanz
sogar negativ, weil Emissionen vermieden werden, die bei der Lagerung und
Ausbringung von unbehandelter Gülle entstehen. Welche Methoden das beste
Ergebnis erzielen, testen derzeit die Universität Hohenheim in Stuttgart,
das KIT in Karlsruhe sowie weitere Projektbeteiligte aus Industrie und
Praxis. Der erste Linienbus mit Biomethan rollt bereits auf der
schwäbischen Alb und in der Region Ravensburg.

Die verkehrsbedingten Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Stickoxid und
Feinstaub in Deutschland sind zu hoch. Vor allem in städtischen
Ballungsgebieten ist dies deutlich zu spüren. Eine Ursache hierfür ist der
immer noch sehr geringe Anteil an erneuerbaren Energien im Verkehrssektor:
Einschließlich des Stromverbrauchs im Schienen- und Straßenverkehr lag ihr
Anteil von 2008 bis 2021 nur zwischen 5,0 und 7,6 Prozent.

„Eine vielversprechende und kostengünstige Alternative zu fossilen
Energieträgern wie Öl oder Gas sind alternative Kraftstoffe auf Basis von
Biomethan“, sagt PD Dr. Andreas Lemmer von der Landesanstalt für
Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim.

Kraftstoff Biomethan führt zu deutlicher Reduzierung des CO2-Ausstoßes

„Dies gilt vor allem für Bereiche, in denen die fortschreitende
Elektromobilität nur schwer Einzug halten wird, wie im Schwerlastverkehr
oder bei Bau- und Landmaschinen. Hier kann die verstärkte Verwendung von
Biomethan – sei es als Bio-CNG (komprimiertes Biomethan) oder Bio-LNG
(verflüssigtes Biomethan) – zu einer deutlichen Reduzierung des
CO2-Ausstoßes führen“, fährt der Experte fort.

„Mit regenerativ erzeugtem Bio-LNG als LKW- und Landmaschinen-Treibstoff
kann der CO2-Ausstoß im Schnitt um mehr als 65 Prozent verringert werden“,
fasst  PD Dr. Lemmer seine Forschungsergebnisse zusammen. „Verwenden wir
ausschließlich Gülle als Ausgangsmaterial, dann ist die CO2-Bilanz sogar
negativ.“

Zweistufige Druckfermentation für höhere Methanproduktion

Gleich in zwei Projekten beschäftigen sich er und seine Arbeitsgruppe mit
der Umsetzung in die Praxis: Im Verbundprojekt probioLNG (Innovative
Prozesskette zur ressourceneffizienten Erzeugung von Bio-LNG) bauten sie
gemeinsam mit weiteren Projektbeteiligten aus Wissenschaft, Industrie und
Praxis eine Pilotanlage zur Bio-LNG-Erzeugung auf. Das Vorhaben wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Diese Anlage wurde gemeinsam mit dem KIT konzipiert und ist auf der
Forschungsstation „Unterer Lindenhof“ der Universität Hohenheim
stationiert. Sie ermöglicht es erstmals, neue Verfahren der
Biogasherstellung und Aufbereitung zu einer vollständigen Prozesskette zu
kombinieren. Der Clou dabei: eine zweistufige Druckfermentation.

„Im Vergleich zur üblichen Biogasproduktion trennen wir zwei Schritte
räumlich, zeitlich und prozesstechnisch voneinander“, beschreibt Elena
Holl, Doktorandin in der Arbeitsgruppe. Zunächst zerlegen Mikroorganismen
in der sogenannten Hydrolyse feuchte Biomasse, wie beispielsweise Gülle,
organische Reststoffe oder Energiepflanzen in kleinere Moleküle. Im
zweiten Schritt wandeln spezielle Mikroorganismen diese Bausteine in
Methan um.

„Durch die Trennung der beiden Vorgänge können wir die Bedingungen, wie
beispielsweise Temperatur und pH-Wert, ideal an die Bedürfnisse der
verschiedenen Mikroorganismen anpassen und so die Methanproduktion
deutlich erhöhen“, erklärt Elena Holl. Diese steigt noch weiter, wenn
zusätzlich Wasserstoff eingeleitet wird: „Auf diese Weise erzeugen wir
Biogas mit einem Methangehalt von über 90 Volumenprozent“, so die
Wissenschaftlerin.

Biomethan im Linienbusverkehr

Mit einer der vielen Verwendungsmöglichkeiten des so erzeugten Biomethans
befasst sich das Verbundprojekt „NEOBus – negative Emission ÖPNV“, das vom
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-
Württemberg (MLR) gefördert wird: Biomethan als klimafreundlicher
Treibstoff für Linienbusse im ÖPNV.

Dafür kann es in zwei Varianten eingesetzt werden, die die Forschenden
miteinander vergleichen: Wird Methan mit einem Druck von 350 bar
verdichtet, entsteht Bio-CNG, das in gasförmiger Form gespeichert werden
kann. Bei der Herstellung von Bio-LNG hingegen wird Methan auf -162 °C
abgekühlt und dadurch verflüssigt. Es kommt als gekühlter, flüssiger
Treibstoff zum Einsatz.

Das verflüssigte Methan dient als Kraftstoff für einen Bio-LNG-Hybridbus,
den ein Busunternehmer auf der Strecke Münsingen-Reutlingen im
Praxisalltag testet. Parallel wird an der Biogasanlage der Firma Duelli
eine neuartige Gasaufbereitung erprobt und das so erzeugte Bio-CNG in
einem Bus in der Region Ravensburg eingesetzt.

Dabei führt der Biomethan-Kraftstoff nicht nur zu geringeren
Treibhausgasemissionen, auch der Ausstoß von Schadstoffen nimmt ab. So
reduziert verflüssigtes Methan den Ausstoß von Stickoxiden im Vergleich zu
einem Euro VI Dieselbus um 60 Prozent, während die Feinstaubbelastung im
Vergleich zu konventionellen Dieselbussen um 90 Prozent sinkt.

Biomethan als Kraftstoff: Zukunftsmusik oder schon bald Gegenwart?

PD Dr. Lemmer sieht in der Biomethanproduktion auch eine gute zusätzliche
Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe: „Der Zusammenschluss von
Verkehrsunternehmen mit einem oder mehreren lokalen
Biogasanlagenbetreibern eröffnet im ländlichen Raum ein vielversprechendes
Geschäftsmodell für beide Seiten.“

„Biomethan ist einer der wenigen erneuerbaren Energieträger, der bereits
derzeit in großer Menge zur Verfügung steht, der auf eine vorhandene
Infrastruktur zurückgreifen kann und der bei intelligenter Herstellung die
beste Treibhausgasbilanz aller erneuerbaren Treibstoffe aufweist“, ist der
Experte überzeugt.

Weitere Informationen
Website des Projektes probioLNG: https://www.probiolng.de/
Expertenliste Bioenergie: https://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-
bioenergie

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