Zum Hauptinhalt springen

Lucerne Festival Sommer 2016, Sinfoniekonzert 21 Orchester der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY | Alan Gilbert | Anne-Sophie Mutter, 4. September, besucht von Léonard Wüst

Orchester der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY Besetzung und Programm:

Orchester der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY

Alan Gilbert  Dirigent  Anne-Sophie Mutter  Violine

Alban Berg (1885–1935)
Konzert für Violine und Orchester „Dem Andenken eines Engels“

Norbert Moret (1921–1998)
„En rêve“ für Violine und Kammerorchester

Arnold Schönberg (1874–1951)
„Pelleas und Melisande“ op. 5

Rezension:

Anne-Sophie Mutter, geboren im badischen Rheinfelden, feiert in diesem Jahr ihr 40. Bühnenjubiläum bei Lucerne Festival. 1976 begann die damals 13-Jährige hier ihre Karriere im Rahmen der Reihe «Junge Künstler»; ein Jahr später trat sie als Solistin bei den Salzburger Pfingstkonzerten unter Herbert von Karajan auf. Debut bei Lucerne Festival (IMF) am 23. August 1976 mit Werken von de Falla, Paganini und Sarasate, begleitet am Klavier von Christoph Mutter, ihrem, zum Konzertpianisten ausgebildeten Bruder. 

Festivalintendant Michael Häfliger begrüsste das Publikum und erklärte, dass die Abfolge der Werke wie folgt geändert werde: Vor der Pause Norbert Moret  „En rêve“, dann Alban Berg „Dem Andenken eines Engels“, nach der Pause Arnold Schönbergs „Pelleas und Melisande“. Der Konzertsaal, sogar die Plätze bei der Orgelempore, restlos ausverkauft.

Anne Sophie Mutter, Dem Andenken eines Engels,Alban Berg Copyright Priska Ketterer LUCERNE FESTIVALDann betrat die Solistin, in flammendes Rot gekleidet, zusammen mit Dirigent Alan Gilbert die Bühne und zelebrierte das, von Norbert Moret für sie im Jahre 1988 komponierte Konzert. «Ein grossartiges, wenn auch kurzes Werk, farbig und raffiniert geschrieben», schwärmt die Widmungsträgerin. So war denn der erste Satz sphärisch, nebulös, gleichsam dampfendem Licht. Im zweiten Satz, dieses transparent Schimmernde ergänzend, feine Vibraphonsequenzen im Zusammenspiel mit der schwingenden Violine, die auch mal leicht klagend daherkam. Mutters besinnlich einschmeichelnder Ton überzeugte einmal mehr und macht ihre Interpretationen so einzigartig. Dass begeisterte Publikum bedankte sich mit langanhaltendem tosenden Applaus. Ebenso überzeugend agierten Solistin und Orchester bei einem der bekanntesten Werke der zweiten Wiener Schule, „Dem Andenken eines „Engels“, von Alban Berg. Ob früher, als umjubeltes Wunderkind und Karajan Zögling, oder heute, als gefeierter etablierter Weltstar, Ann Sophie Mutter weiss das sachkundige Auditorium immer wieder zu begeistern und darf dafür auch immer grossen Applaus ernten. So begab man sich emotional aufgewühlt und begeistert vom Gebotenen in die Pause.

2. Konzertteil mit „Pélleas und Melisande“ von Arnold Schönberg

Dirigernt Alan Gilbert c  Georg AnderhubZuerst demonstrierten Alan Gilbert und das Orchester in kurzen Sequenzen, wie die Leitmotive geschrieben sind, welches für wen oder was steht und wie Schönberg sie miteinander verflochten, oder gegenseitig überlagert hat. Damals war Schönberg noch nicht der Wegbereiter und Initiant der Zwölftontechnik, sondern eher der noch  konservative Revolutionär, der aus dem Vollen schöpfte, sei es vom Aufbau des Werkes her. Da bediente er sich Elementen seines Förderers Richard Strauss, Kompositionsgerüsten des späten Brahms und auch beeinflusst von Schuberts Klangkonstruktionen, aber alles so, dass sämtliche Spielräume geöffnet bleiben für seinen konstruktiven Ehrgeiz, seine künstlerische Freiheit, Freiräume, die vieles andeuten, aber nichts festlegen oder gar vorschreiben. Also hintergründig doch ein Schritt in seine zukünftige Tonwelt, in den Aufbruch zu neuen Klangwelten, die die zweite Wiener Schule begründen wird. Alan Gilbert, hauptberuflich Chef der New York Philharmonic, geleitete das Orchester in eine wahre Klangorgie, ein fast archaischer Ausbruch der Emotionen, überbordend ausufernd, dennoch fein ziseliert und facettenreich. Der stürmische Schlussapplaus, teilweise stehende Ovation, liess einem fast vergessen, dass wir im ersten Konzertteil ebenfalls eine Weltklassedarbietung geniessen durften.

Fotodiashow von Priska Ketterer Lucerne Festival:

fotogalerien.wordpress.com/2016/09/05/sinfoniekonzert-21-orchester-der-lucerne-festival-academy-alan-gilbert-anne-sophie-mutter/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch  www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch  Paul Ott:www.literatur.li

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst
  • Aufrufe: 719

Besuch der Bayreuther Festpiele für den Gesamtring, 6. bis 13. August 2016 durch Léonard Wüst

Festspielhaus BayreuthDie Anreise mit dem Auto ins bayerische Oberfranken von Luzern aus dauert etwas über acht Stunden, doch um den wagnerschen Gesamtring auf dem grünen Hügel mal live zu erleben, würde sich diese lange Autofahrt wohl sicher lohnen.

Bei einer Aufführungsdauer aller vier Ring Opern von zusammen gegen 18 Stunden, war die Verhältnismässigkeit in etwa gewahrt.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hatte aus Respekt vor den Opfern des Anschlags in München seine Teilnahme an der Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2016, sowie den geplanten Staatsempfang im Anschluss an die Premiere abgesagt. Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort wurden massiv heraufgefahren, die Besucher bis zu dreimal kontrolliert.

Auch dieses Jahr waren im Vorfeld der Festspiele in Bayreuth wieder diverse unvorhersehbare Sachen passiert, gab’s diesen oder jenen kleinen, mal grösseren Eklat. So verabschiedete sich Andris Nelsons, der zur Eröffnung der diesjährigen Festspiele den „Parsifal“ dirigieren sollte, ohne eigentliche Erklärung.Impression vom grünen Hügel Er tauchte schlicht und einfach nicht mehr zu den Proben auf. Dies liess natürlich die Spekulationen über die Gründe wild wuchern, es kursierten die verschiedensten Gerüchte, u.a. Nelsons habe unterschiedliche musikalische Ansichten als Thielemann, bis anhin alle unbestätigt. Nelsons konnte kurzfristig durch Hartmut Haenchen ebenbürtig umbesetzt werden.

Impression vom grünen HügelFestspieldirektorin Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten und Musikdirektor Christian Thielemann, beide seit 1. September 2015 in Amt und Würden, scheinen gut aufeinander abgestimmt.

Gut vorbereitet und informiert starteten wir am Tag nach der Anreise mit der ersten der vier Opern des „Rings“, „Das Rheingold“, die mit einer Spieldauer von ca. 2 ½ Stunden (ohne Pause), die kürzeste ist. Ungefähr eine Stunde vor Beginn vor Ort, begutachteten wir das alljährliche Schaulaufen der Eitelkeiten auf dem grünen Hügel.

Erstaunlicherweise gibt es keinen Dresscode an den Festspielen, aber fast alle hielten sich an ungeschriebene Gesetze, also festliche Kleidung, Herren mit Fliege oder Krawatte, aber auch ein paar Schotten erhielten problemlos Zutritt in ihren Kilts.

Die Rezensionen der vier Ring – Opern erfolgt dann kontinuierlich chronologisch in separaten Artikeln

Das Rheingold, 7. August 2016:

https://www.bochumer-zeitung.com/magazin/lifestyle/87226800-bayreuther-festspiele-das-rheingold-7-august-2016-besucht-von-leonard-wuest

Die Walküre, 8. August 2016

https://www.bochumer-zeitung.com/magazin/lifestyle/87227034-die-walkuere-bayreuther-festspiele-8-august-2016-besucht-von-leonard-wuest

Siegfried, 10. August 2016

https://www.bochumer-zeitung.com/magazin/lifestyle/87227253-siegfried-bayreuther-festspiele-10-august-2016-besucht-von-leonard-wuest

Götterdämmerung, 12. August 2016

https://www.bochumer-zeitung.com/magazin/lifestyle/87227404-goetterdaemmerung-bayreuther-festspiele-12-august-2016-besucht-von-leonard-wuest

Kleiner Trailer über das Festspielhaus Bayreuth

bayreuth.de/tourismus-kultur-freizeit/veranstaltungen/richard-wagner-festspiele-in-bayreuth/bayreuth-filme/

Näheres zu Andris Nelsons Abgang:

welt.de/kultur/buehne-konzert/article156704933/Eklat-in-Bayreuth-Parsifal-ohne-Dirigent.html

Text: leonardwuest.ch

Impression vom grünen HügelFotos: bayreuther-festspiele.de/deutsch/deutsch_2.html

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch Paul Ott:www.literatur.li

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst

  • Aufrufe: 824

Sounds of Entertainment. Kirchplatz Zofingen, 27. August 2016, besucht von Léonard Wüst

Christoph Walter Orchestra am Moonlight Open Air 2015 in ZofingenMitwirkende

Christoph Walter Orchestra Christoph Walter, Bandleader

Nelly Patty, Vocals David Morell, Vocals

 

Rezension:

Zofingen, die aargauische Kleinstadt, der perfekte Ort im zentralen Mittelland für einen Event wie das „Moonlight Festival Open Air“. Dank der Weitsicht der damals Verantwortlichen wurde, kurz nach dem 2. Weltkrieg, gleich zu Beginn des Reisebooms vom Norden (v.a. aus Deutschland und den Beneluxstaaten) an die Strände im Süden ennet des Gotthards, sowie aufgrund des boomenden internationalen Handels (Gütertransporte auf der Strasse) und der fortschreitenden allgemeinen Motorisierung von jedermann, eine Umfahrungsstrasse erstellt, die die Verkehrsströme um das Städtchen herumführt. So blieb das historische Zentrum fast völlig von den negativen Nebeneffekten der wachsenden Individualmobilität verschont, keine Parkzonen, kein Verkehrsschilderwald usw. Eine malerisch –  märchenhafte Kulisse zum Anrichten des „Sounds of Entertainments“ auf der Bühne am Kirchplatz, mitten im Herzen dieser mittelalterlichen Kulisse. Optimales Wetter trug das seine dazu bei, dass die Plätze schon früh besetzt warten von einem gutgelaunten, erwartungsfreudigen Publikum.

Christoh Walter mit TrompeteDie über 1000 Plätze waren ausverkauft und so stand einem Konzertgenuss nichts mehr im Weg. Verantwortlich für dieses Entertainment, also die Unterhaltung, zeichnete Christoph Walter (C.W.) mit seinen Mitmusikern. Er tat dies nicht nur mittels Musik, sondern führte auch charmant durch den Abend, gab Anekdoten zum Besten, durchaus mal mit einem Augenzwinkern. Wohltuend, dass auf bombastischen Lichtspektakel verzichtet wurde und wirklich die Musik und die Interpreten  im Vordergrund standen. So folgte man denn gerne der musikalischen Aufforderung „Nimm Dir chli Zyt“, einer C.W. Eigenkomposition, die er, im Duett mit Solosängerin Nelly Patty, zu Beginn vortrug. Bei den folgenden Arrangements lernte man die Band etwas näher kennen, deren Mitglieder sich mittels kurzen Improvisationen grad selber vorstellen konnten. Ob die Streichergruppe ( inkl. Harfe), die Bläsersektion oder der Rhythmusblock, alles natürlich ausgewiesene erfahrene Musikerinnen, geführt von einem souveränen, sichtlich gutgelaunten Chef, ergänzt mit Nelly Patty und David Morell als kongeniale Vokalisten. Es wurde ein vielseitiges Programm geboten, sehr abwechslungsreich, für jeden Geschmack etwas, dennoch weitab von „Mainstream“. Mit dem Trompetenreferenzstück „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ war diese auch an diesem Sommerabend in Zofingen in Ordnung. Besonders eindrucks- und gefühlvoll von Nelly Patty interpretiert die „Hymne a`l Amour“, die durch Edith Piafs Version auf der ganzen Welt bekannt ist.

Nelly PattyObwohl qualitativ sehr nah am Original, setzte Nelly doch kleine, aber feine, eigene Akzente, wurde dafür vom beeindruckten Auditorium auch mit dem entsprechen kräftigen langanhaltenden Applaus belohnt. Einen eben solchen erntete auch die sehr ungewöhnliche, weil quergeflötete Version von „Tico Tico“, ein Werk, das nach und nach auch die andern Musiker einband, die satten Bläsersätze wechselten mit den Gitarrenimprovisationen von Randy Müller. Sänger David Morell interpretierte noch den Bette Midler Song Wind Beneath My Wings, während Nelly der französischen Hauptstadt huldigte mit der Interpretation des Chansons von Jacques Dutronc „Il est cinq heures, Paris s’éveille“ Auch die Dreigroschenoper fehlte nicht, dargereicht mit „Macky Messer“, im Duett von Nelly und David. C.W. betonte, dass es sehr gute und erfolgreiche Schweizer Musiker und Komponisten gibt.

David Morell Dieser Ansage liess er Taten folgen und so kamen wir in den Genuss eines Medley von Polo Hofer: Mit dem legendären „Kiosk“ bewies David Morell, welch grossartiger Interpret er ist, dass man sich auch gut ergänzt, bewiesen Nelly Patty und David im Duett mit einer wunderschön arrangierten Version der „Alperose“, dann waren auf der Bühne noch alle „Giggerig“ und versetzten das Publikum damit in totale Feststimmung.

Da ergibt sich auch mal ein veritabler Tijuana Brass Sound, als der Solotrompeter und der Bandleader zusammen „Cucurrucucú Palomazelebrieren. In einem amüsant witzigen Trompetendialog, voller Hinterlist und Schalk, versuchen die beiden sich gegenseitig zu übertrumpfen. Das Schöne an diesem musikalischen Wettstreit ist, dass es am Ende nur Sieger gibt, vor allem das hingerissene Publikum. Die Auflistung der gespielten Werke ist  nicht chronologisch, sondern wie sie mir noch präsent sind und  aufgrund von Notizen. Das Moonlight Festival Open Air findet heuer zum zehnten Mal statt  und der Veranstalter, Christoph Obrecht, ist mit seiner Familie anwesend. Und wenn C.W. zu einem 1o Jahr – Jubiläum gratuliert, geschieht dies nicht mit einem profanen „Happy Birthday“,

Franziska Wigger, Jodlerin Da muss schon eine eigens dafür komponierte und getextete Melodie her (En Tag zum fiire).Das ist aber dem Perfektionisten C.W. noch nicht genug. Zum Vortragen derselben wird in der Person von Franziska Wigger eine Jodelkapazität aufgeboten.

C.W. ist nicht nur ein motovierter Bandleader und Multiinstrumentalist, er betätigte sich auch noch als Backgroundsänger und sogar als Duett Partner.

Wenn mit Nelly Patty schon eine französische Sängerin auf der Bühne steht, darf natürlich auch „La vie en Rose“ nicht fehlen, wenn diese dazu noch italienisch stämmige Grosseltern hat, ist es nicht mehr weit zu Che sara, che sara. Fehlen durfte natürlich auch nicht „il fait beau“ ein Chanson von ihrer gleichnamigen  neuen CD.

Auch für eine stimmige, swingende Alphorneinlage durch Roger Konrad war noch Platz, ebenso für eine, von einer virtuellen Walliser Wunschkonzertstimme geforderte, Version des Gotthard Mega Hits „Heaven“. Also ein unglaublich wandlungsfähiges Orchester, in allen Bereichen der grossen Musikwelt zuhause.

„Music was my first Love“ ein Song von John Miles aus dem Jahre 1976 war dann der grandiose Abschluss eines unvergesslichen Open Air Konzertes in einer fantastischen Kulisse, gewürdigt durch eine langanhaltende Standing Ovation des Auditoriums. Die Protagonisten belohnten uns noch mit einer Zugabe, der Eigenkomposition von Christoph Walter: „Das isch Liebi“, die natürlich stehend und applaudierend genossen wurde.

Diverse Impressionen der Protagonisten von verschiedenen Anlässen und Orten:

www.fotogalerien.wordpress.com/2016/09/03/christoph-walter-orchestra-sounds-of-entertainment-kirchplatz-zofingen-27-august-2016-diverse-impressionen/

Videotrailer Paco De Lucia – Tico Tico

www.youtube.com/watch?v=k6Nw0Hm_wTM

Fotos: Obrasso Classics, Nelly Patty, Christoph Walter, Wikipedia

www.christophwalter.ch/

www.nellypatty.de/

www.davidmorell.com/home/home.html

obrassoconcerts.ch

www.franziskawigger.ch/

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst

  • Aufrufe: 782

Lucerne Festival im Sommer 2016, Sinfoniekonzert 9 Luzerner Sinfonieorchester | James Gaffigan | Ekaterina Sementschuk, 22. August, besucht von Léonard Wüst

Luzerner SinfonieorchesterBesetzung und Programm:

Luzerner Sinfonieorchester

James Gaffigan  Dirigent  Ekaterina Semenchuk  Mezzosopran

Gioachino Rossini (1792–1868)
Giovanna d’Arco, bearbeitet für Mezzosopran und Orchester von Salvatore Sciarrino

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Ouvertüre Zum Märchen von der schönen Melusine op. 32

Hector Berlioz (1803–1869)
La Mort de Cléopâtre. Lyrische Szene für Mezzosopran und Orchester

Ferruccio Busoni (1866–1924)
Turandot-Suite op. 41

Richard Strauss (1864–1949)
«Tanz der sieben Schleier» aus Salome

Rezension:

Das Luzerner Sinfonieorchester (LSO) setzte das Motto des Sommerfestivals „Prima Donna“ bis anhin am konsequentesten um. Alle fünf aufgeführten Werke handeln von Frauen, dazu mit Solistin Ekaterina Sementschuk, eine Mezzosopranistin für die zwei Kompositionen „Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine“ (Mendelssohn Bartholdy) und „La Mort de Cléopâtre, Lyrische Szene für Mezzosopran und Orchester“ (Berlioz). In der ersten  Konzerthälfte begegneten wir der geheimnisvollen Nixe Melusine und der ebenso machtvollen wie schönen ägyptischen Königin Kleopatra, der sogar Julius Caesar verfiel und die sich von einer giftigen Kobra totküssen liess. Die kurze Mendelssohn Komposition war so etwas wie das Amuse bouche des Konzertes, das darauf durch die rotgewandete Weissrussin Ekaterina Semenchuk mit Kleopatras lyrischem Tod so richtig lanciert wurde. Auch in den schwierigsten Passagen und Kolorationen äusserst souverän meisterte sie dieses Referenzstück für Mezzosopranistinnen, was das Publikum auch mit entsprechendem Applaus, gewürzt mit einzelnen Bravorufen, zu würdigen wusste.

Ekaterina Sementschuk Mezzosopran

 

Den zweiten Konzertteil eröffnete Rossinis Kantate über die französische Nationalheilige Giovanna d`Arco. Versöhnlicher, dem Belcanto näher als die doch eher moderne Kleopatra, weniger Dissonanzen, runder zu singen, für die nun schwarz – golden gekleidete Solistin, die auch dieses Werk überaus souverän interpretierte, unterstützt vom gut aufgelegten Innerschweizer Orchester. Und eben dieses spielte sich in der darauffolgenden Turandot – Suite von Busoni unter Gaffigans Dirigat in einen wahren Klangrausch und brachte das Auditorium fast zum Ausflippen und Toben. Der abschliessende Tanz der sieben Schleier aus „Salome“ von Richard Strauss war dann noch Schaulaufen für die Lokalmatadoren, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden, was zu einer langanhaltenden Standing Ovation führte.

James Gaffigan, Dirigent

 

James Gaffigan und Ferrucio Busoni scheint eine ganz spezielle Verbindung zu sein, fast könnte man von musikalisch – erotischer Liaison sprechen. Zitat Gaffigan: Als ich vom diesjährigen Festivalschwerpunkt erfuhr („Prima Donna“, Anmerkung Redaktion), kam mir sofort die Turandot von Ferruccio Busoni in den Sinn, den wir in der vergangenen Saison beim Luzerner Sinfonieorchester in den Fokus gerückt haben und der dieses Jahr seinen 150. Geburtstag feiert. Busoni ist ein, auch in der Schweiz, viel zu wenig bekannter Komponist. Seine Musik ist verrückt und modern, dabei immer aus der Tradition erwachsen, und die Turandot-Suite ist eines seiner zugänglichsten, ja zündendsten Stücke.

Erneut demonstrierte das LSO, dass es zurecht seinen Platz hat an diesem Weltklasse Festival, den es sich in den letzten Jahren durch beeindruckende Konzerte erspielt hat. So musiziert das Hausorchester des Luzerner Theaters auf Augen- oder besser Ohrenhöhe mit den Wiener Symphonikern, den Berliner Philharmonikern und andern Klangkörpern der obersten Liga. Das Publikum feierte die Protagonisten mit einem stürmischen Schlussapplaus, bei dem der Dirigent die einzelnen Sektionen aufforderte, sich zu erheben für eine jeweilige Separatanerkennung ihrer Leistung durch Applausverstärkung. Auch das Publikum stand, trampelte mit den Füssen und feierte ein aussergewöhnliches Orchester, ein tolles Programm und auch ein bisschen sich selbst.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch  www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch  Paul Ott:www.literatur.li

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst
  • Aufrufe: 812