Zum Hauptinhalt springen

„De beste achte ensembles“ Konzert zum 10 Jaar Muziekgebouw Amsterdam Jubileum Weekend, 12. September 2015, besucht von Léonard Wüst

Muziekgebouw aant ijBesetzung und Programm:

Amsterdam Sinfonietta
Asko|Schönberg
Calefax
Cappella Amsterdam
Ives Ensemble
Nederlands Blazers Ensemble
Nieuw Ensemble
Slagwerk Den Haag

John Adams Short Ride in a Fast Machine (Nederlands Blazers Ensemble)
Giovanni Gabrieli Addio, dolce mia vita (Calefax + Cappella Amsterdam)
Kate Moore Synaesthesia Suite (bewerking voor Asko|Schönberg + Slagwerk Den Haag)
Mathilde Wantenaar nieuw werk (wereldpremière)
Ali N. Askin Backslash, 3e deel (Calefax + Slagwerk Den Haag)
Leoš Janáček Rikadla (Ives Ensemble + Cappella Amsterdam)
Tan Dun Circle with Four Trios (Nieuw Ensemble)
Geneviève Murphy nieuw werk (wereldpremière)
Dmitri Sjostakovitsj Kammersinfonie op. 118a Adagio & Allegro Furioso (Amsterdam Sinfonietta)
Reza Namavar Bach in Perzië, Aria Variatio nr. (ntb) (Nederlands Blazers Ensemble
Willem Jeths nieuw werk (wereldpremière)

Informationen ab Homepage des Muziekgebouw zum diesem Konzert:

Die Crème de la crème der niederländischen Ensembles versammelt.

 

Das Musikgebäude ist das Stammhaus der acht besten niederländischen Ensembles, die auch international sehr hoch angesehen sind. Jetzt sind für einmal alle acht in einem Konzert zu hören. Wie das schlagende Herz der reichen Kultur der Niederlande und ins besonders Amsterdams. Paarweise, oder alle acht zusammen u.a. als imaginären Paukenschlag, mit einer Weltpremiere des Komponisten Willem Jeths. Ein unvergesslicher Abend mit bester zeitgenössischer Musik.

 

In diesem Konzertprogramm tobt die geballte Energie der Musik als kurze Fahrt in einer schnellen Maschine des amerikanischen Komponisten John Adams und ein magisches Juwel des Komponisten Tan Dun, musischer Kreis mit vier Trios. Musik aus dem Balkan, um den Polder mit einer neuen Adaption von Kate Moores Synästhesie Suite und Schlagzeug. Ein einzigartiges Konzert in einer Halle mit einer perfekten Kombination von Intimität, Sitzplatzkapazität und einer hervorragenden Akustik, perfekt passend zu den Musikern und dem Publikum. Ende Zitate.

 

Grundsätzliches zum Gebäude:

dessen 10-jähriges Bestehen an diesem Wochenende mit sehr vielen Aktivitäten gefeiert wurde.

Muziekgebouw aan ‚t IJ ist der Name des berühmten Konzerthauses am Südufer des IJ in Sichtweite der schräg gegenüberliegenden Centraal Station. Sein Hauptgebäude wird für Aufführungen klassischer Musik genutzt. Das Bimhuis als zentrale Spielstätte für Jazz und improvisierte Musik in Amsterdam mit durchschnittlich 150 bis 200 Aufführungen ist Teil des Muziekgebouw aan ‚t IJ. Es ist ein auf Pfählen seitlich vom Hauptgebäude abstehender schwarzer Kasten, dessen Glasfassade von innen einen Blick auf die Altstadt ermöglicht.

Beide haben nicht nur ihre eigene Programmierung und Identität, sondern arbeiten auch intensiv zusammen in Festivals und genreübergreifenden internationalen Programmen für Neue Musik, Jazz und Weltmusik.

Das Ergebnis ist eine einzigartige Kultur, fantastische Lage auf dem IJ, die einen besonderen Aspekt verleiht in dieser weltoffenen, modernen Stadt, mit anspruchsvollen und fortschreitender Programmierung, gemeinsame Bildungsprojekte, die eine stimulierende Wirkung auf junge, auffallende Begabungen ausüben.

Angegliedert sind ein Café, das während der Konzerte nur Konzertbesuchern offensteht, und ein Restaurant, das „Zouthaven“.

Das Muziekgebouw wurde im Jahr 2005, als Nachfolgerin des Musikzentrums für zeitgenössische Musik, „De Ijsbreker“, eröffnet. Sein erster musikalischer Leiter (bis 2008) war Jan Wolff. Seitdem leitet Tino Haenen die Geschicke des Hauses.

Rezension:

Während im hauseigenen vollbesetzten Restaurant „Zouthaven“ vor dem Konzert genüsslich diniert wurde, waren etliche Besucher im Foyer am Picknicken, sie verzehrten mitgebrachte Sandwiches, Muffins und tranken Prosecco, Wein oder Bier dazu, dies natürlich in Abendkleid und Festanzug. Eine Inszenierung, im KKL in Luzern kaum vorstellbar. Aber da sind die Niederländer wohl um einiges gelassener und unkomplizierter. Da ich genügend Zeit hatte, schaute ich mir das Muziekgebouw auch aussen ein bisschen näher an. Total im Wasser gebaut, könnte dieses durchaus als Referenzobjekt dienen für die geplante Luzerner „Salle modulable“ beim Inseli auf dem See, wie dies der ehemalige kantonale Luzerner Denkmalschützer André Meyer kürzlich laut gedacht hat. Das Dach erinnert stark an dasjenige beim KKL. Auf diesen Prachtbau sind die Amsterdamer zu Recht stolz und feierten dementsprechend das zehnjährige Jubiläum an diesem Septemberwochenende.

Das Konzert dieses Abend eröffnete das Nederlands Blazers Ensemble mit einer ebenso futuristischen wie furiosen Komposition von John Adams: „Short ride in a fast machine“. Stück für Stück wurden von den verschiedenen Ensembles dargeboten, mal alleine, dann wieder in Kombination mit andern Ensembles. Ein Feuerwerk an Spielfreude, gepaart mit Witz Ironie und Schalk, dies immer auf höchstem musikalischen Niveau. Da waren die Musiker und Chorsängerinnen auch schon mal auf diverse Orte des Saales verteilt, was ein völlig ungewohntes Hör- und Klangerlebnis vermittelte. Es standen auch gleich drei Uraufführungen auf dem Programm. Zwei davon von den holländischen Komponisten Willem Jeths und Mathilde Wantenaar. Die Zuschauer liessen sich des Öfteren zu spontanen Bravorufen und Szenenapplaus mitreissen. Schlag auf Schlag folgte ein akustisches Glanzlicht der verschiedenen Ensembles dem Andern. Bis zum frenetischen Schlussapplaus und der Standing Ovation feierte das Publikum die Musiker, den Geburtstag des Muziekgebouw, Amsterdam, die Niederlande und auch sich selbst. Schön, an einem aussergewöhnlichen Event an einem speziellen Ort dabei gewesen zu sein.

Personal message from Genevieve Murphy

www.youtube.com/watch?v=VIHAZG3E_Uo

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.muziekgebouw.nl/informatie/english/

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch  www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch  Paul Ott:www.literatur.li

  • Aufrufe: 543

Lucerne Festival im Sommer 2015: Sinfoniekonzert 26, Lucerne Festival Academy Orchestra | Pablo Heras-Casado, Dirigent | Isabelle Faust, Solistin Violine, besucht von Léonard Wüst

Lucerne Festival Academy OrchestraProgramm und Besetzung:

Lucerne Festival Academy Orchestra, Pablo Heras-Casado, Dirigent, Isabelle Faust , Solistin Violine

Béla Bartók (1881-1945) Der wunderbare Mandarin Sz 73 Konzertfassung

Karol Szymanowski (1882-1937) Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 35

Edgar Varèse (1883-1965) Amériques. Zweite Fassung von 1927

 

Rezension:

Eines ist immer schon im Voraus klar, wenn man an ein Konzert geht, das vom Lucerne Festival Academy Orchestra bestritten wird: Musikalischer Hochgenuss ist garantiert. Wenn dann auch noch die artiste étoile des diesjährigen Sommerfestivals, Isabella Faust mit ihrer Violine als Solistin dabei ist, kann man sich auf einen aussergewöhnlichen Abend freuen.

Pablo Heras-Casado, DirigentZuerst genoss ich die sehr interessante Einführung: Pablo Heras-Casado im Gespräch mit Roland Wächter, in welcher der junge Dirigent, durchaus auch mal schalkhaft, von der Zusammenarbeit mit dem Orchester und seinen musikalischen Ansicht und Visionen im Allgemeinen erzählte. Nach einer kurzen Pause startete der erste Konzertteil mit

Béla Bartók 1927Bela Bartoks wunderbarem Mandarin. (Die Uraufführung des Mandarins am 27. November 1926 in Köln löste, wegen der angeblich unmoralischen Handlung, einen Theaterskandal aus. Daraufhin verbot der damalige Kölner Oberbürgermeister und spätere erste Bundeskanzler der BRD, Konrad Adenauer die weitere Aufführung des Werkes. Aufgrund des Misserfolgs arbeitete Bartók das Werk 1928 zu einer Suite um, die ebenso, wie das vollständige Werk, in verschiedenen Einspielungen vorliegt). Und diesen Bartok fegte das Ensemble unter der engagierten Leitung des temperamentvollen spanischen Dirigenten durch den Saal. Akustische Grossstadtkulisse perfekt instrumentalisiert, kongenial umgesetzt durch die grossartig aufspielenden 130 jungen, hochbegabten Musiker, mit entsprechenden lautstarkem und langanhaltenden Applaus vom Publikum honoriert.

 

 Isabelle Faust, Solistin Violine_c_Felix BroedeEs folgte der beeindruckende Auftritt von Isabella Faust.

Ihr Instrument ist eine Stradivari, die 150 Jahre nicht gespielt wurde, sehr aussergewöhnlich und auch etwas mysteriös. In sich versunken und verschmolzen mit ihrem Instrument spielte sie dann lyrisch, fast schmerzlich süss extrovertiert  Szymanowskis 2.Violinkonzert, eine Darbietung, die vom Publikum heftig gefeiert wurde, was die Solistin in Form mit der Zugabe der Pastorale von Igor Strawinsky belohnte, in der überarbeiteten Version von 1933 für Violine, Oboe, Englischhorn, Klarinette und Fagott. Natürlich folgte wieder ein Applausorkan für die Solistin und ihre Mitmusiker.

Nach der Pause das voluminöse Werk des im Jahre 1915 aus Frankreich in die USA emigrierten Edgard Varèse, ursprünglich für ein Orchester von 150 Musikern, davon allein 19 Schlagzeuge geschrieben, bestückt auch mit Sirenen usw., die die Geräusche der neuen Welt wiedergeben sollten, wie der Komponist sie wahrnahm in seinem Wohngebiet in der Westside von New York. Es tönt nicht mehr wie die neuere Wiener Schule, aber auch nicht wie die spätere, amerikanische, des George Gershwin. Irgendwie kann man des Werk weder der einen noch der anderen Gattung zuordnen und um eine eigene zu begründen hat es schlicht zu wenig Substanz, schiere Grösse allein reicht nicht, obwohl Varèse in der New Yorker Musikszene sehr schnell Anerkennung gefunden hat und einen sehr guten Ruf genoss. Dennoch war der Applaus sehr heftig und langanhaltend, wohl eher dem grossartigen Orchester und dem magistralen Dirigat zugedacht, gleichzeitig demonstrierend, dass die zeitgenössische Musik in Luzern den ihr gebührenden Platz, die entsprechende Anerkennung gefunden hat und sehr goutiert wird. Quod erat demonstrandum.

Enge Beziehung zum Instrument Isabelle Faust Foto Detlev SchneiderIsabella Faust und ihre besondere Stradivari:

www.badische-zeitung.de/klassik-2/die-geigerin-isabelle-faust-und-ihre-dornroeschen-stradivari–102222820.html

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.lucernefestival.ch

 

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch  www.irenehubschmid.ch

www.gabrielabucher.ch  Paul Ott:www.literatur.li

  • Aufrufe: 421

Orpheum Stiftung präsentiert: Wiener Symphoniker, Dirigent: Philippe Jordan, Tonhalle Zürich, 4. September 2015, besucht von Irène Hubschmid

Wiener SymphonikerBesetzung und Programm:

Wiener Symphoniker Dirigent: Philippe Jordan

Solisten: Nikolaj Znaider  Violine; Kyoungmin Park, Viola

Anton Webern: Variationen op. 30 –

Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonia Concertante Es-Dur KV 364 –

Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Die Begrüssung zum Orpheum Jubiläumskonzert erfolgte durch Annelise Berger (Musikredakteurin, Moderatorin bei Radio SFR 2)

Rezension:

Kyoungmin Park, Solistin Bratsche, ViolaDas zehnminütige Werk von Anton von Webern(1883-1945), Uraufführung: Winterthur, Stadthaussaal, 3. März 1943 gewidmet einem seiner wichtigsten Förderer Dr. Werner Reinhart aus Winterthur/CH. Interessante Klangkomposition, die Dodekaphonie (Zwölftonreihe), hatte alles          andere als Harmonie für das Ohr. Man hörte leider die Harfe überhaupt nicht. Ich war froh dass das Werk nur 10Minuten dauerte. Geschmacksache! Die Wiener Symphoniker spielten die Musik des österreichischen Komponisten und die Variationen mit grosser Ernsthaftigkeit. Die komplexe Metamorphose eines musikalischen Themas.

Dirigent Philippe JordanGlücklicherweise bot das Konzert noch zwei weitere Werke. Unter anderem die Sinfonia Concertante Es-Dur KV 364 (1779/80) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Uraufführung: wahrscheinlich Salzburg 1779 oder 1780 (möglicherweise mit Leopold und W. A. Mozart als Solisten).

Die zwei Solisten spielten ihre Partien einfach brillant. Die Bratschistin/Viola, Kyoungmin Park, die Virtuosin stammt aus Südkorea mehrfache Preisträgerin, spielte mit trauter Selbstsicherheit zusammen mit Nikolaj     Znajder, Violine, Dänemark. Die Chemie zwischen den beiden stimmte äusserst vorteilhaft,     besonders im altbekannten, elegischen Andante.    

 

Nikolaj Znaider, Solist ViolineZnajder ein ehemaliger Orpheum Solist – gilt heute nicht nur als einer der bekanntesten Geiger, er ist überhaupt ein vielseitiger Künstler seiner Generation. Mit einem seligen Lächeln wechselseitig zum ersten Konzertmeister und zur Bratschistin, streicht er seine Geige mit einer spielerischen Leichtigkeit. Die Sinfonia war ja auch stimulierend und verursachte der Zuhörerin geradezu Gänsehaut. Das Publikum applaudierte dermassen, dass die beiden Solisten noch eine Zugabe darboten. Ein Duo für Streicher von Mendelssohn.

Anschliessend spielten die Wiener Symphoniker mächtig und stimmig Ludwig van Beethovens (1770-1827), Sinfonie Nr. 7 op. 92, Uraufführung: Wien, Universität (heute Akademie), 8. Dezember 1813. Auch Richard Wagner führte seinerzeit das Werk mehrmals auf. Die Interpretation     klang sehr festlich, das Auditorium spendierte dem Orchester und dem Dirigenten begeistert riesigen Applaus. Philippe Jordan trat zum ersten Mal als Chefdirigent der Wiener Symphoniker mit seinem Orchester in Zürich auf. Sozusagen ein Heimspiel, der international anerkannte Schweizer ist in Zürich geboren. Die exzellenten Wiener Symphoniker gelten international mit als die grössten Kulturbotschafter ihres Landes Österreich.

Text: www.irenehubschmid.ch 

Fotos: orpheum.ch/ger/

Homepages der andern Kolumnisten: www.leonardwuest.ch

www.marvinmueller.ch www.gabrielabucher.ch
Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li

  • Aufrufe: 438

Lucerne Festival im Sommer 2015: Sinfoniekonzert 24 LUCERNE FESTIVAL ACADEMY Orchestra, Matthias Pintscher, Dirigent, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Lucerne Festival Academy OrchestraBesetzung und Programm:

Lucerne Festival Academy Orchestra, Matthias Pintscher, Dirigent

Tod Machover (*1953)

Eine Sinfonie für Luzern
Auftragswerk von Lucerne Festival, Uraufführung

Rezension: Luzern feiert sich und seine Sinfonie

Es gibt Matineen und Matineen – es gibt jene wie letzten Sonntag, wo das Publikum ziemlich spärlich erscheint und mehrheitlich im älteren Segment anzusiedeln ist, dann gibt es jene wie diesen Samstag, wo der Saal ausserordentlich gut besetzt ist und das Publikum so durchmischt wie selten: Von den Kleinsten der Kleinen bis zu den Silberhaarigen war alles vertreten.

Das erstaunt aber nicht, denn die Luzerner wollten wohl selber herausfinden, wie ihre Stadt tönt, vielleicht auch, ob ein Amerikaner, in diesem Fall Tod Machover, wirklich in der Lage ist, diese zu verstehen und musikalisch so ertönen zu lassen, wie sie ist.

Dies hatte sich der in Boston lebende Komponist Tod Machover, der «composer in residence» des Luzerner Festspielsommers 2015 zum Ziel gesetzt. Über ein Jahr reiste er regelmässig nach Luzern und sammelte Töne für dieses klingende Stadtportrait. Er rief die Bevölkerung auf, ihm typische, bekannte, beliebte Klänge und Geräusche ihrer Stadt zuzusenden, setzte sich zusammen mit Chören, Musikern, Jodlerinnen. Er spazierte stundenlang durch die Stadt, machte Jugendliche und Kinder zu Co-Komponisten, dies mit Hilfe des von ihm geschaffenen Computerprogramms «Hyperscore». Aus all diesem zusammengetragenen Material entstand die Sinfonie für Luzern, welche nun an diesem Samstagmorgen uraufgeführt wird.

Die Bühne des KKL ist bis in die hinterste Ecke gefüllt mit Musikern. Sie spielen sich ein, eine Kakophonie von Streichern, Perkussionsinstrumenten, Bläsern, Glocken, ein paar Musiker stecken die Köpfe zusammen und lachen, eine bindet sich die Haare hoch, eine Violinistin winkt ins Publikum. Rasante Celloläufe wechseln sich mit Triangel-Geläute, ein Handy klingelt, das Publikum unterhält sich rege, ist bester Stimmung – auch so tönt Luzern!

Tod Machover, KomponistWährend einer knappen Stunde führt der Komponist Machover ins Werk ein, erklärt, wie er zu welchen Tönen, Geräuschen, Melodien gekommen ist, wie er diese verarbeitet hat. Kurze Ausschnitte werden gespielt vom Lucerne Festival Academy Orchestra unter Matthias Pintscher und auf der riesigen Leinwand hinter dem Orchester werden Fotografien gezeigt, Musiker vorgestellt, Techniken erklärt. Machover ist sichtlich und hörbar begeistert von seiner Zeit in Luzern, von der Stadt, der Bevölkerung und von der Zusammenarbeit mit dem Lucerne Festival. Das einzige, wofür sie nicht bereit gewesen seien, erklärt er lachend, seien lebende Kühe auf der Bühne.

Matthias Pintscher, DirigentEr hat alles eingearbeitet in diese Symphonie, und dank der Einführung erkennt man in diesem gewaltigen Klangstrom die verschiedenen Geräusche, Orte, Gegebenheiten auch wieder in der anschliessenden Uraufführung: die Reuss, Schritte auf Kopfsteinpflaster, Gesprächsfetzen, die Holzbalustrade der Kapellbrücke, Geplätscher diverser Brunnen Luzerns. Kuhglocken wechseln sich mit Kirchenglocken, Wolfgang Sieber gewittert auf der Orgel, die Stücke der Kinder der «Four-Forest Bilingual International School» mit Namen wie «Singing policeman», «Donkey March» und «Elevator to Pilatus» sind Teil des Ganzen geworden und als dann mit grossem Getöse auch noch die «Barfuessfäger Guuggemusig Lozärn» den Saal sozusagen von hinten aufrollt,   wird der weisse Saal zum brodelnden Musikkessel. Die beiden Chöre singen «Lozärn i ha di gärn» von der Orchestergalerie herunter, Wolfgang Sieber orgelt was das Zeugs hält, die Kirchenglocken läuten und das Orchester gibt alles.

Die Symphonie überzeugt, melodiöse Passagen, unterlegt mit Wassergeräuschen wechseln   mit jazzigen Rhythmen, da ist viel Augenzwinkern mit dabei, viel Enthusiasmus seitens des Lucerne Festival Academy Orchestras unter Matthias Pintscher und das Ganze endet so, wie es begonnen hat: mit dem sphärischen Klang einer Klangschale des Hotels Palace.

Wer Luzern so liebt, wer so begeistert musikalisch davon erzählt, der wird auch von den Luzernen geliebt. Der letzte Ton ist kaum verklungen, steht bereits der ganze Saal und feiert die Interpreten und den Komponisten frenetisch.   Dieser strahlt und scheint sichtlich zufrieden mit sich, der Welt, Luzern und seiner Sinfonie für diese Stadt.

 

Weitere Infos zu diesem Projekt unter

sinfoniefuerluzern.ch/de/

Text: www.gabrielabucher.ch

 

Fotos: www.lucernefestival.ch

 

Homepages der andern Kolumnisten: www.marvinmueller.ch www.leonardwuest.ch  www.irenehubschmid.ch  Paul Ott:www.literatur.li

  • Aufrufe: 772