Von SARS-COV2 sind auch viele Sportler betroffen. Allein über 500 Kader-
Athleten aus Deutschland haben oder hatten mit der Infektion zu kämpfen.
Für einige bedeutet das die Aufgabe von Karriere und Job, andere müssen
sich mühevoll wieder an die alte Leistung herankämpfen. Hinter den
Kulissen forschen Sportwissenschaftler mit Hochdruck an den Schäden, die
das Virus hinterlässt. Auch, um später verlässliche Reha- und
Trainingspläne für Leistungs- und Breitensportler zu erstellen und einen
sicheren Weg „Return to Sport“ aufzuzeigen. Die GOTS gibt demnächst ein
Sonder-Magazin der SOT heraus, in welchem Themen rund um COVID und den
Sport auf aktuellem Stand dargestellt werden.
Derzeit läuft eine große Studie des Bundesinstitutes für
Sportwissenschaften mit erkrankten Athleten. Dazu eine Reihe kleinerer
Studien. Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Leiter des Institutes für
Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln,
erforscht die Mechanismen in der molekularen und zellulären Sportmedizin.
Er sagt: „Wir wollen mögliche mittel- und langfristige Effekte erkennen.
Momentan sind es jedoch vor allem Berichte und Fallstudien von Athleten,
die sich zum Teil nach sieben Monaten immer noch mit den Nebenwirkungen
herumschlagen.“
Selbst nach milden Verläufen werden Kurzatmigkeit, Fatigue (krankhafte
Müdigkeit), eine verminderte Leistung und neurologische Ausfälle bei
Sportlern beobachtet. Es gibt Gedächtnisprobleme, zum Teil Probleme mit
dem Herzen und damit, normale Bewegungsabläufe zu koordinieren. Was
auffällt: einige wenige Sportler haben sehr große Verluste an Muskelmasse
(bis zu 10-15 Kilogramm), auch nach sehr kurzer Zeit.
Rund 40 bis 50 Prozent der Covid-19 Erkrankten haben auch noch 3 bis 6
Monate oder länger nach der Erkrankung mit einem oder mehreren Symptomen
zu tun – der Begriff für „Long COVID“. Bloch: „Warum zum Teil die
Atemmuskulatur betroffen ist, wissen wir allerdings noch nicht.“
In einer eigenen Studie untersuchen Bloch und Kollegen die Effekte des
Corona-Virus im Blut: „Wir sehen Veränderungen der roten Blutkörperchen -
der Erythrozyten - die kleiner werden. Auch die Membran-Eigenschaften
verändern sich.“
Ein „Return to Sport“ ist bei vielen Athleten noch nicht abzusehen.
„Einige werden sich nicht so erholen, dass sie wieder ihr altes
Leistungsniveau erreichen. Das kann eine Welt sein, die da
zusammenbricht“, sagt Bloch. Auch im Olympiajahr werden Athleten den
Anschluss nicht schaffen können. Vier Jahre später sind sie vielleicht
schon „zu alt“ für ihre Sportart, um bei den Besten mitzumischen. Wichtig
sei, dass die Sportler nicht ihren allgemeinen Gesundheitsstatus
verlieren, so Prof. Bloch, aber auch das sei nicht bei allen
auszuschließen. Die Ergebnisse werden erst in einem oder mehreren Jahren
zu sehen sein.
Obwohl Sportler ein gut trainiertes Immunsystem haben, kann etwas von der
Erkrankung „hängen“ bleiben. Eine Herzbeteiligung sieht man häufig erst
nach zwei bis drei Wochen. Deshalb gilt es, jeden Athleten erst langsam
wieder an den Sport heranzuführen. Auch lange nach einer Symptomfreiheit
ist es im Körper nicht vorbei mit Corona. Nach einem freien Intervall von
mehreren Monaten, kommen Covid-19 Patienten mit verschiedenen
Symptomatiken wieder zum Arzt – vor allem mit Leistungsminderung, Dyspnoe
und Fatigue.
Eine Mindestpause für Sportler nach Genesung sind 14 Tage. Danach beginnt
ein dosiertes „Zurückführen“ – kein Training von 0 auf 100.
Vorher sollte ein Sportler voll durchgecheckt werden, mit
Lungenfunktionstest, Belastungs-EKG, in speziellen Fällen eventuell auch
Kardio-MRT.
Die Reha-Programme bestehen derzeit im Wesentlichen aus einem
Atemmuskeltraining und einem spezifischen Atemtraining, welches in das
Sport-Training eingebaut ist.
Spezielle Reha-Programme werden schrittweise mit Auswertung immer größerer
Datenmengen von erkrankten Sportlern erarbeitet. Im Herbst wissen die
Forscher dazu schon mehr.