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Ansteckungsgefahr liegt in der Luft
Wie breitet sich das SARS-CoV-2-Virus in der Raumluft aus?
Wie genau das Corona-Virus verbreitet wird – ob vor allem über eine
Tröpfcheninfektion oder doch eher über Aerosole in der Atemluft ist noch
nicht abschließend geklärt. Wenn ein*e Corona-Patient*in hustet, spricht
oder niest, wird ein Strahl an unterschiedlich großen Tröpfchen und
Aerosolen erzeugt, der in die Raumluft eindringt und sich dort ausbreitet.
Alle diese unterschiedlich großen Tröpfchen und Aerosole enthalten
potenziell Viren. Wie diese Partikel sich verhalten, ob und wann sie zu
Boden sinken, wie weit sie sich verteilen, in der Luft stehen bleiben oder
wo sie sedimentieren, ist ein Forschungsthema von Prof. Dr. Martin
Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin.
„Wir untersuchen in verschiedenen Projekten die Verweilzeit von Erregern
in der Luft unter den verschiedensten Bedingungen“, so Martin Kriegel. Für
diese Experimente stehen seinem Team „Contamination Control“ zwei
Forschungsreinräume, mehrere Raumluftströmungslabore sowie ein
Forschungsoperationsaal zur Verfügung. Im Zusammenhang mit der Corona-
Pandemie untersuchen die Wissenschaftler*innen, inwiefern die Ausbreitung
des Virus von der Zusammensetzung und Größenverteilung der Partikel
innerhalb der ausgeatmeten Luft (Aerosol) abhängt. Bei einem Aerosol
handelt es sich um kleinste, flüssige oder feste Partikel (das können zum
Beispiel Viren sein, einzeln oder im Verbund mit Speichelflüssigkeit oder
auch Ruß, Feinstaub etc.) in einem Gas, üblicherweise Luft. Die
Partikelgröße reicht dabei von wenigen Nanometern – also einem Millionstel
Millimeter – bis mehreren Mikrometern. Zum Vergleich: Ein menschliches
Haar hat eine Dicke von etwa 100 Mikrometern.
„Für das Corona-Virus scheint sich herauszustellen, dass sowohl
Tröpfcheninfektionen als auch die luftgetragene Übertragung, also über
Aerosole, relevant sind“, so Martin Kriegel. Bei einer Tröpfcheninfektion
gelangen die Viruspartikel in einem Speicheltröpfchen direkt auf die
Schleimhäute eines anderen Menschen. Bei einer luftgetragenen Übertragung
gelangen die Viren – gebunden in kleinsten flüssigen Partikeln – in die
Atemwege. Für das Verhalten von Viren in der Luft ist die Größe der
Träger-Aerosole entscheidend, aber ebenso das Raumklima, die
Luftwechselrate und die Art und Weise, wie gelüftet wird. „Größere
Partikel sinken schneller zu Boden. Kleinere Partikel folgen dem Luftstrom
und können lange in der Luft verbleiben“, weiß Martin Kriegel.
Die Ausbreitung im Raum der Mischung aus Partikeln, Speichel und Luft, die
beim Sprechen, Husten und Niesen entsteht, erfolgt in zwei Schritten.
Zunächst wird durch das Husten/Sprechen/Niesen ein Strahl erzeugt, der in
die Raumluft eindringt und sich zunehmend mit dieser vermischt. Der
Verlauf des eintretenden Strahls ist dabei abhängig von verschiedenen
Randbedingungen wie der Geschwindigkeit, der Turbulenz, der
Temperaturdifferenz zwischen dem Strahl und der Umgebungsluft sowie der
Differenz der Luftfeuchtigkeit. Aus verschiedenen Studien ist bekannt,
dass beim Sprechen/Husten/Niesen Partikel von 0,01 μm bis 1500 μm
auftreten. „Nach vollständiger Vermischung des Strahls mit der Raumluft
erfolgt die Verteilung“, erklärt Martin Kriegel. „Die kleineren Partikel
folgen weitgehend der Raumluftströmung, während größere Partikel
sukzessive zu Boden fallen. Häufig unbeachtet wird die Tatsache, dass der
Mensch nur beim Niesen sehr große Partikel emittiert. Beim normalen
Sprechen und Husten werden fast ausschließlich kleine Aerosole generiert.“
In verschiedenen Projekten haben die Wissenschaftler*innen die sogenannte
Sedimentationszeit (Ablagerungszeit) von Partikeln verschiedener
Größenklassen gemessen. Kleine Partikel (0,5 bis 3 μm) sind nach einer
Messzeit von 20 Minuten noch nahezu vollständig in der Luft vorhanden.
Eine Ablagerung dieser Partikel ist nicht oder nur geringfügig erkennbar.
Für mittlere Partikel (3 bis 10 μm) sind nach einer Messzeit von 20
Minuten noch mehr als 50 Prozent in der Luft zu finden. „Eine weitere
Studie zeigt, dass sich selbst größere Tröpfchen (>60 μm) unter bestimmten
Umständen weit im Raum ausbreiten können. Dies ist zum Beispiel der Fall,
wenn die Partikel im Auftriebsstrom von Wärmequellen (zum Beispiel von
einer Person) emittiert werden. Sie steigen auf, verteilen sich horizontal
und fangen erst dann an, sich abzulagern. Eventuelle horizontale
Luftbewegungen verstärken den Verbreitungseffekt noch“, so Martin
Kriegel.
Im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme eines Berufsalltags in einem mit
mehreren Personen besetzten Büro haben die Wissenschaftler*innen auch die
Partikelausbreitung in einem mit vier Personen besetzten Büro mit und ohne
maschineller Lüftung simuliert. „Dabei zeigt sich, dass gerade kleinere
Partikel unter 50 μm sich ohne eine maschinelle Lüftung weit im Raum
verbreiten und lange verweilen. Im Gegensatz dazu breiten sich Partikel
zwischen 5 und 20 μm in einem Raum mit maschineller Lüftung weniger weit
aus und werden zu einem Großteil abgeführt“, summiert Martin Kriegel.
„Die entscheidenden Fragen, die wir jetzt in interdisziplinären Projekten
untersuchen werden, sind, wie groß SARS-CoV-2-Partikel sein müssen, um
noch infektiös zu sein und wie die Verweildauer dieser Partikelgröße durch
gezielte Zu- und Abluftanlagen oder auch einfaches Belüften von Räumen
beeinflusst werden kann. Dabei spielt auch das Raumklima eine Rolle, denn
die Aerosole werden durch Verdunstung sehr schnell kleiner und verhalten
sich dann anders. Ganz grundsätzlich kann man festhalten, dass bei
typischen Luftwechselraten in Wohn- und Bürogebäuden die Erreger über
Stunden im Raum verbleiben. Die Sinkgeschwindigkeit und auch die
Lufterneuerung dauern sehr lange. Jede Erhöhung der Außenluftzufuhr ist
daher generell sinnvoll.“
Mehr Informationen: <https://blogs.tu-berlin.de/hr
m Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 gilt seit
einigen Wochen in ganz Deutschland die Pflicht zum Tragen von Schutzmasken
im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkauf. Neben industriell gefertigten
Masken können auch selbstgenähte Stoffmasken verwendet oder Nase und Mund
mithilfe von Tüchern und Schals bedeckt werden. Welche Masken geeignet
sind und worauf bei der Verwendung geachtet werden sollte, erklärt die
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) in
einer aktuellen Stellungnahme.
Die Fachgesellschaft weist darin auch darauf hin, dass Mund-Nasen-Masken
ein zusätzlicher Schutz vor einer möglichen Ansteckung mit SARS-CoV-2
sind, andere Maßnahmen wie beispielsweise das Abstandhalten aber nicht
ersetzen.
Bei den zur Verfügung stehenden Masken ist zwischen zwei Arten zu
unterscheiden: Die sogenannten FFP2- und FFP3-Masken schützen die Masken-
tragende Person vor der Inhalation schädlicher Aerosole. Sie werden vor
allem in medizinischen Einrichtungen zum umfassenden Schutz vor Viren und
Bakterien aller Art genutzt. Einfache Mund-Nasen-Masken filtern die
Ausatemluft und schützen so in erster Linie andere vor einer Ansteckung
und weniger den Träger selbst. „In der Öffentlichkeit sehen wir aktuell
vor allem die einfachen Mund-Nasen-Masken“, sagt Privatdozent Dr. med.
Dominic Dellweg, Chefarzt der Abteilung Pneumologie I, Intensivmedizin,
Frührehabilitation, Schlafmedizin am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft
und Mitautor des Papiers. „Neben den chirurgischen Mund-Nasen-Masken,
bestehend aus mehreren Vlies- oder Papierschichten, tragen viele Menschen
hierzulande wiederverwendbare Modelle aus Textilien (meist Baumwolle) oder
synthetischen Materialen wie zum Beispiel Polyurethan beziehungsweise aus
einer Kombination dieser Gewebe.“
Sowohl chirurgische als auch nicht-medizinische, aus Stoffen hergestellte
Masken, haben einen Fremdschutzeffekt. „Zwar kann ein Mund-Nasen-Schutz
die Ansteckung anderer nicht vollständig verhindern, er verringert jedoch
die Gefahr, indem er infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen
abfängt“, so Dellweg. Auch selbstgefertigte Masken aus verschiedenen
Tuchgeweben sind in der Lage einen Anteil der Bakterien und Viren zu
filtern. „Die Filterleistung verschiedener Stoffe variiert dabei jedoch
erheblich.“ So haben normierte chirurgische Masken die beste
Filterleistung und einen geringen Luftwiderstand. Andere Stoffe, so zum
Beispiel Staubsaugerbeutel oder Geschirrhandtücher, haben zwar eine nur
etwas geringere Filterleistung, dafür aber einen deutlich höheren
Luftwiderstand. „Letzteres führt zu einer erhöhten Atemanstrengung und
kann vor allem bei älteren und vorerkrankten Patienten problematisch
sein“, sagt Professor Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der DGP und
Mitautor des Papiers. „Bei der Materialauswahl sollte deshalb darauf
geachtet werden, dass längeres Atmen durch die anliegende Maske möglich
ist.“ Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen sowie Atemnot oder
eingeschränkter Lungenfunktion sollte eine Blutgasanalyse bei anliegender
Maske – idealerweise unter Belastung – durchgeführt werden. „So lässt sich
untersuchen, ob das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für diese Patienten
möglich ist“, so der Experte. Hersteller größerer Maskenchargen sollten
ihre Gewebe auf Filterleistung aber auch Luftwiderstand prüfen lassen, um
eine möglichst geringe Belastung für die Atmung zu garantieren.
Ein Selbstschutzeffekt sei bei Mund-Nasen-Masken wahrscheinlich, in
klinischen Studien jedoch noch nicht belegt. „Viren haben in der Regel
eine Schwellendosis, die erforderlich ist, um eine Infektion auszulösen“,
erklärt Pfeifer. Diese Schwellendosis (minimale Infektionsdosis) ist für
verschiedene Viren sehr unterschiedlich. So scheint die mittlere
Schwellendosis für das Norovirus bei nur etwa 16 Kopien des Virus zu
liegen, beim Influenzavirus dagegen scheinen mehrere hundert Kopien des
Virus erforderlich zu sein. Auch für das Coronavirus SARS-CoV-2 ist es
wahrscheinlich, dass es eine individuelle Schwellendosis gibt,
schlussfolgern die Experten im Papier. „Infektion und Schwere der
COVID-19-Erkrankung hängen sehr wahrscheinlich mit der inhalierten
Virendosis zusammen. Jede Verringerung dieser Dosis – zum Beispiel durch
das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – ist somit von Vorteil.“ Bei
Stoffmasken sei jedoch zu beachten, die Masken regelmäßig zu wechseln und
sie nach jedem Tragen zu reinigen. Denn sonst könnten die durch
Feuchtigkeit bedingten besseren Lebensbedingungen für Viren das
Infektionsrisiko für den Träger erhöhen.
Die DGP betont in ihrer aktuellen Stellungnahme, dass Mund-Nasen-Masken
nur als zusätzlicher Schutz gelten und andere Maßnahmen nicht ersetzen.
„Verhalten Sie sich stets so, als ob Sie keine Maske tragen: Verzichten
Sie nicht auf den Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen und
husten sowie niesen Sie in die Armbeuge“, erklären die Experten.
„Vermeiden Sie außerdem Berührungen im Gesicht und an der Maske und
waschen Sie sich nach dem Absetzen der Maske sofort die Hände.“ Masken aus
Stoff sollten zudem nach dem Tragen gewaschen werden; medizinische Masken
sind Einmalartikel und nach den Tragen zu entsorgen.
Die Stellungnahme der DGP zur Auswirkung von Nase-Mund-Masken auf den
Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der
Bevölkerung kann auf der DGP-Website abgerufen werden.
Am Flughafen in Split erwarteten uns Irena und Milan. Irena, die geborene Gastgeberin, lernten wir in einem Hotel im Südtirol als Servicemitarbeiterin kennen. Sie schwärmte von Kroatien und ihrem neuen Haus mit den „ Apartmani“. Was uns im Mai 2016 lockte, dem Ruf zu folgen.
Milan und Irena holten uns am Flughafen in Split ab. Die Fahrt auf Nebenstrassen Richtung Norden vermittelt einen ersten Eindruck. Tiefblaues Meer, karge Berge, unendlich viel Grün. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das, an einer Meerzunge gelegene Karin Gornji. Ein Dorf, offenbar vom Rest der Welt vergessen. Niemand weiss genau, wie viele Menschen in den zum Teil neu erbauten Häusern wohnen. 700 oder gar 2000 in der Saison von Juni bis August? Halbfertige und zerstörte Häuser sind Erinnerungen an den letzten Jugoslawienkrieg(1991–1995). Spuren der Vergangenheit, die uns überall auf der Reise begegneten.
Zadar, eine Stadt im Wiederaufbau
Die etwa eine Stunde entfernte Stadt Zadar allerdings scheint den Anschluss in die Zukunft gefunden zu haben. Darüber später. In Karin Gornji hingegen gibt es keine Hotels, nur «Apartamani». Keine Industrie, dafür gesunde Luft. Und eine herzliche Gastfreundschaft. Ab und zu klopft die Gastgeberin an die Türe, lädt uns zum bescheidenen Mittagstisch mit Milan, ihrem Gatten ein. Geschätzte Hausfrauenkost in Anbetracht der vorsaisonbedingt geschlossenen Restaurants. In der Tat, im Mai ist nämlich Vorsaison, was einesteils Vorteile halt – kein Touristenrummel und viel Zeit. Nur leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt. Die Bora hat uns ordentlich durchwindet. Die Bora, ist ein meteorologischer Begriff für kalte und böige Fallwinde die an verschiedenen Küsten auftreten. Im Speziellen ist Bora der Name des zwischen Triest und der Drimmündung an der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste auftretenden orkanartigen Landwindes.
Drei Wochen Zeit hat sich Milan genommen um uns seine Heimat zu zeigen. Mit Stolz, aber auch mit stiller Wehmut. Denn auch er war damals im Krieg. Wir erlebten kein Kroatien aus dem Hochglanzprospekt, sondern ein Land mit vielen Sonnen- und auch Schattenseiten. Über den Krieg sprach Milan nur selten und politisieren kam für ihn nicht in Frage.
Die Region rund um Zadar gehört zum abwechslungsreichsten, beeindruckendsten Gebiet Norddalmatiens. Von hier aus gibt es auch zig Möglichkeiten, eine Schifffahrt auf dem Meer zu unternehmen. Begrüsst wurden die Schiffsgäste mit einem Gläschen «Rakjia» (kroatischer Grappa). Wohl prophylaktisch gegen die Seekrankheit. Wir sammeln Eindrücke von den vorbeiziehenden malerischen Örtchen, schifften unter der Hängebrücke durch, welche die zwei Orte Ugljan und Kukljicia verbindet. Dann vorbei an zerklüfteten Felsen und genossen den Blick auf die unendliche Weite des tiefblauen Meers und auf die Schattenspiele unter der Regie von Sonne und Wolken.
Ein Höhepunkt der Schiffsreise
Dies ist zweifelsohne der seit 1980 geschützte Naturpark Kornati. Man erklärte uns, dass zur Römerzeit hier gegen 20000 Menschen gelebt hätten. Auf einer Insel entdeckten wir riesige Kreuze aus Stein. 2007 hatte hier ein verheerender Waldbrand gewütet. Angefacht durch zwei sich bekämpfende Winde: die Schönwetter bringende «Bora» und der Schlechtwetter bringende «Jugo». Fünf wagemutige Männer wollten den Brand löschen und wurden Opfer des Feuers. An sie erinnern die 5 Kreuze. Unübersehbar – unheimlich.
Auf dem malerischen Inselchen „Sali“ mit Post, Bancomat und Beizen gab’s einen Zwischenhalt. Die Preise sind mehr als nur günstig. Zu viert isst man für umgerechnet 60 Franken, inklusive Wein, Wasser und Kaffee.
Die Stadt Zadar ist Handels- und Fremdenverkehrsmetropole.
Die historische Altstadt lädt ein zum Flanieren und zum Verweilen in einer lauschigen Gartenwirtschaft. Nebst dem Tourismus, sind die Nahrungsmittelproduktion, der Schiffbau und die Textilfertigung wichtige wirtschaftliche Säulen. Dazu kommt der (fast) süchtig machende Maraschino – Likör, hergestellt aus den Kirschen des fruchtbaren Umlandes.
Dort, wo Olivenhaine die Landschaft bereichern, aber auch Investoren EU-Gelder für Olivenplantagen erhalten. Plantagen, die sie nach dem Inkasso wieder als Bauland verkauft haben sollen. Immerhin entdeckte ein EU-Inspektor den Betrug, wie uns gesagt wurde. Und auch das Geld tauchte wieder auf, das eine Maklerin für den dreimaligen Verkauf des gleichen Bodens ergaunert haben soll. Räubergeschichten? Sie gehören wohl zu den Schattenseiten eines Landes, das eigentlich an eine prosperierende Zukunft glauben sollte. Genug gejammert.
Ab in die Berge.
Milan verdanken wir einen besonders beeindruckenden Ausflug. Auf den Strassen war allerdings zwingend Vorsicht geboten, vor allem in der Hochsaison. Denn mit Sicherheitslinien, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Licht und Blinker nimmt man’s nicht allzu genau.
Wir tuckerten auf der alten Schotter Verbindungsstrasse zwischen Zagreb und Zadar über das Velebit-Gebirge. Am Fusse der „tulove grede“ steht die Kirche des hl.Franciscus aus dem Jahre 1832, welche der österreichische Kaiser Franz Joseph I. errichten liess. Zum Gedenken an die Arbeiter, die an der Verbindung zwischen dem südlichen und nördlichen Kroatien gebaut hatten.
Grabmäler aus dem Jugoslawienkrieg säumen die Strasse. Neben einem zerstörten Haus wird vor Minen gewarnt. Ein Touristen Paar hat sich in diese gottverlassene Gegend verirrt, wo ein Briefkasten für Karl-May-Fans an einer Mauer hängt und «Winnetou» an die Wand gemalt wurde.
Der Rückweg führte uns über Obrovac zum Fluss Zrmanja der ebenfalls durch Winnetou-Filmszenen berühmt wurde und eine Schifffahrt mehr als nur wert ist. Nach der Ankunft in Karin Gornji verzehren wir für einen Fünfliber eine Pizza allererster Güte.
Nostalgie auf der Bahnstrecke Zagreb–Split
In der kleinen Stadt Grasac gibt es ein Bahnhöfli mitsamt Briefkasten, Wartsaal und zwei Gleisen. Eigentlich wollten wir schon aufgeben. Es schien zu kompliziert, einen Ort an der Bahnstrecke Zagreb – Split zu finden, wo man zusteigen konnte. Doch Milan hat ortskundig recherchiert und gedolmetscht. Wir kauften also zwei Billette beim Bahnhofvorstand. In seinem Büro, welches an das vorletzte Jahrhundert erinnert. Leider könne er nur Hinfahrt buchen, da der Billet Apparat gerade defekt sei. Immehin. Der Zug traf mit nur fünf Minuten Verspätung ein. Die feudale (von Deutschland geschenkte) Dieselkomposition ist mit Touristen gut besetzt.
Bei maximaler Sicherheitsgeschwindigkeit von 60 km/h ziehen Felder, Buschwälder, kleine Seen vorbei. Dazwischen blitzen Hausdächer als rote Farbtupfer auf. An den Bahnhöfen steht jeweils der Bahnhofvorstand mit roter Mütze und Kelle, weiter hinten das Bahnwärterhäuschen, mit Mann und Fahne und Garant für die sichere Durchfahrt. Zur Beruhigung: Auch Ampeln gibt’s. Nostalgie pur und Kroatien Reisenden nur zu empfehlen. Nach gut zwei Stunden Berg-und-Tal-Fahrt mit 600 Metern Höhendifferenz erreichten wir Split, die pulsierende Stadt am Mittelmeer mit Fährschiffen und Menschengetümmel.
Pünktlich nach einer Stunde reisen wir zurück ins verschlafene Karin Gornji. Genossen die Gastfreundschaft von Irena und Milan. Drei Wochen waren im Flug vorbei und Vieles mehr wäre noch zu entdecken gewesen: Die imposanten Krka-Wasserfälle, die pittoresken Plitvicer Seen, die Kvarner Bucht.
Oder Dubrovnik, die Perle der Adria, weiter im Süden. Wir wanderten stattdessen auf den nahegelegenen romantischen Wegen am Karisnica-Fluss, schlenderten durchs Dorf oder an die Strandpromenade, wo wir uns mit Menschen unterhielten, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Die Alten werden wohl bleiben. Die Jungen haben das Auswandern im Kopf oder hoffen auf bessere Zeiten.
Gut zu wissen:
Eigentliche Hauptsaison sind die Monate Juni, Juli und August.
Anreise: Split ist ab Italien per Fähre erreichbar. Swiss, Croatia Airlines und Easy Jet fliegen ab Zürich. Easyjet ab Basel.
Übernachten in Karin Gornji:
Bei Irena und Milan
irena alavanja holla
Tel. 00385 989 648 602.
Apartmani für 2 Personen zwischen 40 und 50 Euro pro Tag. (Schlafzimmer, Bad/Dusche, Aufenthaltsraum mit kleiner Küche. Grosse Dachterrasse. Balkon mit Meersicht.)
Währung: 700 kroatische Kuna = ca. 100 Franken. Visa wird meistens akzeptiert. Travel Cash in Landeswährung aus dem Bancomaten. In Grossstädten kann mit Euro bezahlt werden. (Trinkgeld nicht inbegriffen)
Automiete: Empfehlenswert ist, das Auto gleich mit dem Flug zu buchen, Vollkasko ohne Selbstbehalt.
Küche: Viele Restaurants sind in der Nebensaison geschlossen. Hingegen ist in
den Pecenjarnica’s (öffentliche Bratstationen) Dalmatiens «Hausspezialität» auf
Vorbestellung erhältlich: ganze am Drehspiess gebratene Spanferkel und Lämmer.
Weitere Spezialitäten sind Cevapcici, das Gebäck Borek, Eintöpfe (Ragu) und
Am Meer Fische in Variationen (Pulposalat zum Einstieg).
Kroatische Hausmannskost: Eintopf mit Schweinefleisch. Borek – ein traditionelles Gebäck, gefüllt mit Fleisch oder Schafskäse.
Kleine Fotodiashow der Reise von Herbert Huber:
Text und Fotos: www.herberthuber.ch
Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch www.noemiefelber.ch
www.gabrielabucher.ch www.leonardwuest.ch Paul Ott/Lascux:http://paul-lascaux.ch/
Im Schwarzwald & der Region Stuttgart: Universität Hohenheim und Partner
entwickeln und prüfen digitale Lösungen für kleine Agrargetriebe
Big Data, Agrar-Sensoren an Drohnen und landwirtschaftlichen Maschinen,
individualisierte Software-Anwendungen – die Landwirtschaft 4.0 hat das
Potential Ressourcenschutz und Tierwohl stark nach vorne zu bringen und
gleichzeitig Kosten zu senken. Doch gerade für klein- und mittelständische
bäuerliche Familienbetriebe, wie sie in Baden-Württemberg vorkommen, ist
die Umstellung eine besondere Herausforderung. Wie sie profitieren und
welche Hindernisse es wie zu überwinden gilt, untersucht jetzt das Projekt
„Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte
Landwirtschaft“ (DiWenkLa) unter der Leitung von Prof. Dr. Enno Bahrs von
der Universität Hohenheim in Stuttgart. Kooperationspartner sind die HfWU
Nürtingen-Geislingen zusammen mit mehreren Landesanstalten des MLR. Bund
und Land fördern das Projekt mit insgesamt 4,2 Mio. Euro. Davon entfallen
rund 2,0 Mio. Euro auf die Universität Hohenheim und machen es zu einem
ihrer Schwergewichte der Forschung.
Landwirte sehen sich mit einer steigenden Zahl von Anforderungen
konfrontiert: Sie sollen umwelt- und naturschonend mit höheren
Tierwohlstandards arbeiten, aber dennoch wirtschaftlich produzieren, um
das Überleben des eigenen Hofs nicht zu gefährden. Insbesondere für
kleinere Betriebe stellt dieser Spagat eine große Herausforderung dar.
Eine Chance könnten hier digitale Lösungen bieten. Ob und inwieweit sich
vor allem für bäuerliche Klein- bzw. Familienbetriebe der verstärkte
Einsatz von innovativen digitalen Technologien rentiert, untersucht jetzt
das Projekt DiWenkLa (Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige
kleinstrukturierte Landwirtschaft).
Das Projekt gliedert sich in 14 Teilprojekte in den Bereichen Acker- und
Gemüsebau, Grünlandbewirtschaftung mit Rinderhaltung sowie der
Pferdehaltung. Erforscht wird, wie digitale Technologien auch Landwirten
in Kleinstrukturen ermöglichen, mit geringen Kosten einen
wertschöpfungssteigernden und selbstbestimmten sowie sicheren Zugang zur
Verarbeitung, zum Handel sowie zum Endkonsumenten zu erhalten.
Dabei sind gerade die kleinstrukturierte Rahmenbedingungen eine
Herausforderung, da diese die Einführung von Digital bzw. Smart Farming
erschweren können. Um diese zu meistern, schloss sich die Universität
Hohenheim in einer Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und
Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) sowie einzelnen Landesanstalten des
Ministeriums für ländlichen Raum zusammen.
Digitale Technologien zum Wohl von Tier und Umwelt
„Die digitalen Technologien können nicht nur den Arbeitsaufwand reduzieren
und Erträge des Landwirts stabilisieren. Sie haben auch das Potential das
Tierwohl zu fördern und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu
reduzieren“, betont Prof. Dr. Enno Bahrs, Projektkoordinator und
Agrarwissenschaftler an der Universität Hohenheim.
Ein Beispiel: „Indem wir Rinder mit Sensoren ausstatten, können wir
registrieren, wann welches Tier wie viel frisst und wie viel es sich
bewegt. Andere Sensoren können die Weidevegetation automatisch erfassen.
Wenn wir beides kombinieren, erhalten die Landwirte einen
aufschlussreichen Datensatz, der ihnen erlaubt das Beweidungs‐ und
Fütterungsmanagement zu optimieren.“
Eine andere Vision ist dank Digitaler Technologien den optimalen Ernte-
oder Mähzeitpunktes zu ermitteln, um besonders hochwertig zu produzieren,
ergänzt der stellvertretende Koordinator, Prof. Dr. Markus Frank von der
HfWU Nürtingen: „Möglich wird das durch die Kombination von Robotik mit
Wetterdaten, die speziell auf den Standort des jeweiligen Betriebs
zugeschnitten und mit flächenspezifischen Ertrags- und
Qualitätsschätzungen des Ernteguts kombiniert werden.“
Pflanzenschutzmittel ließen sich u. a. einsparen, in dem die Landwirte auf
mechanische Unkrautbekämpfung umstellten – und diese automatisierten: „Das
lässt sich durch Maschinen mit sensorgesteuerten Kameras umsetzen: Ein
Bilderkennungsprogramm identifiziert unerwünschte Pflanzen, so dass die
Maschine die Anbauflächen selbstständig davon befreien kann.“
Südschwarzwald und Region Stuttgart als Modelle für andere Regionen
Zwei Regionen in Baden-Württemberg dienen dabei als Experimentierfelder:
der Südschwarzwald und die Metropolregion Stuttgart. Ausgewählt wurden
sie, weil sie zwei Extreme der Landwirtschaft in Baden-Württemberg
darstellen. Später sollen die Ergebnisse von dort auf andere, ähnlich
strukturierte Regionen übertragen werden.
Der Vorteil von Metropolregionen wie Stuttgart dabei ist, dass sie bereits
jetzt stark vernetzte digitale Strukturen besitzen. Zukünftig sei zu
erwarten, dass sie von modernen und leistungsfähigen Datennetzstrukturen
mit Glasfaser‐ und 5G‐Verbindungen noch stärker profitieren werden.
Die Metropolregion Stuttgart steht für Gebiete, die künftig vor allem auf
die Produktion von Acker- und Feldgemüse (Kohl und Salat), Getreide, Soja
und andere Feldfrüchte setzen. Hinzu kommt eine verstärkte Pferdehaltung,
die als Nutz- und Freizeittiere eingesetzt werden.
Demgegenüber bildet der Südschwarzwald die Situation von
Mittelgebirgsregionen mit zum Teil steilen Hanglagen ab. Typisch für diese
Regionen sind viel Grünland, Rinderhaltung und gering entwickelte digitale
Strukturen.
HINTERGRUND: Projekt DiWenkLa
Das neue Schwergewicht der Forschung „Digitale Wertschöpfungsketten für
eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft“ (DiWenkLa) ist ein
Verbundprojekt mit insgesamt 14 Teilprojekten. Unter der Leitung von Prof.
Dr. Enno Bahrs vom Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre sind elf
Fachgebiete der Universität Hohenheim beteiligt. Projektpartnerin ist die
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Neben
rund 20 landwirtschaftlichen Betrieben sind an dem Projekt einzelne
Landesanstalten des MLR sowie über 25 Partner aus der Wirtschaft, wie
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, beteiligt.
Das Forschungsprojekt begann am 2.3.2020 mit einer Laufzeit von 3 Jahren.
Mit ersten Ergebnissen wird bereits im Verlauf des nächsten Jahres
gerechnet.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert
das Projekt über die Förderrichtlinie „Experimentierfelder zur
Digitalisierung in der Landwirtschaft“ mit einer Summe von rund 2 Mio.
Euro für die Universität Hohenheim. Die Gesamtförderung beträgt rund 4,2
Mio. Euro, von denen das Ministerium für ländlichen Raum und
Verbraucherschutz ca. 0,9 Mio. Euro kofinanziert.
HINTERGRUND: Schwergewichte der Forschung
33,9 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der
Universität Hohenheim 2019 für Forschung und Lehre. In loser Folge
präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende
Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000
Euro für apparative Forschung bzw. 150.000 Euro für nicht-apparative
Forschung.
Text: Stuhlemmer / Klebs