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anzsport: Schmerz als Symbol für Disziplin und Hingabe?

Tanzsport bei Kindern und Jugendlichen: Knallhart, mit vielen chronischen
Verletzungen und bleibenden Schäden

Tanzen – egal ob als Freizeit- oder Profisport – wird oft als reine
Kunstform betrachtet: schön aussehen, gelenkig sein und auf der Bühne/am
Parkett eine gute Figur abgeben. Doch Tanzsport ist ein knallharter
Hochleistungssport, bei dem das Risiko von Verletzungen sehr hoch ist. Wie
hoch wirklich, welche Risiken es gibt und warum diese physisch und
psychisch immer noch oft zu bleibenden Schäden im Leben führen – darüber
referiert Judith-Elisa Kaufmann, Tanzwissenschaftlerin und internationale
Universitäts-Dozentin, auf dem 38. Jahreskongress der GOTS in Luxemburg.

Kaufmann hat umfangreiches Datenmaterial aus Studien zu muskuloskelettalen
Verletzungen von Kindern und Jugendlichen im Tanz ausgewertet. Zum einen
im Bühnentanz, wie zum Beispiel Ballett, Jazztanz, Stepptanz. Zum anderen
im Tanzsport wie Standard oder Latein. Inkludiert waren sowohl Freizeit-
als auch Profitänzer.

Bei Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren in der Berufsausbildung finden
sich Verletzungsraten zwischen 0.77 und 4.71 Verletzungen pro 1000
Trainingsstunden. Mit 1,38 Verletzungen auf 1000 Stunden Training
dokumentiert eine prospektive Studie zur Berufsausbildung im klassischen
Ballett ein Verletzungsrisiko von 76 Prozent während eines Schuljahres.
Eine weitere beschreibt bei Knaben 5,5 Verletzungen pro 1000 Stunden
Training, bei Mädchen 2,6 Verletzungen Alter von 15 Jahren.
Im Freizeitsport Tanz sieht es nicht besser aus. Von 1336 ärztlich
untersuchten Kindern im Alter zwischen 8 und 16 Jahren, die Ballett, Jazz
und Modernen Tanz trainierten, wiesen 42,6 Prozent Verletzungen auf.

Bei den Jüngeren (8–10-Jährige) sind es vor allem Tendopathien
(chronisch/Überlastungsverletzung) am hinteren Knöchel,
Gelenksverletzungen, Entzündungen, Schmerzen im unteren Rücken und
Verletzungen an der Wirbelsäule. Bei den älteren Kindern ab 14 Jahren
verschieben sich die Verletzungsschwerpunkte vom Fuß auch zum Knie und zur
Wirbelsäule. Erschreckend hierbei ist, dass die chronischen Verletzungen
und Überlastungen mit 60-90 Prozent auch bei Jugendlichen dominieren.

„Dies müsste nicht sein, wenn es nicht das alte Klischee gäbe, durch die
Verletzung durcharbeiten zu müssen. Noch gibt es in der Tanzwelt eine Art
Athletenidentität: Schmerzen und Verletzungen gehören dazu. Je mehr du
trotz Verletzung und Überlastung schaffst, desto besser bist du
angesehen“, so Kaufmann.

Schmerz ist über Jahrzehnte in der Tanzwelt zum Symbol für Disziplin und
Hingabe geworden, sagt sie. Jedoch ist keine Änderung in Sicht, wenn
„Tänzer schon als Kinder lernen, weiterzumachen – trotz Verletzung“.
Sogar im Freizeitsport hat sich dieser Ansatz vielerorts etabliert:
Weitermachen, Zähne zusammenbeißen, Schmerz als Motivation und Maßstab für
Leistung sehen. Dieses traditonsverankerte Denken von Trainern, Lehrern,
der Gesellschaft und den Tänzern selbst gilt es zu durchbrechen, nicht nur
um Verletzungen vorzubeugen, sondern auch um Leistung und Wohlbefinden zu
steigern.

Intuitiv würde jedes Kind sagen: „Aua, bitte Stopp, da tut was weh“.
Normalerweise sucht jeder die Heilung. „Wenn dieser intuitiv-gesunde Weg
jedoch Konsequenzen nach sich zieht – vom Schief-Angesehen werden bis zum
Rauswurf aus Schulen oder Vereinen – läuft hier was falsch“, mahnt die
Wissenschaftlerin. „Das macht im Gehirn was mit den Tänzern, es erzieht zu
falschem Umgang mit Schmerz, falscher, kontraintuitiver Schmerzwahrnehmung
und somit gefährlicher Interpretation von tänzerischer Disziplin und
Zielsetzung.“ Viele Profi-Tänzer trauen sich nicht einmal, anonym an
Studien zu Schmerz und Verletzung teilzunehmen aus Angst, ihre Antworten
könnten von Arbeitgebern und Lehrern eingesehen werden.

Kaufmann betont die Wichtigkeit, Tänzer nicht nur als Künstler, sondern
auch als Athleten anzusehen. „Es geht nicht darum, schön dünn und hübsch
zu sein, sondern mit ausgewogener Ernährung die notwendige Fitness und
Kraft für die zu erbringende künstlerische Hochleistung zu haben.  Nur
über evidenz-basierte gezielte Trainingsplanung kann die richtige Art von
Leistungssteigerung und eine umfangreiche Verletzungsprävention etabliert
werden.

Neben den bleibenden körperlichen Schäden durch Verletzungen und
Verschleiß wirkt die psychische Komponente so stark, dass viele ehemalige
Tänzer zeitlebens übermäßig auf Gewicht und Aussehen achten, sich
vergleichen müssen und es immer wieder anderen Menschen recht machen
wollen, um Leistung zu zeigen, nicht anzuecken, geliebt zu werden.

Am Herzen liegt Judith-Elisa Kaufmann deshalb auch die Aufklärung des
Publikums, der Medien und der Politik: „Will man da wirklich ganz dünne
Tänzer sehen, von denen einige gerade unter Schmerzen und mit niedrigem
Selbstkonzept einen Kunstgenuss darbieten? Oder sollen es in Zukunft
junge Sportler sein, die fit und voller Selbstvertrauen sind, Verletzungen
vorbeugen oder auch die Zeit bekommen und sich nehmen, diese gewissenhaft
auszukurieren?“

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Uniklinikum Dresden: Wie gespendete Muttermilch Frühchen hilft

Ein Baby braucht Muttermilch. Sie enthält viele wichtige Stoffe, die das
Kind schützen und wachsen lassen. Besonders wichtig ist sie für
Frühgeborene und kranke Kinder, deren Mütter (noch) keine eigene Milch
haben. Die Frauenmilchsammelstelle am Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus Dresden gehört zu den ältesten in Deutschland. Seit 1942 werden in
der Kinder- und Frauenklinik Muttermilchspenden entgegengenommen. Doch die
Menge der Milch wurde in den vergangenen Jahren geringer. Wurden in der
Zeit von 2013 bis 2021 jährlich zwischen 600 und fast 1.000 Liter
Muttermilch gespendet, waren es im vergangenen Jahr nur knapp 300 Liter.

An diesem Freitag, 19. Mai, macht der Internationale Tag der Milchspende
auf die Bedeutung von Frauenmilchbanken aufmerksam. Auch das Uniklinikum
Dresden nutzt den Termin, um für mehr Spenden zu werben, denn in den
vergangenen Jahren wird immer weniger Milch abgegeben. „Ein Grund könnte
sein, dass viele Mütter unsicher sind, ob sie nach einer Corona-Erkrankung
überhaupt als Spenderin infrage kommen“, sagt Sabine Männchen, Leiterin
der Perinatologischen Station. Darüber müssen sich die Frauen aber keine
Sorgen machen: Jeder Tropfen der wertvollen Milch wird im Labor auf
Bakterien und Viren untersucht.

Die „Milchküche“ des Uniklinikums befindet sich im Kinder- und
Frauenzentrum im Haus 21. Dreimal wöchentlich werden dort Milchlieferungen
entgegengenommen. Dafür müssen die Spenderinnen nicht einmal selbst in die
Milchküche kommen. Innerhalb der Dresdner Stadtgrenzen übernimmt ein
Fahrdienst den Service und holt die Milch bei den Familien zu Hause ab.
Mindestens einmal müssen die Frauen allerdings persönlich in der Klinik
vorbeischauen. „Vor der ersten Spende werden die Frauen untersucht und es
wird Blut abgenommen“, erklärt Sabine Männchen. Nur, wer gesund ist und
keine Medikamente nimmt, kommt als Spenderin infrage. Im Labor wird zudem
die Qualität der gespendeten Milch gecheckt. „Dann entscheiden wir, ob wir
die Milch pasteurisieren oder womöglich aussortieren müssen“, sagt Sabine
Männchen.

Mit der gespendeten Muttermilch werden am Uniklinikum vor allem
frühgeborene Babys versorgt. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von
einer Frühgeburt, wenn ein Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt
kommt. „In Sachsen gibt es nur vier Kliniken, die sich um extrem unreife
Kinder kümmern können“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereichs
Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin. In Dresden und Ostsachsen
übernimmt das Universitätsklinikum die Aufgaben von einem der vier
sächsischen Level-1-Zentren. Dafür ist es entsprechend ausgerüstet und
verfügt über die notwendige Expertise zur Versorgung extrem unreifer
Frühgeborener und schwer erkrankter Neugeborener. Die „Milchküche“ ist ein
Teil der Versorgungsstrukturen. Die anderen drei Zentren finden sich in
Leipzig und Chemnitz.

Am Uniklinikum Dresden werden pro Jahr 400 bis 500 Frühgeborene versorgt,
mehr als 100 von ihnen sind zum Zeitpunkt ihrer Geburt leichter als 1.500
Gramm. Dass sie hier so gut versorgt werden können, liegt auch an der
Frauenmilchsammelstelle. Mit einem speziellen Analysegerät ist es möglich,
den Nährwert der Milch zu überprüfen und zu kontrollieren, wie viel
Eiweiß, Zucker und Fette sie enthält. Damit wird verhindert, dass ein Baby
aufgrund mangelhafter Milchqualität sich nicht entsprechend entwickelt.
Prof. Rüdiger betont, wie wichtig gute Muttermilch für den Säugling ist,
weil sie ihn optimal ernährt. „Die damit versorgten Kinder haben zum
Beispiel im ersten Lebensjahr weniger mit Durchfall- und
Atemwegserkrankungen zu kämpfen.“

Zuerst von der Spende profitiert, dann selbst Spenderin

Mit knapp 2.000 Gramm war Marte Bonny am 13. April, ihrem Geburtstag, zwar
relativ schwer – nach erst 31. Schwangerschaftswochen aber noch sehr
unreif. 48 Stunden wurde sie auf der Neugeborenen-Intensivstation
versorgt, seitdem verbringt sie die Tage mit ihrer Mama Anne Schlüter auf
der Neugeborenen-Station S6. Die 31-jährige Mutter lebt eigentlich in
Bautzen, übernachtet derzeit aber im Elternhaus des Dresdner Kinderhilfe
e.V., das nur wenige Minuten entfernt in der Schuberstraße liegt und
Eltern wie Anne Schlüter einen kostenlosen Schlafplatz bietet, während
ihre Kinder im Klinikum versorgt werden. Nicht nur für diese Hilfe ist die
junge Frau dankbar, sondern auch für die Muttermilchspenden, mit denen
ihre Tochter in den ersten vier Lebenstagen versorgt wurde. „Dann setzte
bei mir die Milchproduktion ein und ich konnte mein Baby selbst stillen“,
erzählt Anne Schlüter. Seitdem gibt sie täglich rund 200 Milliliter in der
Milchküche des Uniklinikums ab, um anderen Müttern und ihren Kindern zu
helfen.

„Muttermilchspende soll genauso wichtig werden wie die Blutspende“

Die Milch der eigenen Mutter sei ohne Frage das Beste für das Kind,
ergänzt Sabine Männchen. „Sie ist immer auf die Bedürfnisse des Kindes
eingestellt und auch entsprechend zusammengesetzt.“ Weil eine Frühgeburt
für Frauen oft eine traumatische Erfahrung sei, reagiere ihr Körper
zunächst anders als bei einer normalen Geburt. Um die Zeit zwischen Geburt
und Milchproduktion zu überbrücken, ist die gespendete Muttermilch aber
besser als alle Alternativen. „Muttermilch kann nicht komplett nachgebaut
werden. Sie ist einzigartig.“ Deshalb wollen Sabine Männchen und ihr Team
stillende Mütter am Internationalen Tag der Milchspende auf dieses Thema
aufmerksam machen. „Wir wünschen uns, dass die Muttermilchspende genauso
wichtig wird, wie die Blutspende.“ Denn davon profitieren Babys
sachsenweit. Bekommt das Uniklinikum mehr Spenden, als für die eigenen
Säuglinge benötigt, werden auch andere Krankenhäuser damit versorgt. „Das
Beispiel zeigt, welche Verantwortung die Hochschulmedizin Dresden für die
gesamte Region übernimmt“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer
Vorstand des Uniklinikums. „Als einziges ostsächsisches Perinatalzentrum
der höchsten Versorgungsstufe – dem sogenannten ‚Level 1‘ – bieten wir
Müttern und Vätern die Sicherheit einer optimalen ärztlichen wie
pflegerischen Versorgung, vor, während und nach der Geburt. Dazu trägt
auch die Frauenmilchsammelstelle am Uniklinikum mit ihrer langen Historie
bei.“

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nnovativer Ratgeber informiert über Lungenembolie

Lungenembolie ist eine der häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für
Betroffenen und ihre Angehörigen gibt es kaum umfassendes und
laiengerechtes Informationsmaterial. In einem Gemeinschaftsprojekt wurde
in den vergangenen drei Jahren ein innovativer Ratgeber entwickelt, der
diese Lücke schließt. An dem Projekt waren die Universität Augsburg, die
LMU München und das Universitätsklinikum Augsburg beteiligt. Eine
Evaluationsstudie belegt, dass die umfangreiche Broschüre nicht nur zu
besseren Kenntnissen über die Erkrankung beiträgt: Sie hilft den
Patientinnen und Patienten auch, mit der psychischen Belastung
fertigzuwerden, lindert ihre Sorgen und verbessert ihr subjektives
Wohlbefinden.

Über 90.000 Menschen in Deutschland erkranken pro Jahr an einer
Lungenembolie. Mehr als 15.000 von ihnen versterben daran. Doch auch
diejenigen, die überleben, empfinden die Erkrankung oft als einschneidende
Erfahrung. „Oft kommt die Lungenembolie wie aus heiterem Himmel, von einem
Moment auf den anderen, und stellt ein lebensbedrohliches Ereignis für die
Betroffenen dar“, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Anja
Kalch von der Universität Augsburg. „Die Betroffenen bekommen häufig
plötzlich nicht mehr genug Luft; sie haben Kreislaufbeschwerden oder
Schmerzen beim Atmen - eine Situation, die viele von ihnen als extrem
belastend wahrnehmen.“

Hinzu kommt das beträchtliche Risiko eines Rückfalls, das sich zwar durch
die Einnahme von Medikamenten deutlich senken lässt. Diese müssen jedoch
meist lebenslang genommen werden. Viele Patientinnen und Patienten
fürchten sich zudem vor den Nebenwirkungen, etwa dem erhöhten Risiko einer
Blutung. Die Lungenembolie ist daher auch psychisch und emotional eine
starke Belastung. „Dennoch gibt es bislang kaum umfassendes und
laiengerechtes Informationsmaterial, das ihnen hilft, mit ihrer Krankheit
fertigzuwerden“, sagt Kalch.

Straffes Forschungsprogramm

Der neue Ratgeber schließt diese Lücke. Er ist das Ergebnis eines
Gemeinschaftsprojekts von Kommunikationswissenschaft und Epidemiologie. In
den vergangenen drei Jahren sind dafür insgesamt 700.000 Euro vom
Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) an die
beteiligten Arbeitsgruppen geflossen - eine Menge Geld, mit der ein
straffes Forschungsprogramm finanziert wurde: „Wir haben zunächst
systematisch analysiert, welche Informationen für Patientinnen und
Patienten es bereits gibt“, sagt Prof. Dr. Helena Bilandzic, die den
Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaften an der Universität Augsburg
innehat. „Zudem haben wir in Interviews mit Betroffenen die Bereiche
identifiziert, in denen besonders großer Informationsbedarf besteht, der
momentan noch nicht gedeckt wird.“

Die Wissenschaftlerin erforscht unter anderem, wie Informationen
aufbereitet werden müssen, um leicht verstanden zu werden und eine
möglichst große Wirkung zu entfalten. Dieser Blickwinkel hat auch die neue
Broschüre maßgeblich geprägt. Zu Beginn jeder Doppelseite findet sich eine
Zusammenfassung, die kurz und bündig die wichtigsten Fakten zum gerade
behandelten Thema zusammenfasst: die wichtigsten Symptome einer akuten
Lungenembolie, Behandlungsmöglichkeiten, langfristige Folgen, Auswirkungen
auf den Alltag. Dieser Überblick wird dann - angereichert durch
anschauliche Bilder - vertieft.

„Wir haben zudem regelmäßig auch kurze Erfahrungsberichte von Patientinnen
und Patienten zu bestimmten Aspekten der Erkrankung aufgenommen“, sagt
Bilandzic. „Die Forschung zeigt, dass Inhalte dadurch einerseits leichter
verständlich werden. Zudem erleben die Betroffenen durch diese Elemente,
dass sie mit ihren Erfahrungen, Sorgen und Problemen nicht allein sind.“
Zur besseren Orientierung enthält der Ratgeber zudem sogenannte
Evidenzmarkierungen. Sie machen auf einen Blick klar, wieviel die Medizin
zu einer bestimmten Frage weiß und wo noch Forschungsbedarf besteht. So
gibt es beispielsweise erst wenige Studien dazu, was genau die psychische
Belastung von Patientinnen und Patienten ausmacht und wie diese konkret
reduziert werden kann. Die Markierung signalisiert für dieses Thema daher
eine geringe Evidenz. „Es ist das erste Mal, dass dieser Aspekt in einem
Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen berücksichtigt wurde“, betont
Bilandzic.

Die Broschüre soll einerseits Patientinnen und Patienten helfen, Probleme
nach einer Lungenembolie besser einzuschätzen. Außerdem gibt sie ihnen
Werkzeuge an die Hand, das Risiko einer weiteren Embolie so weit wie
möglich zu senken. Daneben hatten die Projektbeteiligten aber auch noch
die allgemeine Bevölkerung als Zielgruppe im Blick. „In erster Linie geht
es uns dabei um den Freundeskreis sowie um Partnerinnen und Partner der
Betroffenen“, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin Anja Kalch. „Wir
wollen aber auch insgesamt den Wissensstand zur Lungenembolie verbessern
helfen.“

Ergebnisse der Evaluation vielversprechend

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Forschenden fast 500 gesunden
Frauen und Männern verschiedene Prototypen des Ratgebers in die Hand
gedrückt. Auf Grundlage des erhaltenen Feedbacks haben sie die Broschüre
dann weiter verfeinert. Das Ergebnis ist den Aufwand Wert, wie die
unlängst erfolgte Abschluss-Erhebung zeigt. „Die mehr als 200 Patientinnen
und Patienten, denen wir die Broschüre zur Verfügung gestellt hatten,
wussten danach besser über ihre Krankheit Bescheid als die
Kontrollgruppe“, sagt Helena Bilandzic. „Zudem verbesserte sich ihr
psychisches Wohlbefinden und ihre krankheitsspezifische
Gesundheitskompetenz.“

Denn letztlich sind Informationen auch das beste Mittel gegen diffuse
Ängste, die viele Menschen mit schweren Krankheiten plagen. Wer informiert
ist, kann seine Erkrankung und ihre Folgen besser einschätzen. Außerdem
neigen Betroffene dann nicht mehr so stark dazu, dauernd in sich
hineinzuhorchen, ob sich der eigene Zustand möglicherweise verschlechtert.

An dem Projekt waren neben den Kommunikationswissenschaften der
Universität Augsburg (Prof. Dr. Helena Bilandzic, Dr. Anja Kalch, Aliscia
Albani, Constanze Küchler) und den Epidemiologen der Universität Augsburg
sowie der LMU München (Dr. Inge Kirchberger, Simone Fischer, Prof. Dr.
Christine Meisinger) auch das Augsburger Universitätsklinikum (Prof. Dr.
Thomas Berghaus, Lungenheilkunde) und die Techniker Krankenkasse
beteiligt.

Die entwickelte Broschüre kann auf der folgenden Webseite heruntergeladen
werden: https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/fakultat
/division-media-effects-and-processes/research/projects/info-le/

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Leiser Killer Bluthochdruck: Blutdruck checken und vor Risiken schützen

Herzschwäche, Vorhofflimmern, Schlaganfall: Ursache ist häufig ein über
Jahre unbemerkter Bluthochdruck. Wer früh seinen Blutdruck misst und
handelt, kann sich vor den fatalen Folgen der stillen Gefahr schützen /
Info-Service zum Welthypertonietag

Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck,
etwa jeder dritte Erwachsene – sehr viele wissen nichts von ihrem
Bluthochdruck. Dabei kann ein dauerhaft unzureichend oder nicht
behandelter Bluthochdruck zu Herzerkrankungen wie Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) und Vorhofflimmern oder zu schwerwiegenden
Komplikationen wie Gehirnblutung, Schlaganfall, Herzinfarkt oder
Nierenversagen führen. „Das Tückische an Bluthochdruck ist, dass er sich
nicht unbedingt mit Beschwerden bemerkbar macht, obwohl Organe
möglicherweise bereits geschädigt sind“, warnt der Herzspezialist Prof.
Dr. Thomas Meinertz vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen
Herzstiftung. „Vor allem ein dauerhaft erhöhter Blutdruck lässt den Körper
an den hohen Druck gewöhnen. Man kann sich trotzdem gut fühlen“, weiß
Meinertz aus seiner eigenen Erfahrung mit Hochdruckpatienten. Symptome wie
Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen oder gar Nasenbluten können, müssen
aber nicht auftreten. „Und wenn sich Beschwerden bemerkbar machen, ist es
in aller Regel schon zu spät, weil es bereits zur Schädigung von Gefäßen
und Organen gekommen ist“, berichtet der Kardiologe aus Hamburg.
Umso wichtiger ist die frühzeitige Erkennung des Bluthochdrucks durch
frühzeitiges und regelmäßiges Messen, damit der Blutdruck medikamentös und
mit einem gesunden Lebensstil gut eingestellt werden kann. Dazu bietet die
Herzstiftung anlässlich des Welthypertonietags am 17. Mai unter dem Motto
„Lass dich checken!“ unter https://herzstiftung.de/blutdruck-checken ein
kostenfreies Infopaket rund um Bluthochdruck. Das Paket umfasst eine
Vielzahl von Broschüren. Das Infomaterial hilft Betroffenen, selbst aktiv
zu werden, ihren Blutdruck zu regulieren und ihre Gesundheit optimal vor
den Folgen der Volkskrankheit zu schützen.

Blutdruckmessen ist die beste Vorsorge
Die Deutsche Herzstiftung und Hochdruckexperten empfehlen allen
Erwachsenen folgende Zeitintervalle für eine Blutdruckmessung:
- mit optimalen Blutdruckwerten (unter 120 mmHg/80 mmHg) mindestens alle
fünf Jahre,
- mit normalen Werten (120-129 mmHg/80-84 mmHg) alle drei Jahre,
- mit hochnormalem Blutdruck (130-139 mmHg/85-89 mmHg) mindestens einmal
im Jahr und
- mit Bluthochdruck Grad 1 (ab 140 mmHg/ab 90 mmHg) regelmäßig zu Hause.

Worauf bei der Blutdruckmessung genau zu achten ist, darüber informiert
ein Experten-Beitrag unter www.herzstiftung.de/blutdruck-messen Darin
werden häufige Fragen geklärt wie: Wann und wie häufig sollte man messen?
Welche Blutdruckwerte sind normal? Wie ist die richtige Position beim
Messen? Warum sollte man auf Kaffee vor der Messung verzichten?

Natürlicher Blutdrucksenker: Mit gesundem Lebensstil zum optimalen
Zielwert
Indem man erhöhte Blutdruckwerte durch einen gesunden Lebensstil senkt,
allen voran mit Ausdauerbewegung, Abbau von Übergewicht und der
konsequenten Einnahme der blutdrucksenden Medikamente, beugt man wirksam
Folgeerkrankungen wie Herzschwäche in Form der hypertensiven Herzkrankheit
(„Hochdruckherz“) und Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) sowie
Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall vor. Als optimale
Blutdruckzielwerte gelten aktuell für jüngere Patienten bis zum Alter von
65 Jahren weniger als 130 mmHg systolisch, sofern sie es vertragen.
Patienten über 65 sollten auf systolische Werte unter 140 mmHg kommen, um
Nebenwirkungen zu vermeiden. Die genannten Werte gelten auch für Patienten
mit Nebenerkrankungen wie Diabetes, koronare Herzkrankheit (KHK) und nach
einem Schlaganfall.

Blutdruck-„Medikament“ Ausdauerbewegung
Als einer der wichtigsten Lebensstilfaktoren gilt regelmäßiger
Ausdauersport wie Radfahren, Walken, Joggen oder Schwimmen. Auch bei
Patienten, die schlecht auf Medikamente ansprechen, senkt regelmäßiges
Ausdauertraining den Blutdruck. „Mit Ausdauerbewegung sinkt die
Wahrscheinlichkeit, Übergewicht und damit einen weiteren Risikofaktor für
Herzkrankheiten zu entwickeln“, betont Meinertz. Die Deutsche Herzstiftung
empfiehlt, sich mindestens dreimal pro Woche für 30 bis 45 Minuten bei
moderater Intensität zu bewegen. Als ideale Belastungsintensität gilt ein
Training bei etwa 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Da diese in der
Regel nur geschätzt werden kann, gilt als Faustregel „Laufen, ohne zu
schnaufen”: Man sollte sich während der Belastung noch unterhalten können.
Wer an den genannten Sportarten keine Freude findet, kann auch Gymnastik
oder Sportspiele mit geringer Belastung wie Tischtennis oder Golf wählen.
„Die Hauptsache ist, man wird regelmäßig aktiv. Das kann auch der
ausgedehnte Spaziergang mit dem Hund sein“, rät Meinertz.

Auch leichtes Kraft- und Kraftausdauertraining haben positiven Effekt
Sogar leichtes Krafttraining hat einen positiven Effekt, wenn es richtig
durchgeführt wird. Auch ein Kraftausdauertraining niedriger Intensität
kann den Blutdruck senken und das Ausdauertraining ergänzen. Da
Kraftausdauertraining vorwiegend bei hochnormalem Blutdruck (bis 139/89
mmHg) oder bei leichtem Bluthochdruck (bis 159 mmHg) empfohlen wird,
sollten sich Patienten von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin individuell
beraten lassen, welches Training für sie das richtige ist. Grundsätzlich
ungeeignet bei Bluthochdruck sind hingegen Maximalkrafttraining,
beispielsweise Gewichtheben, sowie Sportspiele mit hoher Belastung wie
Squash oder Eishockey.

Infos-Service zum Welthypertonietag
Ein kostenfreies Paket mit einer Vielzahl von Broschüren, die über den
Bluthochdruck informieren bietet die Herzstiftung anlässlich des
Welthypertonietags. Das Infomaterial hilft dabei, selbst aktiv zu werden,
den Blutdruck zu regulieren und seine Gesundheit optimal zu schützen.
Jetzt Paket bestellen unter https://herzstiftung.de/blutdruck-checken

Broschüre zu Bluthochdruck – die stille Gefahr
In der Broschüre „Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen“ informieren
Bluthochdruckexperten laienverständlich über Ursachen, Diagnose und
Therapie des Bluthochdrucks. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Prävention.
Die 130 Seiten umfassende Broschüre kann bei der Herzstiftung kostenfrei
angefordert werden unter https://herzstiftung.de/bestellung oder per Mail
unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Tel. 069 955128-400.

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